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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
Autoren: Peter Heller
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Irgendwie so was. Die hatten eine verdammte Schleuder.
    Sie haben ihre Toten mitgenommen.
    Bangley versuchte, die Schultern zu zucken.
    Kann sein, krächzte er. Nach einer Weile fügte er hinzu: Haben sich zusammengerottet.
    Seine Stimme verfing sich, er musste sich räuspern.
    Haben wohl gedacht, ich wär tot. Im Haus. Ich hab sie mit dem Granatwerfer erwischt. Und nochmal zwei auf dem Weg hierher. Das hat ihnen gereicht.
    Bangley musterte den Mann, von dem er annehmen musste, dass er sein neuer Freund war.
    Wo hast du gedient?, fragte er schließlich.
    Navy SEALs, sagte Pops. Afghanistan. Und anderswo.
    Bangley nickte knapp.
    Die waren angezogen wie verdammte Mongolen. Sechs Frauen waren dabei. Mit Pfeil und Bogen. Die kannten sich aus …
    Er verstummte, verdrehte die Augen, versuchte sich zu erinnern. Ein Schauder durchlief seinen Körper.
    Pops wartete geduldig. Er kannte das.
    Ich habe mich gefragt, sagte er schließlich. Ich habe das Haus nebenan bezogen. Ich habe mich gefragt, ob ich mir die Sig für eine Weile ausleihen könnte. Solange du im Krankenhaus liegst.
    Bangley brauchte einen Moment, um in den Augenblick zurückzufinden. Dann nickte er schwach. Ist das deine Tochter?, war seine Antwort.
    *
    Ich nahm sie mit zu den Familien. Sie wollte mich begleiten, sobald Pops und ich wieder unten waren. Sie nahm ihre Arzttasche mit. Wir landeten auf der Einfahrt, und sie kamen von allen Seiten auf uns zu, manche rannten, andere schleppten sich mühsam voran, stellten sich im Hof in einer Quarantänelinie auf wie eine bunt gemischte Truppe. Wir stiegen aus, und ich sah ihre Gesichter, als sie Cima entdeckten. Sie rissen überrascht die blutunterlaufenen Augen auf, ließen die spitzen Kinnladen fallen, und die Kleinsten wagten sich mit vorgestrecktem Kopf vor wie neugierige, verängstigte Hirschkälber. Hätten sie es gekonnt, sie hätten die Ohren aufgestellt. Die Aufregung, die verunsicherten Blicke zurück zur Mutter.
    Cima marschierte ohne zu Zögern durch die Sicherheitszone, und wie mit einem Körper wichen sie zurück, stießen vor Schreck einen Schrei aus, teilten sich vor ihr wie ein Meer. Sie streckte eine lange, starke, blau gefleckte Hand aus.
    Ist schon gut. Ich bin Ärztin.
    Als ob das etwas erklären würde. Sie lächelte. Machte sich klar, wie absurd das klang.
    Hi, ich bin Cima.
    Vielleicht lag es an den blauen Flecken, an ihrer vermeintlichen Zerbrechlichkeit, an der Tatsache, dass sie die schreckliche Krankheit überlebt hatte. Ich beobachtete ihre Gesichter. Einige winkten, lächelten mir zu, aber. Cima betrachteten sie mit einer Neugier, die ihre Angst fast besiegte, sie empfingen sie wie ein Familienmitglied. Wie jemanden, der zu ihnen gehörte, sie wussten nur noch nicht genau, warum. Und gleichzeitig war sie fremd, anders genug, um sie zu verwirren. Nun ja. Immerhin waren sie Mennoniten. Für sie waren Heiligenerscheinungen durchaus denkbar. Und ich hatte mich immer für ihren Engel gehalten. Ich stand auf dem Hof rum und wusste zum ersten Mal in meinem Leben nicht, wohin mit meinen großen Händen, ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen, lachte verblüfft und beschämt.
    Und. Sie war Ärztin. Aber.
    Cima, rief ich.
    Sie drehte sich halb um.
    Sie …
    Sie. Natürlich wusste sie, dass sie ansteckend waren. Wir hatten eben noch darüber gesprochen.
    Sie hob die Hand, alles Roger, beruhigend und auch ein bisschen abschätzig, und wieder musste ich lachen. Wie sich die Zeiten ändern. Der Kreis um sie hatte sich wieder geschlossen, und ich wusste, sie hatte sie bereits verführt, für sich gewonnen, sie liebten sie jetzt schon so, wie ich sie liebte, vom ersten Moment an.
    Die Kinder streckten die Hände aus und berührten ihren Rock, und das kleine Mädchen, ich glaube sie hieß Lili, Lili umklammerte ihr Bein wie ein Bärenjunges einen Baumstamm.
    Hi, sagte Cima. Hi. Du bist aber hübsch. Wie heißt du? Und du? So ein hübscher kleiner Kerl.
    Das Wunder, von einer Fremden berührt zu werden. Nicht mehr unberührbar zu sein.
    Ich machte mir Sorgen, aber. Allein diese Szene war es wert.
    Sie richtete sich ein Zimmer im alten Farmhaus ein, das man früher ganz altmodisch den Salon genannt hätte, und untersuchte sie der Reihe nach. Sie zog Einmalhandschuhe an. Ich sah sie an ihren Händen, wenn sie die Küchentür öffnete und den nächsten Patienten reinrief. Ganz leise. Sie musste einen ganzen Packen davon in ihrer Tasche haben. Sie vernähte Wunden, legte Verbände an, rief nach
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