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Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft

Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft

Titel: Das Ende der Privatsphäre: Der Weg in die Überwachungsgesellschaft
Autoren: Peter Schaar
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Wesentlichen dort eingesetzt, wo entweder große Datenmengen zu bewältigen waren, etwa in der Buchhaltung oder bei statistischen Großerhebungen. Ein weiterer Einsatzbereich waren komplizierte oder aufwendige Berechnungen, etwa in der Meteorologie und bei der vorwiegend militärisch genutzten Datenverschlüsselung (Kryptologie). Der Computer wurde von der Öffentlichkeit zunächst als riesige Maschine wahrgenommen, deren Funktionsweise zwar kaum jemand wirklich verstand (insoweit hat sich bis heute wenig geändert!), mit der aber ungeheure Datenmengen bewegt wurden. Dass diese Technik nicht nur zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden konnte und dass sich die unheimlichen Maschinen dazu eignen könnten, eine umfassende Überwachung im Sinne der Big-Brother-Vision in George Orwells »1984« zu realisieren, war kritischen Zeitgenossen recht früh bewusst. Spätestens als deutlich wurde, dass es eben keine wirtschaftliche oder gesellschaftliche »Sättigungsgrenze« für ihren Einsatz gab, wurden erste Forderungen erhoben, die Menschen vor den negativen Folgen zu schützen und dabei insbesondere Vorkehrungen zum Schutz der Privatsphäre zu treffen.
    Die Einführung des PC, des »persönlichen Computers«, in den Achtziger- und Neunzigerjahren »befreite« die Computertechnik aus den Rechenzentren von Firmen, Behörden und Universitäten. Auch wenn uns die frühen PC heute als klobig, lahm und leistungsschwach erscheinen, war der Beitrag des PC zur Veränderung des Alltags enorm. Erstmalig konnten sich auch kleine Unternehmen der Vorteile der automatisierten Datenverarbeitung bedienen. Kinder und Jugendliche machten mit »Spielcomputern« Bekanntschaft und wurden auf diese Weise technologisch völlig anders geprägt als alle Generationen zuvor, denn Computertechnik auf elterlichen Schreibtischen oder in Kinderzimmern war plötzlich ganz normal. Der Umgang mit Computern war nicht mehr allein Sache von Fachleuten, sondern auch von Lehrern, Schülern und einfachen Büroangestellten. Überall wurde darüber diskutiert, wo man die neue Technik einsetzen könnte, von der Prozesssteuerung bis zur Verwaltung des häuslichen Weinkellers oder zum elektronischen Kochbuch.
    Der PC ermöglichte auch die Speicherung und Auswertung personenbezogener Daten ohne vorherige aufwändige Programmierarbeiten. Es war verlockend, einfach auszuprobieren, »was ging«. Die Verfügbarkeit von Geräten, mit denen sich ohne größeren Aufwand Daten verarbeiten lassen, bot offenbar einen kaum beherrschbaren Anreiz, dies auch zu tun, selbst wenn damit erhebliche Risiken für den Datenschutz verbunden waren, vor allem dort, wo sensible Daten verarbeitet wurden.
    Manche in Zeiten der Großrechner entwickelten Datenschutzprinzipien wurden mit dem Aufkommen des PC weitgehend obsolet. So schrieb (und schreibt!) das Bundesdatenschutzgesetz etwa vor, »Unbefugten den Zutritt zu Datenverarbeitungsanlagen, mit denen personenbezogene Daten verarbeitet oder genutzt werden, zu verwehren (Zutrittskontrolle)«. Nimmt man diese Vorgabe wörtlich, wäre praktisch jede Verwendung von PC in öffentlich zugänglichen Räumen zur personenbezogenen Datenverarbeitung unzulässig, und erst recht jeder Notebook-Einsatz.
    Inzwischen sind Klein- und Kleinstcomputer in vielfältigen Formen erhältlich, neben dem für den Schreibtisch bestimmten Desktop der Handheld oder das Notebook. Computer in Mobiltelefonen (»Communicator«) sind inzwischen genauso verfügbar wie der nur noch handtellergroße Palmtop für die Westentasche. Speichermedien in der Größe eines Fingernagels haben heutzutage bisweilen eine größere Kapazität als vor zwanzig Jahren eine kühlschrankgroße Speichereinheit.
    Nicht minder revolutionär sind die Fortschritte bei den Computerprogrammen, der »Software«. Die Computerpioniere legten großen Wert auf eine individuelle Programmierung, wobei die Programme zunächst sehr »hardware-nah« waren, das heißt abhängig von den jeweils eingesetzten Maschinen. Heute können selbst Laien nicht nur Programme zur Text- und Tabellenverarbeitung verwenden, sondern sogar Datenbanksysteme entwickeln. Der PC ist heute ein unentbehrliches Werkzeug für fast jeden Arbeitsplatz, ohne dass die Kenntnisse um die Risiken und einen verantwortungsbewussten Umgang mit der zunehmenden Verwendung der Technologie Schritt gehalten haben.
    Kaum zu unterschätzen ist auch eine weitere, teilweise parallel verlaufende Entwicklung: Die einzelnen Systeme wurden zunehmend nicht
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