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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Autoren: Hanna Rosin
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Drittel. Bei den weiblichen Teenagern fiel die gleiche Rate nach den neuesten Daten des US -amerikanischen Center for Disease Control and Prevention von 37,2 auf 27 Prozent. Teenagerschwangerschaften sind seit dem Höhepunkt im Jahr 1991 um 44 Prozent zurückgegangen und haben 2010 einen Tiefststand erreicht.
    Eine der spannendsten Entwicklungen in der Kriminalgeschichte der letzten 20 Jahre ist der dramatische Rückgang sexueller Übergriffe. In Teilen der USA sind die Raten, insbesondere für weiße Frauen, so niedrig, dass die Kriminologen die Zahlen nicht mehr auf ihren Schaubildern darstellen können. »Die Frauen in einem Großteil Amerikas könnten genauso gut in Schweden leben, so sicher sind sie«, sagt der Kriminologe Mike Males, ein Forscher am Center on Juvenile and Criminal Justice. Der stärkste Rückgang fand bei der Vergewaltigung von Bekannten statt. Insbesondere diese Veränderung steht in direktem Zusammenhang mit dem neuen wirtschaftlichen Erfolg der Frauen. Frauen, die finanziell von einem Mann abhängig waren, konnten sich viel schwerer aus einer Beziehung oder Situation befreien, in der sie missbraucht wurden. Heute jedoch können Frauen, die früher vielleicht in einer solchen Beziehung geblieben wären, den Mann verlassen oder, häufiger noch, ihn aus dem Haus werfen. »Junge Frauen«, sagt Males, »haben heute beträchtlich mehr Macht. Und deshalb werden sie sehr viel seltener zum Opfer.«
    In einer Zeit, in der die Menschen länger Single bleiben, durchlaufen unabhängige Akademikerinnen wie Tali einen langen sexuellen Entwicklungsbogen. In den ersten Jahren haben sie heutzutage vielleicht härter zu kämpfen als in Zeiten, die noch von mehr Ritterlichkeit geprägt waren. Wenn die Ehe noch ein sehr fernes Ziel ist, sind beide Geschlechter eher bindungsscheu und verhalten sich dementsprechend. Irgendwann in meinen Interviews stellte ich den Frauen immer folgende Frage: »Wenn ein Mann mit dir schläft und dich am nächsten Tag im Seminar nicht mehr kennt, ist er dann ein Arschloch?« (So sahen wir es, als ich auf der Hochschule war.) Doch die meisten Frauen, mit denen ich sprach, lachten nur oder schauten mich ganz verwirrt an, als wollten sie sagen: Machen das nicht ganz viele?
    Bücher über die Hook-up-Kultur betonen tendenziell die Frustrationen, die sie verursacht: »Viele wollen dich einfach bloß abschleppen und dann nie mehr ein Wort mit dir wechseln … du bist ihnen total egal!«, beklagt sich eine Frau in Hooking Up: Sex, Dating, and Relationships on Campus von Kathleen Bogle . »Das hält dich vielleicht nicht davon ab [dich abschleppen zu lassen], weil du denkst: ›Dieses Mal ist es vielleicht anders.‹« Bogle, die 76 Studenten interviewte, kam außerdem zu dem Schluss, dass Doppelmoral immer noch ein Problem ist. Männer hängen Listen mit »Fuck Points« am Schwarzen Brett ihrer Verbindungshäuser aus. Frauen, die mit zu vielen Männern ins Bett gehen, werden als »Lacrosse-Nutten« (ursprünglich Frauen, die mit mehreren Männern aus der Lacrosse-Mannschaft schliefen) oder als »Hausratten« beschimpft, oder sie werden als »gut zum Abschleppen« (aber für nichts sonst) bewertet. Die Hook-up-Kultur ist laut Bogle »ein Kampf der Geschlechter«, in dem die Frauen Beziehungen und die Männer »ja keine Verpflichtungen« wollen.
    Tatsächlich jedoch ist dies einer der Fälle, in denen schlaglichtartige Interviews irreführend sein können. Sprechen Sie an einem bestimmten Tag mit einer bestimmten Neunzehnjährigen, und sie serviert Ihnen einen ganzen Sack voll weiblicher Schwierigkeiten. Aber (wie ihre Freundin nach einer durchweinten Nacht vermutlich sagen würde) man muss die Sache in Relation setzen. Mit etwas Abstand betrachtet ist die Hook-up-Kultur für die meisten Frauen eine Art Insel, die sie vor allem als Studentinnen besuchen, und auch dann nur, wenn sie sich langweilen oder gerade experimentieren oder solange sie es nicht besser wissen. Doch sie bleiben nicht darin hängen. Die Sexkultur ist heute vielleicht rauer geworden, doch die jungen Frauen haben sehr gute Voraussetzungen, damit klarzukommen, weil sie sich im Gegensatz zu früher um wichtigere Dinge wie zum Beispiel gute Noten, Praktika, Bewerbungsgespräche und ihre finanzielle Zukunft kümmern müssen. Trotz aller Verwirrung im Detail sehen sie das Ganze heute klarer. Die sorgfältigsten und mit der größten Geduld durchgeführten Untersuchungen über die Hook-up-Kultur zeigen, dass Frauen langfristig
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