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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Autoren: Hanna Rosin
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noch wenig sexuelle Erfahrung haben und nicht wissen, wie sie ihre Partnerinnen befriedigen sollen, oder daran, dass die Frauen nicht immer auf einer Erfüllung ihrer sexuellen Bedürfnisse bestehen. Jedenfalls berichtet etwa dieselbe Zahl von Frauen und Männern in Englands Umfrage, dass sie ihren letzten Hook-up »sehr« genossen hätten. Das heißt, auch die Frauen hatten etwas von der Begegnung, vielleicht Vergnügen (sogar ohne Orgasmus) oder eine Erfahrung oder das Erlebnis, jemandem Lust zu bereiten, oder einfach eine gute Geschichte. Etwa 66 Prozent der Frauen wünschen sich, dass aus ihrem letzten Hook-up mehr wird, und 58 Prozent der Männer haben denselben Wunsch – kein großer Unterschied angesichts der kulturpessimistischen Panik über den Niedergang des ritterlichen Zeitalters und die bösen Folgen für die Frau.
    Fast alle Frauen, die Armstrong und Hamilton in dem Wohnheim interviewten, gingen davon aus, dass sie heiraten würden, und freuten sich darauf. Die Männer plädierten für ein ideales Heiratsalter, das zwei Jahre später lag als das von den Frauen bevorzugte, eine Präferenz, die dem durchschnittlichen Altersunterschied bei Ehen entspricht. Das Gesamtbild lässt vermuten, dass den meisten jungen Frauen ein Flirt mit der Hook-up-Kultur nichts schadet und sie am Ende ein glückliches Leben führen. Sie werden ein paar Jahre an ihrer Karriere arbeiten und sich mit unverbindlichen Beziehungen begnügen, dann mit etwa dreißig heiraten und womöglich ein glückliches Ehe- und Berufsleben führen.
    Natürlich hatten die meisten Befragten noch ein Jahrzehnt ihrer »sexuellen Karriere« vor sich, ein Jahrzehnt, in dem sich die widersprüchlichen Aspekte der neuen sexuellen Kultur noch intensivierten und die Frauen noch mehr sexuelles Selbstvertrauen und finanzielle Sicherheit gewannen, aber auch eine neue Art von Verwundbarkeit empfanden, als sie in das heute typische Heiratsalter kamen.
    Das pornografische Foto, das Studenten bei der Party einer Ivy-League-Wirtschaftsfakultät auf ihren Handys herumreichten, war eher ein Witz als Hardcore: Eine Frau mit einer Pudelmütze bläst einem Schneemann den Schneepenis. Schneeblasen oder Schneemannfellatio nennt man das, Ausdrücke, die bei dieser alkoholgeschwängerten Party mitten in der Woche außer mir offenbar jeder kannte. Die Männer auf dem Fest hielten den Frauen das Bild unter die Nase, aber die machten sich kaum die Mühe, die Augen zu verdrehen, geschweige denn, sich über das »feindselige sexuelle Umfeld« zu beschweren oder sich auf »Title IX « zu berufen. Diese Party wurde nicht von Frauen besucht, die an der Yale University Women’s Studies studierten; die hier waren schon einige Jahre älter, hatten das Grundstudium abgeschlossen und waren Veteraninnen der Hook-up-Kultur.
    Eine der Frauen hatte das Foto schon fünfmal gesehen, als ihr Freund es ihr zeigte, also hielt sie einfach ihren Bierkrug vor sein Handy und redete weiter. Er hatte schon zweimal vorgeschlagen, in einen Stripteaseclub zu gehen, und als eine gemeinsame Freundin fragte, ob die beiden heiraten würden, hatte er ihr den Stinkefinger gezeigt und darauf geachtet, dass seine Freundin es sah, damit sie sich keine Illusionen über eine baldige Heirat machte. Die Freundin sagte zu mir, sie sei »pubertäres Verhalten« gewöhnt. Sie habe drei kleine Brüder. Er kriegte es kaum mit.
    Mir wurde das Foto zum ersten Mal gezeigt, als ich auf den Balkon hinausging, weil ich die Kälte der lauten Musik vorzog. Meine genauere Betrachtung wurde von einem jungen Mann unterbrochen, der »Feier wie ein Rockstar!« schrie und sich vornüberbeugte, damit zwei Frauen in Tubetops ihm den Arsch tätscheln konnten. Bei diesen offiziellen Hochschulpartys auf dem Campus spendeten Privatunternehmen das wenige Essen und die unbegrenzten Biermengen, die direkt aus Fässchen in die Krüge flossen. (»Dicker Kopf mit freundlicher Unterstützung von Credit Suisse«, scherzte ein Barkeeper jedes Mal, wenn er einen Krug zapfte, und gab jedem den High Five.) Die Partys waren keine verbotene Ablenkung vom Studium, ganz im Gegenteil. Die Studenten sollten hier die offizielle Botschaft mitkriegen, dass es für ihren künftigen Erfolg genauso wichtig, ja vielleicht sogar noch wichtiger war als das Studium, sich mit Hilfe sozialer Schmiermittel zu vernetzen.
    Auf der Party kam der Spruch »Nein heißt ja! Ja heißt anal!«, der an der Yale University die Klage ausgelöst hatte, ebenfalls zur Sprache, aber
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