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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Autoren: Hanna Rosin
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von der Rezession der 1990er Jahre arg gebeutelt worden waren, fast 20 Jahre später, nach dieser neuen Serie von Schlägen, wohl dastanden. Und wie sie wieder in ein normales Leben zurückfinden würden. Ich hoffte, so lange mit Calvin in Kontakt bleiben zu können, bis er den Familieneinkauf wieder zahlen könnte und nach Hause zurückkehren würde. Ein Teil von mir stellte sich immer noch irgendeine ferne Zukunft vor, in der Calvin und Bethenny wie in der Serie »Can this Marriage Be Saved« aus dem guten alten Ladies’ Home Journal wieder zusammenkommen und mit ihrer Tochter ein glückliches Trio bilden würden, eine Zukunft, in der sich die Straßen der Stadt als dramatischer Höhepunkt der Serie endlich wieder mit Männern bevölkern würden.
    Aber als ich meine Gespräche mit Calvin führte und das Problem immer genauer recherchierte, entdeckte ich, dass ich mit den falschen Fragen begonnen hatte. Calvin und seine Freunde versuchten gar nicht mehr, in die Leben zurückzukehren, die sie einst geführt hatten, weil es diese Leben überhaupt nicht mehr gab. Ich verstand allmählich, dass sich Wirtschaft und Kultur grundlegend verändert hatten, und zwar nicht nur in Bezug auf die Männer, sondern auch in Bezug auf die Frauen. Beide Geschlechter würden sich an eine ganz neue Art, zu arbeiten und zu leben und sogar zu lieben, anpassen müssen. Calvin würde nicht mit einem Chevy vorfahren und seinen alten Platz am Kopf der Tafel wieder einnehmen, weil dort schon Bethenny saß, ganz zu schweigen davon, das sie die Monatsraten für die Hypothek, die Renovierung der Küche und ihren eigenen Gebrauchtwagen zahlte. Bethenny tat zu viel, aber es funktionierte, und sie hatte ihre Freiheit. Warum sollte sie das alles aufgeben wollen?
    Meine Geschichte handelte jetzt nicht mehr davon, wie tief die Männer gesunken waren; diese Entwicklung war schon seit mehreren Jahrzehnten im Gange und mehr oder weniger abgeschlossen. Das neue Thema bestand darin, dass die Frauen die Männer zum ersten Mal in der Geschichte in vieler Hinsicht übertroffen hatten. Die Calvins und die Bethennys, wir alle, hatten das Ende einer zweihunderttausendjährigen Periode der Menschheitsgeschichte und den Beginn einer neuen Ära erreicht, und es gab kein Zurück. Sobald ich mich dieser Möglichkeit stellte, erkannte ich, dass es überall Hinweise auf sie gab und wir alle nur durch jahrhundertelange Gewohnheiten und Traditionen daran gehindert wurden, sie zu sehen.
    Nach vielen weiteren Interviews und Recherchen war ich in der Lage, eine plausible Geschichte zu erzählen. Während der großen Rezession ab 2007 waren drei Viertel der 7,5 Millionen Arbeitsplätze, die in den USA verloren gingen, männliche Arbeitsplätze. Die am schwersten betroffenen Branchen hatten in der weit überwiegenden Mehrheit männliche Beschäftigte und ein ausgeprägtes Macho-Image: Bau, Industrieproduktion, Finanzmanagement. Einige dieser Arbeitsplätze entstanden wieder, aber insgesamt ist die Veränderung weder zufällig noch vorübergehend. Durch die Rezession wurde lediglich ein tiefgreifender wirtschaftlicher Wandel erkennbar (und beschleunigt), der schon 30 Jahre und in mancher Hinsicht sogar noch länger andauert.
    Im Jahr 2009 waren in den USA zum ersten Mal in der amerikanischen Geschichte mehr Frauen als Männer beschäftigt, und die Frauen stellen auch heute noch etwa die Hälfte der amerikanischen Beschäftigten. (Das Vereinigte Königreich und mehrere andere Länder erreichten den Umschlagpunkt ein Jahr später.) An allen Hoch- und Fachschulen auf der ganzen Welt mit Ausnahme Afrikas sind Frauen in der Überzahl. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel kommen auf zwei Männer, die einen Bachelor of Arts machen, jeweils drei Frauen. Von den 15 Kategorien von Tätigkeiten, deren Zahl in den USA im kommenden Jahrzehnt vermutlich am stärksten zunehmen wird, werden 12 primär von Frauen ausgeübt. Tatsächlich ist die US -Wirtschaft in mancher Hinsicht mehr und mehr von einer Art rotierender Schwesternschaft geprägt: Frauen werden berufstätig und verlassen den Haushalt und schaffen damit Haushaltsjobs für weitere Frauen. Unsere riesige notleidende Mittelschicht, in der die Unterschiede zwischen Männern und Frauen am größten sind, wird langsam zu einem Matriarchat, in dem die Zahl der Männer sowohl unter den Beschäftigten als auch in den Haushalten mehr und mehr schwindet und in dem Frauen alle Entscheidungen treffen.
    In der Vergangenheit waren die Männer
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