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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Autoren: Hanna Rosin
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»Er entspricht heute meinen Bedürfnissen, weil ich jetzt noch nicht heiraten will. Ich will nicht, dass irgendjemand Einfluss darauf hat, was ich nach meinem Abschluss mache.« Und eine andere sagte: »Er will zwei Kinder, bis er dreißig ist. Ich, na ja, ich vermute, dass wir nicht heiraten werden.«
    Die aufschlussreichsten Teile der Studie stützen sich auf die Interviews mit den weniger privilegierten Frauen. Viele von ihnen hatten schon einen Freund zu Hause, als sie an die Universität kamen, und sie rechneten damit, dass ihr Leben ähnlich verlaufen würde wie das ihrer Eltern: Ausbildung abschließen, sofort danach arbeiten und irgendwann zwischendrin heiraten. Sie waren noch ziemlich konservativ, als sie an die Uni kamen, und fanden die Hook-up-Kultur zunächst abstoßend. (»Diese reichen Zicken sind vielleicht nuttig«, fasst Armstrong diese Haltung zusammen.) Sie steckten in einer Zwickmühle, weil sie weder den Freund von zu Hause heiraten wollten, den sie als »die Katastrophe« bezeichneten (einen Mann, der seinen Hintern nicht vom Sofa hochbekommt und ihre Kreditkarte klaut), noch wollten sie sich auf eine sexuelle Kultur einlassen, bei der ihnen unbehaglich war. Frauen, die sich für die erste Möglichkeit entschieden und ihren frühen Freund heirateten, galten im Wohnheim als tragische Fälle, die einer Art spätviktorianischen Täuschung erlegen waren. »Sie sprach immer davon, dass sie es gar nicht erwarten könnte, zu heiraten und Kinder zu kriegen«, sagte eine Frau über ihre Freundin aus der Arbeiterschicht. »Sie hat bestimmt gedacht, wow, jetzt bin ich achtzehn … Es ging alles viel zu schnell, wissen Sie. Und dann hat sie einfach das Studium geschmissen und mit uns allen den Kontakt abgebrochen … Wie ich es sehe, kommt sie aus einer wirklich kleinen Stadt, und dort machen es alle so … heiraten und Kinder kriegen.«
    Die Erfolgreichen betrachteten die Hook-up-Kultur als das, was sie ist: den Weg aus der Sackgasse, in der sie von der »Katastrophe« unterjocht gewesen wären. »Jetzt bin ich so drauf, dass ich gar nicht mehr sofort heiraten oder Kinder kriegen muss«, sagte eine der weniger privilegierten Frauen im dritten Studienjahr. »Alle Freundinnen [meiner Brüder], siebzehn- bis zweiundzwanzigjährige Mädchen, haben … Kinder, und ich denke: Ach du lieber Gott … Ich dagegen kann noch ein paar Jahre etwas anderes tun, bevor ich eine Familie gründe … und mir über Kinder Gedanken mache.« Die Hook-up-Kultur hatte ihren Horizont erweitert. Sie konnte studieren und arbeiten und sich mit Männern treffen und ein paar Jahre von flüchtigen Beziehungen zehren, bevor sie heiratete.
    Die Vermutung, dass das Leiden unter der Abschleppkultur massiv übertrieben wurde, wird auch durch breiter angelegte, aber eher oberflächliche Untersuchungen bestätigt. Im Lauf des vergangenen Jahrzehnts sammelte die Soziologin Paula England von der New York University mittels einer Online-Umfrage Daten über Hook-ups. Sie verfügt inzwischen über 20 000 Antworten auf ihre Befragung und damit über das bisher umfangreichste Datenmaterial zum Thema. In ihrer Erhebung melden Hochschüler im letzten Studienjahr einen Medianwert von nur fünf Hook-ups in vier Jahren und einen Durchschnitt von 7,9. Durch ihre Studie wird ein Ergebnis früherer Umfragen bestätigt: Die Zahlen sind durch Personen an beiden Enden des Spektrums verzerrt. Forscher schätzen, dass etwa ein Viertel der Studenten sich völlig aus der Hook-up-Kultur ausklinkt, während ein Viertel mit Lust daran teilnimmt und mindestens zehn Hook-ups aufweist (die Lacrosse-Nutten?). Für die gemäßigte Mitte ist die Hook-up-Kultur laut England eine Chance, die man nur im ersten Studienjahr richtig auskostet oder nutzt, wenn einem danach ist oder wenn man sich gerade von seinem Freund getrennt hat. Am wichtigsten ist, dass sie die Möglichkeit intimer Beziehungen nicht zerstört. In Englands Studie berichten 74 Prozent der Frauen und etwa gleich viele Männer, sie hätten während des Studiums eine Beziehung gehabt, die mindestens sechs Monate gedauert habe (dies bedeutet, dass Tali entweder sehr viel Pech hat oder in ihrem letzten Studienjahr Glück haben wird).
    Wenn sich Frauen tatsächlich abschleppen lassen, ist das Klischee, dass sie dadurch unglücklich werden, nicht gerade zutreffend. Zwar ist es wahrscheinlicher, dass Männer beim unverbindlichen Sex einen Orgasmus haben, doch das kann daher rühren, dass viele männliche Studenten
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