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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
Autoren: Hanna Rosin
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verkünde, und als Antifeministin, weil ich angeblich sage, dass der Kampf für die Frauen vorbei sei. Ich bin weder das eine noch das andere, aber die Ergebnisse meiner Recherchen sprechen sowohl für einen eindeutigen Fortschritt der Frauen an manchen Fronten als auch für enorme Probleme an anderen. Frauen wie Bethenny – meine Freundin aus der Stadt der verschwindenden Männer – besitzen zurzeit eine zwiespältige Unabhängigkeit. Sie sind sehr viel seltener in Beziehungen, wo sie misshandelt werden, und treffen viel öfter selbst alle Entscheidungen über ihr Leben, aber sie sind auch viel häufiger alleinerziehend. Das ist eine schwere Last. Ein Erlebnis bei meinen Recherchen geht mir bis heute nicht aus dem Kopf: Ich musste in einem Community College in Kansas eine Frau im Aufzug wecken. Sie war zwischen dem Erdgeschoss und dem dritten Stock eingeschlafen, weil sie so hart arbeitete, um ihren Abschluss zu machen, nachts zu jobben und drei Kinder großzuziehen.
    Bei Frauen mit Hochschulabschluss äußert sich dieser Zwiespalt in zu vielen Wahlmöglichkeiten. Frauen dieser Schicht nehmen sich viel Zeit, um den perfekten Partner und einen kreativen, befriedigenden Beruf zu finden, und dann kommen sie nach Hause und betreuen ihre Kinder mit der Intensität einer Hauslehrerin. Ihr Leben ist reich an Möglichkeiten, von denen ihre Mütter nicht einmal träumten. Und doch bezeichnen sich die Frauen von heute in den meisten Umfragen nicht als glücklicher als die Frauen in den 1970er Jahren. Wahlfreiheit ist mit einem eigenen Set von Ängsten verbunden, mit neuen Sphären, in denen die Frau konkurrieren muss und sich unzulänglich fühlen kann, und mit der steten Furcht, dass sie etwas versäumen könnte.
    Die Männer von heute, insbesondere die jungen Männer, befinden sich in einer Übergangsperiode. Sie wollen nicht mehr wie ihre Väter leben, also Frauen heiraten, mit denen sie sich nicht unterhalten können, jeden Tag Überstunden machen und ihren Kindern geistesabwesend den Kopf tätscheln, wenn sie nach Hause kommen. Sie haben begriffen, dass ein väterlicher weißer Chef wie in der Fernsehserie Das Büro heute nur noch eine Witzfigur ist. Aber sie können sich nicht von alledem abwenden, weil sie Angst davor haben, Macht und Einfluss zu verlieren: durch Frauen, die mehr Geld verdienen, durch Berufe mit weniger Prestige, durch langweilige Dienstagnachmittage auf dem Spielplatz. Es gibt massenhaft Chancen für Männer. Theoretisch können sie heute alles sein: Sekretär, Schneider, Präsident des Bundeselternrats. Aber um neue Rollen zu übernehmen und in eine neue Phase einzusteigen, braucht man bestimmte Eigenschaften, nämlich Flexibilität, Organisationstalent und die Bereitschaft, seine Identität zu erweitern.
    Als ich mit diesem Buch begann, dachte ich, wir würden uns auf eine weibliche Welt zubewegen und diese Welt würde durch eine Reihe von »weiblichen Werten« geprägt sein, wie sie im Bem-Test definiert sind: »liebevoll«, »nachgiebig«, »mitfühlend«. Am Ende meiner Recherchen war ich jedoch nicht mehr so überzeugt, dass die Entwicklung bei Männern und Frauen etwas über solche festen Werte oder Eigenschaften aussagt oder von ihnen verursacht wird. Auch die Annahme, dass eine von Frauen geführte Welt »liebevoller« sein könnte, erscheint mir inzwischen wie eine Geschichte, die wir uns erzählen, um die gegenwärtigen massiven Umbrüche bei den Geschlechterrollen zahm und vorhersagbar erscheinen zu lassen, obwohl sie gerade das keineswegs sind. Sie sind eher revolutionär, potenziell beglückend und manchmal beängstigend, aber vollkommen unvermeidlich. Deshalb ist das Mindeste, was wir tun können, sie klar zu sehen.

Herzen aus Stahl

    Weibliche Singles meistern den Hook-up
    A n einem milden Herbstnachmittag im Jahr 2011 saß ich mit ein paar Studentinnen der Yale University in einem Hinterhof und befragte sie über ihr Liebesleben. Ich hatte viele Berichte darüber gelesen, wie der sogenannte Hook-up, die Abschleppkultur an den Hochschulen, die Frauen fertigmacht, und Yale war sicher ein guter Ort, um darüber Nachforschungen anzustellen. Einige Monate zuvor hatte eine Gruppe größtenteils feministischer Studenten die Universität wegen Verletzung der Gleichberechtigungsvorschrift im amerikanischen Hochschulrahmengesetz, dem sogenannten Title IX , verklagt, weil diese angeblich »auf dem Campus ein feindseliges sexuelles Umfeld« tolerierte. Die Kläger bezogen sich insbesondere auf
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