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Das Ende der Dinosaurier

Das Ende der Dinosaurier

Titel: Das Ende der Dinosaurier
Autoren: Isaac Asimov
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der Gang der Evolution etwas demonstriert, dann ist es das allgemeine Phänomen, daß mit einem gewissen Grad der Spezialisierung die Flexibilität verlorengeht und eine Weiterentwicklung nur in Richtung auf größere Spezialisierung möglich ist.«
    »Ist das nicht genau das, was erwünscht ist?« sagte Thetier.
    »Vielleicht, aber wie Madend schon sagte, erreicht jede Spezialisierung früher oder später den Punkt, wo sie keine weiteren Vorteile mehr bringt. Wenn ihr mich fragt, so ist dieser Punkt beim Menschen bereits erreicht. Die Größe des menschlichen Kopfes schon beim Neugeborenen macht die Geburt zu einem schwierigen und schmerzhaften Prozeß. Die Kompliziertheit der menschlichen Denkart bringt es mit sich, daß die geistige und seelische Reife des Menschen so weit hinter seiner Geschlechtsreife herhinkt. Jeder von uns weiß, welche Fülle von Problemen und Schwierigkeiten daraus erwächst. Die Empfindlichkeit unserer geistigen Ausrüstung macht die meisten von uns zu Neurotikern. Wieviele Schritte können wir noch in diese Richtung gehen, ohne ins Verderben zu laufen?«
    »Die Entwicklung«, sagte Madend, »könnte in die Richtung größerer Stabilität oder beschleunigter Reife gehen, statt in jene der höheren Gehirnleistung.«
    »Vielleicht, aber es gibt keine Anzeichen dafür. Der Cromagnon-Mensch lebte vor mehr als zehntausend Jahren, und es gibt interessante Anhaltspunkte dafür, daß er dem modernen Menschen nicht nur körperlich, sondern auch in der Schädelkapazität überlegen war.«
    »Zehn- oder zwanzigtausend Jahre«, sagte Trotter, »sind nicht viel, wenn man den Maßstab der Evolution anlegt. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, daß andere Arten Intelligenz oder etwas Besseres entwickeln, falls es etwas Besseres geben sollte.«
    »Wir würden es nie dazu kommen lassen. Das ist der entscheidende Punkt. Es würde Hunderttausende von Jahren dauern, bis, sagen wir mal, Bären oder Ratten Intelligenz entwickeln könnten, und sobald wir merkten, was da im Gange ist, würden wir sie ausrotten – oder als Sklaven verwenden.«
    »Na schön«, sagte Thetier. »Wie ist es mit diesen biochemischen Mangelerscheinungen, wie du sie im Falle der Dinosaurier postuliertest? Nimm Vitamin C, zum Beispiel. Die einzigen Lebewesen, die es in ihren eigenen Körpern nicht erzeugen können, sind Meerschweinchen und die Primaten einschließlich des Menschen. Angenommen, diese Tendenz hält an, und wir werden von zu vielen wichtigen Nahrungsfaktoren abhängig? Oder die zivilisationsbedingte Anfälligkeit des Menschen für Herzkrankheiten und Krebs nimmt weiter zu. Was dann?«
    »Das ist kein Problem«, sagte ich. »Es liegt im Wesen der neuen Situation, daß die Lebensverhältnisse der Menschheit sich nach den augenblicklichen Umwälzungen der industriellen Revolution ändern und stabilisieren werden. Und ich bin überzeugt, daß wir eines nicht zu fernen Tages lernen werden, wie Krebserkrankungen verhütet oder geheilt werden können.«
    Trotter stand auf. Er hatte seinen Kaffee ausgetrunken, hielt die Tasse aber noch immer in der Hand. »Gut, du sagst also, wir wären entwicklungsgeschichtlich in einer Sackgasse. Aber wie, wenn alles das in die ursprüngliche Rechnung mit einbezogen wäre? Der Schöpfer war bereit, dreihundert Millionen Jahre zu spendieren, damit die Saurier dies oder das entwickelten, was schließlich zur Entwicklung des Menschen führen würde. Warum sollte er nicht eine Methode ausgeknobelt haben, daß der Mensch mittels seiner Intelligenz und der Herrschaft über seine Umwelt die nächste Runde des Spieles selbst vorbereitete? Das könnte ein recht amüsanter Teil des Billardkugel-Systems sein.«
    Das machte mich stutzig. »Wie meinst du das?« fragte ich.
    Trotter lächelte. »Ach, ich dachte bloß, daß es mehr als ein zufälliges Zusammentreffen sein und daß allein durch die Anstrengungen dieses Gehirnkastens eine alte Rasse untergehen und eine neue aufsteigen könnte.« Und er klopfte sich mit dem Knöchel an die Schläfe.
    »In welcher Weise?«
    »Ich kann mich irren, aber erreichen die Wissenschaften der Atomphysik und der Kybernetik nicht gleichzeitig ihren Höhepunkt? Erfinden wir nicht zur gleichen Zeit Wasserstoffbomben und Denkmaschinen? Ist das bloßer Zufall oder Teil des göttlichen Planes?«
    Weiter kamen wir in dieser Mittagspause nicht. Es hatte als ein logisches Denkspiel begonnen, aber seitdem – seitdem frage ich mich!
     
    *
     
    DARWINIAN POOL ROOM ist im
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