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Das Ende der Dinosaurier

Das Ende der Dinosaurier

Titel: Das Ende der Dinosaurier
Autoren: Isaac Asimov
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Beziehungen in sechs komplizierten Gleichungen verbracht haben, eine Gleichung für jeden ›Tag‹. Nach Auslösung der Urexplosion würde er dann am siebten ›Tag‹ ruhen, wobei der besagte siebte Tag den gesamten Zeitraum von jenem Anfang bis zum Jahr 4004 v. Chr. umfaßt. Dieser Zeitraum, während das unendlich komplizierte Muster der auseinanderstrebenden Billardkugeln sich entfaltet, ist für die Verfasser der Bibel offenbar von keinem Interesse. Die Milliarden Jahre wurden bloß als ein einziger Schöpfungsakt begriffen.«
    »Du postulierst da ein teleologisches Universum«, sagte Trotter kopfschüttelnd. »Ein Universum, das durch einen Zweck bestimmt ist.«
    »Klar«, sagte ich. »Warum nicht? Ich gehe ja von einem Schöpfungsakt aus, und ein bewußter Schöpfungsakt ohne Zweck wäre lächerlich. Wenn du versuchst, den Gang der Evolution als das zufällige Ergebnis nicht zweckhafter Kräfte zu betrachten, siehst du dich übrigens einigen sehr kniffligen Problemen gegenüber.«
    »Und die wären?« fragte Madend.
    »Zum Beispiel dem Untergang der Dinosaurier«, sagte ich.
    »Was ist daran so schwer zu verstehen?«
    »Es gibt keine logischen Gründe dafür. Versuche, welche zu nennen.«
    »Nichts leichter als das«, erwiderte Madend. »Das Gesetz vom abnehmenden Wirkungsgrad. Der Brontosaurus wurde so massiv, daß er Beine wie Baumstämme brauchte, und dann mußte er noch im Sumpf leben und die meiste Arbeit der Auftriebskraft des Wassers überlassen. Damit nicht genug, mußte er die ganze Zeit fressen, um sich mit Kalorien zu versorgen. Was die fleischfressenden Arten betrifft, so waren sie in ihrem Wettkampf gegeneinander gezwungen, sich derart zu panzern, daß sie unter einer halben Tonne Knochen und Schuppen ächzten. Die Entwicklung erreichte schließlich einen Punkt, wo sich alles das nicht mehr auszählte.«
    »Gut«, sagte ich. »Die großen Ungetüme starben also aus. Aber die Mehrzahl der Dinosaurier bestand aus kleineren und beweglicheren Arten, wo weder Körpergewicht noch Panzerung übertriebene Ausmaße angenommen hatten. Was wurde aus ihnen?«
    »Möglicherweise wurde ihr Lebensraum von Klimaveränderungen eingeschränkt«, sagte Thetier. »Auf jeden Fall aber spielt die Konkurrenz der Säugetiere dabei eine Rolle. Als einige Reptilienarten sich ein Haarkleid zulegten und zu Warmblütern wurden, konnten sie sich von den jahreszeitlichen Klimaschwankungen weitgehend unabhängig machen. Sie wurden nicht träge, sobald die Temperatur unter einen gewissen Wert sank. Sie brauchten keinen Winterschlaf zu halten. Die Folge war, daß sie im Wettlauf um die Nahrung vorne lagen. Manche Paläontologen vermuten, daß es unter diesen rattengroßen Ursäugern Arten gegeben haben mag, die von den Eiern der Saurier lebten und so ihr Aussterben beschleunigten.«
    »Das befriedigt mich nicht ganz«, sagte ich. »Ich glaube nicht, daß die verschiedenen Saurierarten so leicht verdrängt und ausgerottet worden sein sollen. Immerhin überdauerten sie einige dreihundert Millionen Jahre, was ungefähr zweihundertsiebenundneunzig Millionen mehr sind, als die Gattung Homo sich gutschreiben kann. Zweitens überlebten zahlreiche Arten von Wechselblütern bis auf den heutigen Tag, vor allem Insekten und Amphibien ...«
    »Das verdanken sie ihren hohen Reproduktionsraten«, sagte Thetier.
    »Aber auch verschiedene Reptilien. Die Schlangen, Echsen und Schildkröten kommen ganz gut zurecht, und würden sie nicht von den Menschen zurückgedrängt und dezimiert, wäre die Welt noch heute voll von ihnen. Und wie steht es um den Ozean? Die Saurier paßten sich als Ichthyosaurier und Plesiosaurier diesem Element an, verschwanden aber auch hier, obwohl es keine neu entwickelten Lebensformen gab, die ihnen den Lebensraum streitig gemacht hätten. Abgesehen von den Walen und Delphinen, die erst viel später erschienen, stellen die Fische die höchste Form ozeanischen Lebens dar, und sie sind älter als die Ichthyosaurier. Wie erklärt ihr euch das? Der Fisch ist ebenfalls Wechselblüter und entwicklungsgeschichtlich noch primitiver als der Saurier. Wie die Wale zeigen, gilt das Gesetz vom abnehmenden Wirkungsgrad im Ozean nicht, da das Wasser große Körper genausogut trägt wie kleine. Der Blauwal ist größer als jeder Dinosaurier, der jemals gelebt hat. Und noch etwas. Hier kann niemand von den Nachteilen umweltabhängiger Körpertemperaturen reden und sagen, daß die Wechselblüter bei niedrigen Temperaturen träge würden.
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