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Das Ende der Dinosaurier

Das Ende der Dinosaurier

Titel: Das Ende der Dinosaurier
Autoren: Isaac Asimov
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zu finden und einzuweisen? Dafür ist noch Zeit, nachdem wir uns als die ersten Zeitreisenden in der Geschichte etabliert haben. Großer Gott, wollen Sie nicht sehen, wo wir heute in hundert Jahren sein werden, oder in tausend? Wollen Sie nicht Napoleon sehen, oder Jesus, was das angeht? Wir werden wie ...«, Barron ließ sich von seiner Begeisterung mitreißen und breitete die Arme aus, als wolle er jemand segnen, »... wie Götter sein!«
    »Genau«, murmelte Pointdexter. »Hybris. Das Zeitreisen ist nicht gottähnlich genug, als daß ich riskieren möchte, außerhalb meiner eigenen Zeit zu stranden.«
    »Hybris! Stranden! Sie machen sich selbst Angst. Zeitreisen ist sicherer als Aufzugfahren, weil ein Aufzugkabel brechen kann, während es in der Zeitmaschine keine Schwerkraft geben wird, die uns abstürzen läßt. Es kann überhaupt nichts Schlimmes geschehen, dafür garantiere ich.« Barron stieß sich den Mittelfinger der Rechten gegen die Brust.
    »Hybris«, murmelte Pointdexter und fiel gleichwohl in den Abgrund der Zustimmung, endlich überwältigt.
    Gemeinsam bestiegen sie die Maschine.
    Pointdexter verstand die Bedienungsinstrumente nicht in dem Sinne, wie Barron es tat, denn er war kein Mathematiker, aber er wußte, wie sie gehandhabt werden mußten.
    Barron war an der Propulsionsanlage, mit deren Antrieb die Maschine die Zeitachse entlang bewegt werden sollte, Pointdexter an den Regulatoren, die Zielpunkt und Ausgangspunkt fixierten, so daß die Maschine jederzeit zurückkehren konnte.
    Pointdexters Zähne klapperten, als die erste Bewegung in seinem Magen fühlbar wurde. Es war wie das Anfahren eines Aufzugs, aber nicht ganz; es war subtiler und zugleich sehr real. Er sagte: »Was, wenn ...«
    »Bitte!« sagte Barron gereizt. »Es kann nichts schiefgehen.«
    Und auf einmal gab es einen Stoß, und Pointdexter fiel schwer gegen die Wand.
    »Was zum Teufel?« sagte Barron.
    »Was ist passiert?« fragte Pointdexter atemlos.
    »Ich weiß nicht, aber es spielt keine Rolle. Wir sind nur zweiundzwanzig Stunden in der Zukunft. Gehen wir hinaus und sehen wir nach.«
    Die Tür glitt schnurrend zur Seite, und Pointdexter stieß den Atem mit einem keuchenden Laut aus. »Da – da ist nichts.«
    Nichts. Keine Materie. Kein Licht. Nichts!
    Pointdexter schrie auf. »Die Erde hat sich bewegt!« stammelte er entsetzt. »Wir vergaßen es. In zweiundzwanzig Stunden hat sie auf ihrer Bahn um die Sonne Tausende von Kilometern zurückgelegt.«
    »Nein«, sagte Barron mit unsicherer Stimme, »das habe ich nicht vergessen. Die Maschine ist so eingestellt, daß sie der Zeitbahn der Erde folgt, wo immer die hinführt. Außerdem, selbst wenn sich die Erde fortbewegt haben sollte, wo ist die Sonne? Wo sind die Sterne?«
    Er kehrte zu den Bedienungsgeräten zurück. Nichts rührte sich. Nichts funktionierte. Die Tür ließ sich nicht mehr schließen. Nichts!
    Pointdexter bemerkte, daß es schwierig wurde, zu atmen und sich zu bewegen. Mit Mühe sagte er: »Was ist denn passiert?«
    Barron bewegte sich langsam zur Mitte der Maschine. Mit einem Gesichtsausdruck, als bereite ihm das Sprechen Schmerzen, sagte er: »Die Zeitpartikel. Ich vermute, daß wir ... zwischen zwei Partikeln ... steckengeblieben sind.«
    Pointdexter versuchte, die Hand zur Faust zu ballen, aber es war nicht möglich. »Verstehe nicht.«
    »Wie ein Aufzug. Wie ein Aufzug.« Barron konnte die Worte nicht mehr aussprechen, nur noch die Lippenbewegungen machen. »Wie ein Aufzug, der ... zwischen den Stockwerken ... steckengeblieben ist.«
    Pointdexter war nicht einmal mehr in der Lage, die Lippen zu bewegen. Er dachte: In der Nichtzeit kann nichts geschehen. Alle Bewegung steht still, alles Bewußtsein, alles. Sie selbst standen noch unter dem Einfluß des Trägheitsgesetzes, das sie eine Minute oder so durch die Zeit weitertrug, ungefähr wie die Vorwärtsbewegung eines Körpers in einem Fahrzeug, wenn plötzlich abgebremst wird, aber der Effekt ließ rasch nach.
    Das Licht innerhalb der Maschine wurde trüb und erlosch. Empfindungen und Bewußtsein erstarrten zu Nichts.
    Ein letzter Gedanke, ein letzter, schwächlicher Geistesseufzer: Hybris, Vergeltung!
    Dann hörte auch das Denken auf.
    Stasis! Nichts! Wo selbst die Ewigkeit bedeutungslos war, gab es in alle Ewigkeit nur – Nichts!
     
    *
     
    Alle drei Nichts-Erzählungen erschienen in der Juniausgabe 1957 von »Infinity«, und der Sinn der Sache war vermutlich, daß die Leser vergleichen und sehen sollten, was
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