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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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einschlagen und fest auswringen, bis kein Tropfen Blut mehr darin war. Dann gab man sie in einen irdenen Krug und tat Salpeter, Salz, lange Pfefferschoten und Zimmet hinzu.
    »Was ist Zimmet?«, fragte Henry stirnrunzelnd.
    »Pst!«, machte Blue.
    Nach zwei Wochen nahm man die Hand heraus und setzte sie entweder an den Hundstagen der Sonne aus oder trocknete sie in einem Holzofen, der mit Farn- und Eisenkraut befeuert war.
    »Wann sind die Hundstage?«, murmelte Henry.
    »Jetzt sei doch mal still!«, fauchte Blue ihn gereizt an.
    Während die Hand trocknete, stellte man eine Kerze her, und zwar aus dem Fett eines Gehängten, unter das man Bienenwachs, Pferdemist und Sessensamen mischte.
    »Was sind Sess-?« Henry bremste sich und las weiter. Man zwängte die Kerze zwischen die Finger der getrockneten Hand und die Totenhand war fertig. Nun musste man nur noch die Kerze anzünden, und dann konnten alle, die in dem betreffenden Haus gerade schliefen, erst wieder aufwachen, wenn man die Kerze auspustete.
    Wie? Das war alles, was dabei herauskam? Ein Schlafmittel? Ganz schön viel Aufwand, fand Henry. Aber das Buch führte weiter aus, dass die Totenhand, wenn man sie ein paar Mal benutzt hatte, zum Leben erwachte und herumzukrabbeln begann – auf der Suche nach jemandem, den sie erwürgen konnte. Man musste sie nachts zu seinem eigenen Schutz in eine Schublade einschließen.
    Die nächsten beiden Kapitel überflog er, dann machte er sich an eine Beschreibung des Rituals der Dämonenbeschwörung. Er merkte sofort, dass es in einer völlig anderen Sprache geschrieben war als der abergläubische Unfug davor. Es las sich wie eine Bedienungsanleitung und erklärte Schritt für Schritt, wie man Wesen der Hölle heraufbeschwor. Es beschrieb Geräte, die man aufstellen konnte, Vorsichtsmaßnahmen, die zu treffen waren, alles –
    Henry erstarrte. Ihm war gerade eine geniale Idee gekommen. Die genialste Idee seines Lebens. »Blue – «, sagte er aufgeregt.
    Blue klappte ihr Buch zu, dass es knallte. »Das bringt nichts!«, sagte sie wütend. »Er erwähnt Pyrgus. Das wusste ich schon. Dann steht hier irgendwas über einen blöden Pakt mit Beleth drin und wie sie versucht haben, Pyrgus zu ermorden, und wie er entkommen ist. Aber da steht kein einziges Wort darüber, was sie mit Pyrgus vorhaben. Das bringt nichts! Überhaupt gar nichts!« Sie schlug frustriert mit ihren kleinen Fäusten auf das Buch.
    »Ich weiß vielleicht, wie wir Pyrgus retten können«, sagte Henry.
    Als Blue ihn ansah, fiel Henrys Selbstvertrauen in sich zusammen. Er zögerte.
    »Und?«, fragte Blue ungeduldig.
    Er musste etwas sagen. Aber er konnte doch nicht sagen, was er gerade hatte sagen wollen – es war einfach zu blöd. Das Problem war, dass ihm nichts anderes einfiel.
    »Und?«, fragte Blue erneut.
    Er konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Henry sagte: »Die Sache ist die: Das Ritual der Beschwörung ist so eine Art allgemeine Anleitung dafür, etwas aus der Hölle heraufzubeschwören. Glaube ich jedenfalls. Hier heißt es immer nur Beleth, weil es Das Buch Beleth ist, aber eigentlich müsste man damit, na ja, alles heraufbeschwören können. Ich hab gedacht, wenn Mr Fogarty Recht hat und Pyrgus wirklich in der Hölle ist, dann müssten wir doch eigentlich auch ihn heraufbeschwören können.« Er zögerte, dann fügte er zögernd hinzu: »Dann wäre er wieder draußen.«
    Blue starrte ihn an, ihrem Gesichtsausdruck war nichts zu entnehmen. Dann sagte sie energisch: »Wäre einen Versuch wert.«
     
    Blue führte Henry eine steile Treppenflucht zu einem leeren Turmzimmer hinauf, dessen Tür sich abschließen ließ. »Wenn wir das in meinen Gemächern ausprobieren, könnten wir unterbrochen werden«, erklärte sie. »Aber hier kommt nie jemand rauf – und wenn sie nach mir gucken kommen, werden sie nicht wissen, wohin ich gegangen bin. Jetzt sag mir, was wir brauchen, ich besorge alles.«
    Henry studierte noch einmal Das Buch Beleth. »Hier steht was von einer Anlage für gebundene Blitze, aber die braucht man nur, wenn man Beleth selbst beschwören will. Und hier… oh – « Er brach ab.
    »Was ist los?«
    »Für den Kreis muss man ein Tier töten und häuten. Ich weiß nicht, ob ich das kann – ach, warte mal: das ist optional.«
    »Und was brauchen wir nun wirklich?«, fragte Blue ihn geduldig.
    Henry sah sich den Fußboden an, der aus nackten Holzbrettern bestand, ohne Teppich oder sonst einen Belag darauf. »Wir brauchen etwas, mit dem

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