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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal
Autoren: Herbie Brennan
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rasch, obwohl er keine Ahnung hatte, ob das wirklich so gedacht war.
    Wenig später standen sie beide in dem Kreis, der gewissenhaft nachgezogen worden war, wo Blue ihn zuvor unterbrochen hatte. Henry leckte sich die Lippen. »Wer von uns beiden macht sie?«
    »Die Zeremonie? Du.«
    »Wieso ich?«
    »Weil du das Buch hast«, sagte Blue.
    Henry konnte nicht fassen, dass er das wirklich tat. Er war wirklich dabei, den Versuch zu unternehmen, seinen Freund mit Hilfe eines Rituals der Schwarzen Magie aus der Hölle zu retten. Das war lächerlich. Und noch lächerlicher war, dass es richtig schief gehen konnte und dann vor ihnen irgendein fieses Viech auftauchen konnte. Ein richtig fieses Viech. Er wollte das nicht machen. Aber er wollte auch kein Feigling sein, nicht vor Blue. Er musste versuchen, seine Riesenangst einfach beiseite zu schieben und anzufangen. Er holte tief Luft. »Gut, du – oh…«
    »Wenn du noch ein einziges Mal oh sagst…«, fing Blue an. Sie schloss kurz die Augen, dann machte sie sie wieder auf. »Was ist los? Was stimmt jetzt schon wieder nicht?«
    »Wir sollen die Holzkohle anzünden und etwas Kampfer verbrennen, aber ich hab vergessen, dir zu sagen, dass du Streichhölzer mitbringen sollst. Oder ein Feuerzeug.« Oder eine Zunderbüchse oder womit sie in dieser Welt sonst Feuer machten; ihm ging auf, dass er es gar nicht wusste.
    »Zum Glück bin ich manchmal durchaus in der Lage mitzudenken«, sagte Blue. Sie berührte die Holzkohle mit einem schmalen Stab, der ungefähr so lang war wie ein Bleistift, und eine blaue Flamme loderte kurz auf, dann fing die Holzkohle rot zu glühen an. Blue fügte wortlos Kampfer hinzu.
    Henry schlug Das Buch Beleth auf, drehte sich mit dem Gesicht zum Dreieck, ballte seine Angst zu einem winzigen Knäuel zusammen und fing an, die einleitenden Beschwörungsformeln laut vorzulesen.
    Als er zu dem Namen Beleth kam, ersetzte er ihn sorgfältig durch Pyrgus. Er betete zum Himmel, dass es funktionierte.
     
    Es konnte gar nicht funktionieren. Das war total lächerlich. In einem Kreis stehen und etwas aus der Hölle heraufbeschwören? Wie durchgeknallt konnte man denn sein? Wer sollte an so etwas glauben? Seit dem Mittelalter hatte doch niemand mehr an so etwas geglaubt.
    Genau so, wie niemand an Elfen oder an Portale zu anderen Welten glaubt, wisperte eine Stimme in seinem Kopf.
    Henry schloss die Augen. »Ich beschwöre Euch, Be-… Pyrgus – ich beschwöre Euch, Pyrgus, in dem Dreieck zu erscheinen, schön von Gestalt und mit einem Antlitz, das mich ergötzen wird, auf dass wir – « Und so weiter, endlose Absätze lang, voll von wörtlichen Wiederholungen.
    Nach einer Weile merkte er, dass ihm der Kampfer zu Kopf stieg. Blue hatte eine ordentliche Menge auf die Kohlen geworfen, und ihm wurde ein wenig schwindelig. Jedenfalls hoffte er, dass es am Kampfer lag, denn als er den Blick hob, sah der ganze Raum merkwürdig aus. Alles hatte weiche Kanten und wabbelte herum und wellte sich, als befänden sie sich unter Wasser.
    Es musste am Kampfer liegen, denn nun wurde Henry schlecht und er hatte ein Klingeln in den Ohren. Er hatte das Gefühl, auf einer schiefen Ebene zu stehen, aber als er das überprüfte, stand er kerzengerade. So sah es jedenfalls aus. Braute sich dort draußen ein Gewitter zusammen? Irgendetwas grummelte in der Ferne. Es klang wie Donnergrollen.
    Da war jede Menge Rauch im Zimmer. Henry versuchte Blue ein Zeichen zu geben, dass sie damit aufhören sollte, Kampfer zu verbrennen, aber aus irgendeinem Grunde wollte sich sein Arm nicht bewegen. Er leierte immer noch die rituellen Worte aus dem Buch herunter. Oder besser: seine Kehle und sein Mund leierten immer noch die rituellen Worte aus dem Buch herunter, denn ansonsten fühlte es sich nicht so an, als ob er damit noch irgendetwas zu tun hätte. Ihm war, als würde er jeden Moment ohnmächtig umfallen oder erblinden von dem Kampfer in den Augen.
    Der Weihrauch bildete einen kegelförmigen Wirbel über dem Dreieck. Dann wurde aus dem Wirbel eine menschliche Gestalt.
     

Dreiunddreissig
     
    D as Würgen in seinem Hals war so schlimm, dass Pyrgus kaum noch Luft bekam. Sein Kopf fühlte sich an, als könnte er jeden Moment platzen. Schweiß troff ihm von Gesicht und Körper. Der geschmolzene Schwefel war kaum noch einen Fingerbreit von seinen Füßen entfernt und die Hitze so gewaltig, dass die Sohlen seiner Stiefel zu rauchen begonnen hatten. Es konnte gut sein, dass sie in Flammen aufgingen, noch
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