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Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA

Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA

Titel: Das einzig wahre Handbuch für Agenten. Tricks und Täuschungsmanöver aus den Geheimarchiven der CIA
Autoren: H. Keith Melton & Robert Wallace
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pensionierte CIA-Mitarbeiter Tony Mendez hat die ausgeklügelten Techniken beschrieben, die man in Moskau gegen Elite-Observationsteams des KGB einsetzte. Nachdem man das Team mit einem immer gleichen Muster täglicher Pendelfahrten in und um Moskau eingelullt hatte, ließ die Aufmerksamkeit der Beobachter natürlich irgendwann nach. Nach Monaten unveränderter Fahrtrouten verschwand ein CIA-Mit-arbeiter während einer seiner »normalen« Fahrten - gerade lang genug, um eine geheime Aktion durchzuführen, z. B. Material in einem toten Briefkasten zu deponieren oder einen Brief aufzugeben - und tauchte dann nur wenige Minuten verspätet an seinem üblichen Zielort auf. 63 Die Beobachter waren nicht beunruhigt durch die minimale Abweichung von der zeitlichen Routine.
    Mendez erldärt die Ablenkungs- oder Irreführungsstrategien so, dass »eine breiter angelegte Aktion eine kleinere verbergen kann, solange die größere Aktion keinen weiteren Verdacht erregt.« 66 Ein CIA-Mitarbeiter, der im Ausland stationiert war, berichtet, dass es üblich war, sich einen Hund zu halten, um die geheime Kommunikation mit anderen Agenten zu tarnen. Indem man den Hund abends regelmäßig auf ausgedehnten Spaziergängen ausführte (größere Aktion), verschaffte man sich zahlreiche Gelegenheiten, geheime Botschaften abzuholen oder Materialien in einem toten Briefkasten abzulegen (ldeinere Aktion). Die Beobachter gewöhnten sich an das Muster der spätabendlichen Spaziergänge und wiegten sich fälschlicherweise in dem Glauben, dass dabei keine geheimen Aktivitäten stattfanden.
    Sowohl Zauberkünstler als auch Spione müssen ihre Bühne und das Blickfeld ihrer Beobachter dergestalt manipulieren, dass sie die gewünschte Illusion erzeugen können. CIA-Mitarbeiter Haviland Smith, der in den späten 50er Jahren in derTschecho-
    Slowakei stationiert war, entwickelte neue Techniken, um die Schwächen der Observationsteams zu nutzen, die in Prag auf ihn angesetzt waren. Er entdeckte, dass seine Beobachter immer hinter ihm waren, wenn er sich im städtischen Gebiet auf Straßen bewegte, die er oft benutzte. Sobald er rechts abbog, schuf er kurzzeitig eine Beobachtungslücke von wenigen Sekunden. Smith wiederholte diese Technik auf seinem nächsten Posten in Ostberlin, wo sie genauso gut funktionierte. Indem er seine Bühne geschickt manipulierte, konnte er all seine Aktionen unbeobachtet in diesen kurzen Zeitfenstern durchführen. 67
    Smith verfeinerte seine Techniken und ließ sich 1965 von einem Zauberkünstler beraten, wie er seine Verfolger zusätzlich in die Irre führen könnte. 68 Er begann jeden Einsatz, indem er rechtwinklig von seiner normalen Route abwich - nach rechts abbog -, um sicherzugehen, dass seine Beobachter ihn wirklich für wenige Sekunden nicht im Blick hatten. Bei einer persönlichen Demonstration im Mayflower Hotel in Washington vor seinem Chef, dem Leiter der Osteuropaabteilung, wendete er eine zusätzliche Taktik zur Irreführung an: Smith ließ einen anderen Mitarbeiter, Ron Estes, von der Straße rechts ins Hotel abbiegen. Der Mann hatte einen Regenmantel über den rechten Arm gelegt und verbarg darunter ein ldeines Päckchen in der rechten Hand. Smith spielte den Agenten und wartete direkt hinter der Tür, neben den Münztelefonen. Während Estes auf ihn zukam, schob er den Regenmantel von der rechten Hand weg und schüttelte ihn kurz, bevor er ihn in die linke nahm. Im gleichen Augenblick übergab er mit der Rechten das Päckchen unbemerkt an Smith. Die Bewegung mit dem Regenmantel lenkte die Aufmerksamkeit erfolgreich auf Estes' linke Hand, weg vom Päckchen. Smith nahm es unbemerkt entgegen und entfernte sich rasch über eine Treppe. Die Beobachter der CIA hatten nichts bemerkt und erkundigten sich ungeduldig, wann die Vorführung denn nun stattfinden würde. Es hatte funktioniert: Die Ablenkung hatte die Wirksamkeit der manipulierten Bühne noch verstärkt. 69
    Theatersäle können so kunstvoll manipuliert werden, dass sie dem Zauberkünstler auf der Bühne entscheidende Vorteile verschaffen. Die Beleuchtung garantiert, dass die Aufmerksamkeit des Publikums auf sichtbare Details gelenkt wird, welche die Illusion verstärken sollen. Requisiten und Zubehör werden vorher aufgebaut. Der Zugang zur Bühne ist beschränkt, damit die Geheimnisse des Zauberkünstlers nicht entdeckt werden.
    Solche Vorteile genießt der Geheimdienstmitarbeiter nicht, denn seine Bühne wird ihm von den Erfordernissen des jeweiligen
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