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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich
Autoren: Betty McDonald
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den Haaren lagen. Sie stießen und zerrten sich gegenseitig hin und her und warfen sich Schmeicheleien wie »Du mistiges Frauenzimmer« und »Schieläugiges Dreckweib« an den Kopf. Die Indianerin war die betrunkenere von beiden, also wurde sie an die Luft gesetzt, und das Vergnügen nahm seinen Fortgang. Gegen Mitternacht wurde das Essen aufgetischt: Kartoffelsalat, heiße Würstchen, Kuchen, Eiscreme und Kaffee. Nach dem Essen versuchte ich nochmals mit Bob mein Glück auf der Tanzfläche, dann holte mich ein Matrose, der schon nicht mehr ganz sicher auf den Beinen war und mich eine »dumme Pute« nannte, weil ich nicht einverstanden war, an den Händen zum Fenster hinausgelassen zu werden und einem Freund des Matrosen Gesellschaft zu leisten, der da an die sechs Meter unter uns mit einer Flasche Whisky in Bereitschaft stand. »Sie sind ’ne große En’häuschung für mich«, stammelte er. »Tut mir leid, aber mein Mann ist sehr eifersüchtig«, entgegnete ich. Da fiel mein Blick auf Birdies Mutter. Ich packte den Matrosen am Arm und schob ihn in ihre Richtung. »Dort, die kleine Dame in dem rosa Kleid, das ist die richtige Partnerin für Sie«, redete ich ihm zu. »Die ist bestimmt ganz versessen darauf, mit ihrem Freund Whisky zu trinken.«
    Ob Ma zum Fenster hinausgelassen wurde oder nicht, erfuhr ich leider nie, weil wir aufbrachen, während sie noch tanzte, aber ich kann mir gut vorstellen, wie sie gleich einem Jo-Jo an der Strippe zwischen dem Matrosen oben am Fenster und seinem Freund in der Tiefe auf und nieder wippte und begeisterte Jauchzer von sich gab.
    Auf der Heimfahrt gab Mrs. Hicks alle Neuigkeiten weiter, die sie im Laufe des Abends aufgeschnappt hatte. Das letzte, was ich hörte, war: »Und die Frau von Mrs. Cartwrights Sohn hat ihre Mutter und beide Eierstöcke verloren …« Ich wollte noch fragen, ob sie die Verluste auf dem Tanzboden getroffen hätten, war aber dann zu verschlafen und döste an Bobs Schulter, die nach dem billigen Parfüm des Indianermädchens roch, ein.
    Doch das außergewöhnlichste aller gesellschaftlichen Ereignisse, an denen wir teilnahmen, war Mrs. Kettles Geburtstag, denn es war eine reine Familienfeier auf dem Kettleschen Grund und Boden und nur unter Kettles, und es bedeutete eine ganz besondere Ehre, als Außenseiter eingeladen zu werden.
    An einem sehr heißen Julimorgen machte Paw, diesmal in Begleitung Elwins, einen seiner üblichen Abstecher zu uns, um Hühnerfutter zu borgen. Ich lud ihn ein, eine Tasse Kaffee mit uns zu trinken, doch er lehnte ab. »Ich würd gern ’nen Schluck nehmen, aber morgen is Maws Geburtstag, un da wolln Elwin un ich sehn, ob wir nich jemand finden, der uns ’n bißchen beim Heuen hilft, damit wir morgen auch feiern könn’n. Ob wohl Bob uns ’n paar Stunden opfern könnt?« »Bob hat alle Hände voll mit dem Einrichten unserer Wasserleitung zu tun«, sagte ich, »er hat bestimmt keine Zeit. Aber wie steht’s denn mit den anderen Jungen? Können die nicht einmal anpacken?«
    »Die anderen Jungen?« grölte Elwin. »Ha-ha-ha-ha! Die sollen beim Heuen helfen? Die arbeiten doch im Wald.« »So is’s eben«, hub Paw wieder mit seinem wehleidigen Organ an, »die Jungen tun nich helfen, un die alte Dame kann’s beim besten Willen nich allein schaffen.« »Ich dachte, Sie und Elwin wollten heuen?« unterbrach ich ihn kühl. »Ich muß bis Sonntag meinen Wagen zusammengeflickt haben«, wandte Elwin abwehrend ein. »Letztes Jahr, da hat uns Mr. Olsen mit ’m Heuen geholfen, un Maw hat’s in Garben gebunden, ich hatt gerad so furchtbar mit meinem Rücken zu tun, und nu hat Maw doch morgen Geburtstag, un wir wollten gern, daß ihr auch rüberkommt zu der kleinen Feier, die wir machen wollen, aber wenn doch Maw Geburtstag hat, dann kann sie doch nich weg vom Herd mit Backen un Kochen un so, dann hat sie keine Zeit, beim Heuen zu helfen.«
    »Bob kann euch leider nicht aus der Verlegenheit helfen«, wiederholte ich energisch. »Er hat selbst zuviel Arbeit.«
    »Das is dumm«, sagte Paw, ohne sich weiter aufzuregen. »Also auf morgen, vergeßt nich, am Nachmittag rüberzukommen.«
    »Wir vergessen’s bestimmt nicht. Um welche Zeit?«
    »Oh, so um halb fünf rum, denk ich«, entgegnete Paw. »Ach ja, übrigens is es so, wir machen’s ’n bißchen wie ’n Picknick. Jeder bringt was mit. Sie wissen schon, wie ich meine, Betty.«
    »Ich weiß, wie Sie’s meinen, Paw. Ich bring die Geburtstagstorte mit.« Das schien die beiden Männer zu
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