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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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gezündet. Der Euphorieausbruch, der durch das künstliche Neuraluniversum brandete, war in seiner Stärke geradezu erschreckend.
    Huldvoll winkte Ethan den Gläubigen zu, schenkte ihnen ein letztes Siegerlächeln und zog sich dann wieder in den Orchard Palace zurück.
    Aaron wartete, während die Menge sich allmählich zerstreute. So viele weinten vor Freude, als sie die Plaza verließen, dass er angesichts ihrer Naivität nur den Kopf schütteln konnte. Glückseligkeit war hier universell, sozusagen obligatorisch. Die Sonne verkroch sich hinter den Horizont und schuf mit ihren letzten Strahlen eine Stadt, in der jedes Fenster von warmem, rötlich-orangefarbenem Licht erglühte – ganz so wie sie es in der echten Stadt auch taten. Lieder wehten über die Kanäle, wo die Gondolieri in traditioneller Weise ihrer Freude Ausdruck verliehen. Schließlich zogen auch die Reporter ab; in einem fort schwatzend, die einen laut und ungeniert, andere, die von Zweifeln geplagt wurden, eher leise. Draußen in der Unisphäre begannen Nachrichtensprecher und Politkommentatoren auf Hunderten von Welten mit ihren düsteren Weltuntergangsprognosen.
    Nichts von all dem bekümmerte Aaron. Als die Stadtbots im Sternenlicht auftauchten und sich daran machten, den Müll wegzuräumen, den die erregte Menschenmenge hinterlassen hatte, stand er immer noch auf der Plaza. Er wusste jetzt, was er als Nächstes zu tun hatte. Die Gewissheit hatte ihn genau in dem Moment getroffen, als er Ethan sprechen gehört hatte. Er musste Inigo finden. Darum war er hier.
    Zufriedenen lächelnd ließ Aaron seinen Blick über die dunkle Plaza wandern, doch von der Frau war nirgendwo etwas zu sehen. »Und wo sind jetzt die schlechten Neuigkeiten?«, fragte er laut. Dann ging er zurück in die jubilierende Stadt.
     
    Ethan stand auf dem Balkon an der Stirnseite des Orchard-Palace und sah zu, wie die letzten Sonnenstrahlen gleich einem durchscheinenden, gold schimmernden Furnier über die Menschenmenge glitten. Ihre beinahe gottesfürchtigen Beifallsrufe hallten von den dicken Palastwänden wider. Er konnte sogar die Vibration in der steinernen Balustrade vor sich spüren. Nicht, dass ihm während seines langen, beschwerlichen Wegs bis hierher jemals irgendwelche Zweifel gekommen wären, aber dennoch war die Reaktion der Gläubigen außerordentlich beruhigend. Er wusste, dass es richtig gewesen war, auf seinen eigenen Vorstellungen zu beharren, darauf zu bestehen, die ganze Bewegung aus ihrer trägen Selbstzufriedenheit zu reißen. Das war die Botschaft der Evolution: weitergehen oder sterben. Das war der Grund, aus dem die Leere existierte.
    Ethan verschloss seinen Geist vor dem Gaiafield und zog sich vom Balkon zurück, während hinter ihm die Sonne endgültig am Horizont versank. Die anderen Ratsmitglieder folgten ihm ehrerbietig; ihre roten Umhänge flatterten, als sie mit ihm Schritt zu halten versuchten.
    Am oberen Ende der breiten Ebenholztreppe, die sich in die domartige Malfit Hall hinabkrümmte, wurde er von seinem persönlichen Sekretär, Hochkleriker Phelim, erwartet. Der war in ein graublaues Ornat gekleidet, das anzeigte, dass er sich nur einen Rang unter dem eines ordentlichen Ratsmitglieds befand – ein Status, den Ethan in den nächsten paar Tagen anzuheben gedachte. Die Kapuze war zurückgeschlagen, sodass sich der sanfte orangefarbene Schein des künstlichen Lichts auf Phelims kahl rasierter schwarzer Kopfhaut widerspiegelte. Sein nackter Schädel verlieh ihm ein beinahe Furcht erregendes, skelettartiges Aussehen und machte ihn inmitten der Living-Dream-Anhänger, die der in Makkathran vorherrschenden Mode folgten, das Haar lang zu tragen, zu einer ungewöhnlichen Erscheinung. Als Phelim zu Ethan trat, überragte sein Sekretär ihn noch immer um fast einen ganzen Kopf. Diese Körpergröße in Verbindung mit einer Miene, die mitunter nervtötend teilnahmslos bleiben konnte, hatte sich zum Leidwesen gewisser Leute schon oft als ungemein nützlich erwiesen; Phelim konnte sich mit jemandem unterhalten, während sein Geist gleichzeitig vollständig dem Gaiafield geöffnet war und auch jetzt war sein Gemütszustand in keiner Weise zu erfassen. Ebenfalls nichts, woran man in den Reihen von Living Dream gewöhnt war. Für die Ratshierarchie stellten Phelim und seine Eigenarten fraglos einen Störfaktor dar. Insgeheim jedoch amüsierte sich Ethan über die Verwirrung, die sein absolut loyaler Stellvertreter gelegentlich hervorrief.
    Die riesige Malfit
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