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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Dokument unterzeichnet. Ein Mann namens Albert Roth. Also ein Verwandter des Begünstigten. Ein Vormund? Dengler prüfte die Personalangaben im Kopf des Vertrages und stieß einen leisen Pfiff aus: Das Geburtsjahr von Kurt Roth, dem Begünstigten, lautete »18. Februar 1932«, demnach war er zum Zeitpunkt der Schenkung erst 15 Jahre alt, was die Einsetzung eines gesetzlichen Vertreters erklärte. Aber – Dengler studierte noch einmal die Personendaten – warum überträgt ein 36 Jahre alter Mann, Volker Sternberg, einem 15-Jährigen ein Hotel?
    Er blätterte in den drei vergilbten Seiten. Ein Kaufpreis oder sonst eine Gegenleistung waren aus dem Vertrag nicht zu ersehen. Unter »Sonstige Vereinbarungen« las er: »Dieser Vertrag ist nur solange gültig, wie die in Zusatzvereinbarung 1 aufgenommenen Verpflichtungen von beiden Parteien eingehalten werden.«
    »Wo ist diese Zusatzvereinbarung?«, fragte Dengler. »Wissen wir nicht. Eine solche Vereinbarung haben wir nicht gefunden, und wir wissen auch nicht, was drinsteht.«
    »Wir?«
    »Meine Schwester und ich. Wir sind gemeinsam Ihre Auftraggeber.«
    »Kennen Sie die Leute, denen das Hotel jetzt gehört?«, fragte Dengler.
    Sternberg schüttelte den Kopf.
    »Weder meine Schwester noch ich wussten, dass das Hotel einmal in unserem Familienbesitz war.«
    Die Frau brachte den doppelten Espresso und stellte Kaffee und Cognac vor Sternberg hin. Der dankte mit einem kurzen Nicken und trank den Cognac in einem Zug aus. Den Kaffee schob er mit dem Handrücken beiseite.
    »Gut«, sagte Dengler, »wann kann ich mit der Arbeit beginnen?«
    »So schnell Sie können. Am besten gleich morgen.«
    Georg Dengler zog aus der Innentasche seines Jacketts ein Papier hervor und reichte es Sternberg.
    »Das ist der Ermittlungsauftrag«, sagte er, »er kostet Ihre Schwester und Sie 80 Euro pro Stunde, Spesen und Reisekosten extra. Vier Stunden müssen Sie bei Vertragsunterzeichnung anzahlen.«
    Zu seinem Erstaunen unterschrieb Robert Sternberg den Auftrag, nachdem er ihn nur kurz überflogen hatte.
    »Das wären dann 320 Euro«, sagte er und zog seine Brieftasche hervor.
    »Exakt«, sagte Georg Dengler und lehnte sich zurück.
    Dann verabredeten sie sich für den nächsten Tag um 12 Uhr auf dem Gündlinger Bahnhof.

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    2. Nachdem Sternberg die Rechnung bezahlt hatte
    Nachdem Sternberg die Rechnung bezahlt und das Vinum verlassen hatte, blieb Georg Dengler noch eine Weile sitzen. Schließlich stand er auf.
    Er überquerte den Berliner Platz und schlenderte die Fritz-Elsaß-Straße hinab. Vor einem Kiosk blieb er stehen und las die Schlagzeilen. Die Arbeitslosigkeit hatte die 5-Millionen-Grenze überschritten. Der zuständige Minister erklärte, man dürfe dies nicht allzu tragisch nehmen. Die Bild-Zeitung titelte: »Herr Minister, wollen Sie uns verar...« Dengler ging weiter.
    Als er in die Wagnerstraße einbog, klingelt sein Handy.
    »Hier ist Jakob.«
    Denglers Sohn Jakob lebte bei seiner Mutter in Stuttgart-Heslach. Seinetwegen war Dengler nach Stuttgart gezogen, und doch sah er Jakob nur selten. Hildegard, seine Exfrau, wachte über den Buben wie über einen Schatz, den sie für sich alleine behalten wollte. Nun war sie von ihrem Arbeitgeber, einer Bank, für ein halbes Jahr nach Rostock abgeordnet worden. Ihren gemeinsamen Sohn hatte sie mitgenommen.
    »Ich hab Mamas Handy.«
    Dengler bot sofort an, ihn zurückzurufen, aber der Junge erzählte ihm bereits von einer Bootsfahrt und von dem Sturm vor zwei Tagen. Plötzlich hörte er Hildegards Stimme im Hintergrund.
    »Ich muss Schluss machen«, sagte der Junge und legte auf. Dengler wollte zurückrufen. Die Nummer wurde jedoch nicht angezeigt; Hildegard hatte die Ruferkennung gesperrt.
    Georg vermisste seinen Sohn.
    * * *
    Zehn Minuten später stand er vor dem Basta im Bohnenviertel. Seine Wohnung und sein Büro lagen direkt über der Bar. Aber ihm war nicht nach Büroarbeit. Er betrat das Lokal.
    Martin Klein, der ebenfalls eine Wohnung im Haus gemietet hatte, saß an dem kleinen Tisch am Fenster und winkte ihm zu. Er war wie immer schwarz gekleidet. Heute trug er zu einer schwarzen weiten Hose aus grobem Stoff ein ebenso schwarzes Sweatshirt. Die grauen Haare waren modisch kurz geschnitten, aus seinen Ohren lugte ein freches Büschel grauer Borsten. Vor ihm lag ein Stapel bedruckter Papiere und ein Füller.
    »Ah, der Herr Privatdetektiv«, rief er laut. »Komm, Georg, setz dich zu mir. Ich lese dir dein Horoskop vor.«
    »Das
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