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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schorlau
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März sollte ursprünglich ein Erholungstag sein. Doch frühmorgens kam der Einsatzbefehl. Die Jäger der 352nd Fighter Group vom Flugplatz Chievres in Belgien, die einen großen Bomberstrom aus East Anglia und Kimbolton im Süden Englands ab Straßburg schützen sollten, konnten wegen Nebels nicht starten, und so mussten die Mustangs aus Toul-Ochey einspringen.
    Die Besprechung am Morgen war kurz gewesen. Major Waters hatte den Piloten auf der Landkarte die Lage dargestellt, mit dem Zeigestock zog er Kreislinien auf dem aufgehängten Ausschnitt.
    »Unsere Truppen stehen unmittelbar vor Saarbrücken und im Elsass. Die Krauts stehen in der Pfalz und werden sich bei unserem nächsten Angriff zurückziehen. Die Air Force will das Gefechtsfeld abriegeln, sodass dem Feind weder ein geordneter Rückzug noch der Aufbau einer neuen Verteidigungslinie möglich ist. Insbesondere werden wir die Zuführung von Truppen und Material auf dem Bahnweg unterbinden. Die Nazis haben kein Benzin mehr und müssen jeden Schuss Munition mit der Bahn an die Front bringen. Sie reparieren in der Nacht und transportieren in der Nacht. Deshalb schalten wir die Bahnverkehrsknoten aus.«
    Sein Stock deutete auf einen kleinen Ort östlich des Rheins. Dann nahm er ein Fernschreiben vom Tisch und schwenkte es vor den Piloten.
    »Befehl 1679. Legt die Ziele des Einsatzes Nr. 857 von heute Mittag fest. Das ist der Rangierbahnhof Bruchsal, die Rangier- und Güterbahnhöfe Neckarsulm, Heilbronn, Reutlingen, Göppingen und Ulm sowie die Messerschmitt-Teilefertigungen in Baumenheim und Schwabmünchen, das Klöckner-Humboldt-Deutz Panzer-Werk Ulm und das Munitionsdepot Ulm. Ihr Rendezvouspunkt mit dem Bomberstrom liegt acht Kilometer südwestlich von Straßburg. Hier Ihre Flugwegkarten. Irgendwelche Fragen?«
    Es gab keine Fragen.
    * * *
    Südlich von Straßburg traf er pünktlich auf den riesigen Bomberstrom, der durch das flakfreie Loch zwischen Karlsruhe und Mannheim nach Deutschland einflog. Das Bild der anfliegenden Bomber beeindruckte ihn jedes Mal aufs Neue. Diesmal waren es über 1000 »Fliegende Festungen«, die ihm »dreistöckig«, das heißt auf drei unterschiedlichen Flughöhen, und in einer Länge von 300 Kilometern entgegenkamen. Der Strom wandte sich ostwärts, und nach 40 Kilometern löste sich der riesige Verband in die einzelnen Combat Wings auf, die ihren vorgegebenen Zielen entgegenflogen.
    Blackmore begleitete drei Verbände, die sich von dem riesigen Bomberstrom getrennt hatten: die 379th, die 303rd und die 384th Bomb Group. Zusammen waren es 117 schwere B-17-Bomber, die auf Bruchsal zuflogen.
    Mit deutscher Gegenwehr rechnete er nicht. Die feindlichen Piloten verloren seit einigen Monaten jeden Luftkampf gegen die Mustangs. Die Krauts litten unter Treibstoffmangel, und wegen des Treibstoffmangels konnten sie ihre Piloten nicht mehr ausbilden. Hitler schickte sie mit nur wenigen Flugstunden in den sicheren Tod.
    Sie bemerken uns zu spät. Wenn wir von hinten kommen, sehen sie uns gar nicht.
    Blackmore hatte in diesem Jahr bereits drei Messerschmidt abgeschossen, und sie waren leichte Beute gewesen.
    Auch die einstmals gefürchtete Flak war stumm geworden. Die deutschen Städte lagen wehrlos unter ihnen. Nur selten standen noch die kleinen weißen Wölkchen am Himmel, die entstanden, wenn eine Flakgranate explodierte und sich in ihre gefährlichen Splitter zerlegte. Die gefürchteten Granatteppiche, die die Piloten der B-17-Bomber früher in Panik versetzten, gab es schon lange nicht mehr. Wenn jetzt Flakfeuer eröffnet wurde, dann schossen die Krauts planlos und ungenau. Waters hatte ihnen erklärt, die Deutschen hätten die Flakbesatzungen komplett an die Ostfront verlegt. Im Westen würden nun Kinder und Jugendliche die Flugabwehrkanonen bedienen. Die Piloten hatten stumm dagesessen, und nicht alle glaubten Waters.
    Die drei amerikanischen Bombergruppen, die Blackmore mit seiner Fighter Group zu schützen hatte, flogen gestaffelt hintereinander, zuerst die 379th, dann die 303rd und schließlich die 384th Bomb Group. Jede der drei Gruppen bestand wiederum aus drei Schwadronen, die unterschiedlich hoch flogen. Zunächst kam auf einer mittleren Höhe die Lead Squadron mit 12 Bombern. Hinter ihr, nach links versetzt und tiefer fliegend, folgte die Low Squadron mit 13 Maschinen. Dahinter rechts versetzt und am höchsten flog die High Squadron mit 14 Maschinen. Dann folgte die nächste Bomb Group mit wiederum drei Squadrons. Die drei Bomb
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