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Das duestere Vermaechtnis

Das duestere Vermaechtnis

Titel: Das duestere Vermaechtnis
Autoren: Ben Nevis
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Reynolds?«
    »Pscht!«, zischelte es von der nachfolgenden Reihe.
    Bob wandte sich wieder dem Geschehen auf der Bühne zu. Während seines Polizeidienstes hatte Samuel Reynolds also nach dem Edelstein gefahndet. Nun war er von Carrara zur Premiere des Stückes eingeladen worden. Der Dichter hatte die Geschichte von Fly Thompson erzählt bekommen. So langsam stellten sich Zusammenhänge her. Klar, dass Justus bereits mehr herausgefunden hatte als er, aber Bob war seinen Gedanken dicht auf der Spur. Zu schade, dass er nicht wusste, was Justus von Fly Thompson erfahren hatte.
    Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Dizzy leistete sich einen kleinen Versprecher und die Leute lachten. Bobs Blick wanderte durch die aufgeheiterten Zuschauerreihen. Manch ein bekanntes Gesicht war unter ihnen. Plötzlich zuckte er zusammen. Ganz oben, hinter der letzten Reihe, dort, wo die Skulptur fehlte, stand der Mann aus dem Supermarkt und beobachtete alles. Genau der, der in ihre Zentrale eingebrochen war. Eine Eintrittskarte hatte er nicht gekauft – das hätte Bob mitbekommen –, er musste ungefragt gekommen sein.
    Während des weiteren Verlaufs des Stücks warf Bob immer wieder einen Blick hinauf. Der Mann bewegte sich nicht von der Stelle.
    Nach einer guten Stunde gab es eine Pause und Justus, Peter und Bob steckten die Köpfe zusammen, um die neusten Informationen auszutauschen. Die wichtigste Nachricht hob sich Justus bis zum Schluss auf. »Ich habe das Rätsel«, sagte er lapidar, als die Pause schon fast vorüber war.
    »Welches Rätsel?«
    »Das Rätsel, das ursprünglich in Carraras Theaterstück gestanden hat und dann verschwunden ist«, erläuterte Justus. Seinen Stolz konnte er kaum verbergen. »Fly Thompson hat es mir verraten. Er ist nämlich ursprünglich der Verfasser. Erst viel später hat er es Carrara erzählt.«
    »Er hat was?«, fragte Peter. Ihm ging das alles zu schnell.
    »Das verschwundene Rätsel aus dem Theaterstück stammt von Fly Thompson. Ich konnte es ihm entlocken, indem ich ihm klar gemacht habe, dass es die einzige Chance ist, Carraras Zweck zu erfüllen: Denn die Manuskriptseite wurde gestohlen und Ralph hat einen neuen Text gedichtet.«
    »Ich verstehe gar nichts mehr«, sagte Peter. »Wo steckt Thompson?«
    »Im Pflegeheim. Er ist nicht reisefähig und kann daher nicht anwesend sein.« Justus zog ein Blatt Papier aus der Jackentasche und reichte es Bob und Peter, die es neugierig auseinander falteten.
    » Sag mir – von diesen beiden Blumensträußen –
    welche Blumen sind, von weitem – echt und welche falsch? – Das ist ja der Text, der in das Tor gemeißelt ist«, murmelte Peter erstaunt. »Hat er dir gesagt, was das zu bedeuten hat?«
    Justus schüttelte den Kopf. »Thompson hat treffend festgestellt, dass ich ein schlauer Kerl sei und es schon noch herausbekommen würde. Und schließlich wolle er Carrara nicht ins Handwerk pfuschen. Ich musste ihm versprechen, das echte Rätsel heute an geeigneter Stelle einzuführen.«
    »Und?«, fragte Peter. »Bist du so ein schlauer Kopf, wie Thompson vermutet?«
    Justus strahlte über das ganze Gesicht. »Selbstverständlich hatte ich mich längst um das spanische Zitat gekümmert«, sagte er. »Gleich nachdem ich es von euch bekommen habe. Der Text stammt aus einer sehr viel späteren Zeit, als die Königin von Saba gelebt haben soll. Der spanische Dichter Calderón hat ihn geschrieben. Er erzählt darin eins der Rätsel der Königin von Saba. Der Überlieferung nach war sie ein ›Rätselfan‹, wie man heute sagen würde.« Er lächelte. »In diesem Punkt war sie ähnlich veranlagt wie wir. Ihre Spezialität war die Unterscheidung zwischen echt und falsch. Das besagte Rätsel hat sie König Salomon gestellt, als sie ihn besuchte.«
    »König Salomon?«, fragte Peter. »Ich habe das immer für eine Skimarke gehalten.«
    Entrüstet über so wenig Geschichtskenntnisse schüttelte Justus den Kopf. »Salomon war ein berühmter König in Israel. Israel betrieb damals regen Handel mit Äthiopien, wo man Gold herbekam. Als die äthiopische Königin Saba Salomon besuchte, bat sie ihn der Überlieferung nach, zwischen einem echten und einem falschen Blumenstrauß den richtigen herauszufinden. Auf dem Torbogen und in dem Theaterstück steht nur der erste Teil des Rätsels, nämlich die Frage der Königin. Die Antwort Salomons steht dort nicht und sie lautet wie folgt – ich habe sie recherchiert und auswendig gelernt: Sobre aquellos flores vuelan – en
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