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Das doppelte Rätsel

Das doppelte Rätsel

Titel: Das doppelte Rätsel
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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mich verstehst, bewege einen Arm oder ein Bein! Kurt!“
    „Er scheint bewußtlos zu sein, holen Sie ihn zurück!“ sagte der Kommandant besorgt; er hatte den Vorgang im Bildfunk beobachtet. „Sie haben schnell und gut reagiert, ich danke Ihnen!“
    Der Pilot gab die nötigen Anweisungen an den Arzt, dann antwertete er: „Wir haben die gleiche Steuerautomatik wie die FR siebzehn, ich habe sie sofort eingeschaltet, als der Meteorit gemeldet wurde, dadurch wurde wenigstens das Seil nicht zerrissen. Was nun weiter?“
    „Melden Sie mir, was mit Osterriem ist. Sie erhalten dann weitere Anweisungen.“
    „Nicht nötig!“ sprach Osterriem dazwischen. „Ich bin schon wieder — ah! —, was ist denn überhaupt los? Ich war wohl gerade — verflucht noch mal — weggetreten?“
    „Bist du verletzt? Soll Tom hinüberkommen?“
    „Bist du heiser, oder brummt mir der Kopf so? Nein, ich schaffe es allein!“
    Der Kommandant schaltete sich ein. „Es wird nicht gerade Musik in Ihren Ohren sein, aber tatsächlich hat die Sache auch ihr Gutes!“
    „Davon merke ich hier nichts, aber es wäre ganz interessant zu hören, wieso?“
    „Weil es beweist, daß die Steuerautomatik der FR siebzehn völlig intakt ist, so daß wir uns wahrscheinlich weitere Untersuchungen sparen können! Haben Sie noch einen Wunsch?“
    „Ja, verdammt! Ich möchte gern wissen, was mit den Leuten hier drin los ist!“
    „Na, wenn Sie Ihren Humor schon wiederhaben, wird's ja nicht so schlimm sein. Also, gehen Sie zurück an Bord und kühlen Sie Ihre Beule. In fünf Minuten weitere Anweisungen. Ende.“
    Ilja Fejnberg, der Flughafenkommandant, immer noch in der Navigationszentrale, drückte die Sprechfunktaste, die ihn mit dem Archiv verband. „Haben Sie gelesen?“ fragte er.
    Pollux, mißmutig über den Aktenstaub und die trübe Ungewißheit, antwortete: „Kommandant, ich bitte, von der Rettungsaktion nicht ausgeschlossen zu werden!“
    „Ich habe Sie gefragt, ob Sie gelesen haben!“
    „Ja.“
    „Auch das Material, das der Archivar inzwischen zusammengestellt hat?“
    „Ich will meinen Freund retten!“ schrie Pollux. „Wenigstens helfen! Das können Sie mir nicht verweigern!“
    „Sie sind eben dabei, falls Sie das noch nicht gemerkt haben sollten! Retten muß man mit dem Kopf, nicht mit den Stimmbändern! Also was ist, haben Sie alles gelesen?“
    „Ja.“
    „Dann kommen Sie jetzt hierher und berichten mir über die einzelnen Havarieursachen. Aber kurz, wenn ich bitten darf. Ende!“ So was! dachte der Kommandant. Und mit so was soll man nun … Aber er war ein erfahrener Kommandant und hatte sich seit langem abgewöhnt, solcherlei Gedanken zu Ende zu denken. Der Bericht, den Pollux geben konnte, brachte nicht allzuviel Neues. Einmal war der Kopilot vom Raumkoller befallen worden und hatte die Sicht- und Hörfunkgeräte zerschlagen. Es war eine Kurzschlußhandlung, vergleichbar etwa einem Fall, in dem jemand aus Angst vor dem Feuer in ein brennendes Haus läuft. Dem Piloten war es gelungen, seinen Kollegen zu überwältigen. Für den jetzigen Fall schied diese Ursache aus, denn Raumkoller gab es auf solchen Kurzstrecken schon lange nicht mehr — die psychologischen Trainingsmethoden verhinderten das. Auch die anderen Archivfälle ergaben keine Anhaltspunkte, denn die jeweiligen Ursachen waren sofort bei der weiteren Verbesserung der Konstruktion, des Dienstbetriebes und der Kontrolle behoben worden. Als Pollux geendet hatte, schwieg der Kommandant eine Weile. Dann wandte er sich lebhaft dem Navigator zu: „Wenn die beiden sich auf Klopfzeichen hin nicht melden, gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit … Aber das werden wir erst dann glauben, wenn wir es sehen. Sie können ja zum Beispiel auch bewußtlos sein. Aber Krankheit und Vergiftung kommen nicht in Frage, die Prüfung der Bioströme vor dem Start schließt das aus. Eine technische Katastrophe jedoch, bei der Schiff und Steuerautomatik nicht beschädigt und nur die Menschen betroffen werden? Fast undenkbar. Und doch — sie antworten nicht. Was denken Sie?“
    Pollux wunderte sich, daß der Kommandant gerade ihn fragte, aber er wollte deswegen nichts sagen, und eine Antwort auf diese Frage wußte er auch nicht.
    „Damit wir uns recht verstehen — ich weiß natürlich, daß Sie diese Frage jetzt genausowenig beantworten können wie ich. Aber Sie sollen mich auf Denkfehler aufmerksam machen! Verstanden?“ Er sah, daß Pollux ihn nicht verstand, winkte ab, wandte sich wieder
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