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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den After und dann in den Dickdarm drückt, genug Plastiksprengstoff transportieren kann, um eine Brücke in die Luft zu jagen.«
    Der junge Leutnant starrte Plenjakow an, sein Lächeln versteinerte, die Augen wurden hart und schlitzähnlich. »Ziehen Sie sich aus, Genosse!« sagte er hart. »Daran habe ich noch nie gedacht!«
    »Brav so!« Plenjakow lachte, löste den Gürtel seiner Hose und ließ sie auf seine Schuhe fallen. Dann begann er, seine Uniformjacke aufzuknöpfen. »Überlegen Sie dabei, Genosse Leutnant«, sagte er bei dieser Entkleidung, »daß der Dickdarm nicht das einzige Versteck an einem nackten Menschen ist! Es gibt da eine Menge anderer Möglichkeiten –«
    Irgendwo im Gelände knackte es laut. Plenjakow, der gerade seine Jacke abstreifen wollte, hielt in der Bewegung ein. Das ist ein Lautsprecher, dachte er. Dort in den Birken, aber völlig unsichtbar. Eine grandiose Tarnung. Hier versteht man sein Metier.
    Eine Stimme, die Stimme von vorhin im Telefon, dröhnte nun laut über das stille Land. Plenjakow strengte sich an, aber er entdeckte weder den Lautsprecher noch die Fernsehkamera. »Leutnant Alajew!«
    Der junge Offizier fuhr herum und nahm stramme Haltung an. Es wirkte ein wenig lächerlich, strammzustehen vor einem Ton, aber Plenjakow begriff sofort, welche Disziplin hier herrschte.
    »Genosse General!« rief Leutnant Alajew zurück.
    Aha, ein General sitzt am Fernsehschirm, dachte Plenjakow. Welche Ehre! Aber gleichzeitig fragte er sich, wo er abgesetzt worden war, wie wichtig das alles, was er noch nicht sehen konnte, sein mußte, wenn ein General sich darum kümmerte, wer sich dem Tor im Elektrozaun näherte.
    »Verzichten Sie darauf, Alajew, dem Genossen Major in den Arsch zu blicken! Er hat keinen Sprengstoff bei sich. Übrigens ist das ein alter Witz unter Geheimagenten. Andrej Nikolajewitsch …«
    Plenjakow straffte sich nun auch. »Genosse General!«
    »Kommen Sie rein in unser Paradies! Es ist wirklich eins, und besser als das alte. Hier kann uns keiner vertreiben, und das Apfelessen verbietet Ihnen auch niemand. Im Gegenteil. Je mehr Erkenntnisse Sie sammeln, um so besser! Ich sehe Sie später, Andrej …«
    Es knackte wieder, der Lautsprecher schwieg. Leutnant Alajew trat zur Seite, gab den Weg frei, und Plenjakow ging langsam zu dem Geländewagen. Zwei Rotarmisten sprangen heraus, rannten zu dem Gepäck vor dem Tor und trugen es in das verbotene Land. Dort kontrollierte Alajew, getreu der Vorschrift, kurz den Karton. »Schallplatten, tatsächlich!« sagte er. Sein Jungengesicht glänzte. »Welche?«
    »Von Beethoven bis Bartok.«
    »Herrlich.« Alajew klappte die Deckel über den Karton. »Schade, Genosse Major, daß man sie Ihnen wegnehmen und in das Magazin einschließen wird.«
    »Warum das denn?«
    »Sie werden es gleich sehen.« Alajew setzte sich neben Plenjakow in den Wagen. »Sie sind jetzt in einem anderen Land. Hier ist nicht mehr Rußland …«
    Was Plenjakow als eine bloße Redensart Alajews hingenommen hatte – hier ist nicht mehr Rußland, das sagt man so leicht dahin, wenn man sich ärgert, denn gerade hier war Rußland mit seinen ukrainischen Feldern und den Flüssen Bug, Dnjepr und Dnjestr, ein reiches, fruchtbares Land –, das erwies sich wenige Minuten später, als sie die Hügelkuppe überfahren hatten, als zunächst noch nicht begreifbare Wahrheit: Vor Plenjakow lag eine weite Ebene, grasbewachsen, die nur von einigen grünen Buschgruppen unterbrochen wurde. Erst, als sie näher kamen, erkannte er, daß es flache Steinhäuser waren, über die man Tarnnetze gezogen hatte, in die wiederum ganze Büsche mit Ballen und Wurzelwerk verflochten waren. Unter anderen Erdhügeln vermutete Plenjakow ausfahrbare Raketenwerfer, Zielgeräte, Scheinwerfer und elektronische Meßinstrumente.
    »Wir müssen noch durch zwei Sperren«, sagte Leutnant Alajew. »Hinter der dritten sind Sie dann zu Hause.«
    »Was nennen Sie zu Hause?«
    »Das wird Ihnen der Genosse General sagen.«
    Tatsächlich passierten sie noch zwei elektrische Sperrzäune und Tore, wurden jedesmal kontrolliert und fotografiert. Bei der dritten Sperre mußte Plenjakow durch einen Bogen aus Stahl gehen, ganz langsam, und ein paar runde Glasaugen in der Stahlwand glotzten ihn an.
    Röntgen, dachte er. Und Radiumstrahlen. Ich werde durchleuchtet. Hier gibt es kein Versteck mehr … selbst verschluckte Kapseln werden wieder sichtbar gemacht. Hier ist die Sicherheit vollkommen.
    »Das hätten wir, Andrej
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