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Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor
Autoren: Hubert Haensel
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immer, um verstorbene Mitglieder der Königsfamilie aufzunehmen. Weiter vorne befinden sich die Anlegestellen.«
    Die Grotte mochte etliche hundert Schritte lang sein. Ihr Ende blieb in Düsternis verborgen. Bizarre Tropfsteingebilde hingen von der Decke herab.
    Cronim entzündete zwei Fackeln. Ihr Schein beleuchtete steinerne Anlegestellen, die weit ins Wasser hinausragten. Ein Schiff lag hier vor Anker, alt und vermodert, mit zerschlissenen Segeln und morschen Planken. Dicke Gespinste hingen von den Tauen herab. Ein Heer von Ratten starrte auf die Barke, als diese nur wenige Mannslängen entfernt vorüberzog. Einige der Tiere, die mehr als das Doppelte ihrer normalen Größe besaßen, stürzten sich quietschend ins Wasser, aber Cronim erschlug sie, sobald sie zu nahe kamen.
    »Die Biester werden jedesmal dreister«, sagte der Alte verbittert. »Ich glaube, ich komme nicht mehr oft hierher. Seit Catrox von König Urus Besitz ergriffen hat, verfallen die ursprünglichen Schönheiten unseres Landes zusehends.«
    Wo die Barke anlegte, führten steinerne Stufen ins Wasser. Seit langem waren sie nicht mehr gesäubert worden. Muscheln und dickblättrige, fleischige Pflanzen bedeckten die rauhe Oberfläche und machten sie glitschig.
    »Von hier führt ein Weg in den Königspalast«, sagte Cronim, nachdem alle das Boot verlassen hatten. »Nur wenige kennen die geheimen Gänge. Folgt mir.«
    Entlang des Steges standen schlanke, marmorne Säulen. Ihr Äußeres wies vielfältige Verzierungen auf.
    »Das sind magische Zeichen«, bemerkte Fronja im Vorübergehen. »Man müßte Zeit haben, sich mit ihnen zu befassen.«
    »Später«, machte Cronim unwirsch. »Wenn Taremus endlich sein rechtmäßiges Erbe angetreten hat.«
    Fronja zuckte kurz zusammen ob des harten Tonfalls, erwiderte aber nichts. Ihr fiel auf, daß auch Mythor den Alten mit einem überraschten Blick bedachte.
    Die Säulen trugen ebenfalls aus Marmor gefertigte Schüsseln, gerade so groß, daß ein einzelner Mann sie mit den Armen umfassen konnte.
    »Öllichter erhellten einst diese Grotte«, ließ Cronim wissen. »Sie erloschen, als König Urus dem Bösen anheimfiel.«
    Der gemauerte Steg endete an einem schmalen Felsband, das nur wenig mehr als eine Mannslänge über dem Wasserspiegel verlief. Von hier aus führten steile, aus dem Fels gehauene Treppen weiter. Mythors Aufmerksamkeit galt seltsamen Öffnungen zu beiden Seiten. Als er Cronim darauf ansprach, erklärte dieser, daß es sich um Unterkünfte für Wachtposten handelte, die es früher hier gegeben hatte.
    Breite Stufen führten zu einem großen, eisenbeschlagenen Tor hinauf.
    »Nicht«, rief Fronja entsetzt aus, als der Totenwächter sich anschickte, das Tor zu öffnen.
    Cronim hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Ein magisches Siegel«, fügte die Tochter des Kometen schnell hinzu. »Berühre es nicht.«
    Der Alte zuckte zurück, während Fronja an den anderen vorbeihuschte. Mehrmals fuhr sie mit der flachen Hand dort die Maserung des Holzes nach, wo die beiden Torflügel aneinanderstießen. Ein düsteres Flimmern wurde sichtbar, das seine Form ständig veränderte. Deutlich war zu erkennen, daß es den schmalen Spalt vollständig ausfüllte.
    Nach einer Weile wandte die Tochter des Kometen sich wieder ab. Die Erscheinung verblaßte fast sofort.
    »Ich schaffe es nicht«, sagte sie. »Catrox selbst muß hiergewesen sein, denn das Siegel ist absolut tödlich für jeden, der versucht, das Tor zu öffnen. So kommen wir jedenfalls nicht weiter.«
    Taremus wollte die Stufen hinaufhasten, aber Mythor hielt ihn am Arm zurück.
    »Du hast gehört, was Fronja sagt. Oder ist dir auf einmal der Thron von Tata gleichgültig?«
    Der Prinz ballte die Fäuste. Auffordernd fiel sein Blick auf den Totenwächter.
    »Es gibt noch einen geheimen Gang, durch den ich dich vor nunmehr fast sieben Heptaden in Sicherheit brachte«, nickte Cronim. »Niemand außer mir kannte ihn, und auch ich entdeckte ihn nur durch Zufall. Vielleicht…« Er ließ offen, was er hatte sagen wollen, und führte statt dessen seine Begleiter die Treppe wieder hinab zum Wasser.
    Etwa hundert Schritte weiter endete das Felsband. Der Alte streckte einen Arm aus und deutete auf die von Moosen überwucherte Wand keine drei Mannslängen vor ihnen.
    »Wir müssen tauchen. Dicht über dem Grund liegt der Zugang zu einem Stollen, der zu den ehemaligen Verliesen führt.«
    »Vorausgesetzt, uns ist nicht auch dieser Weg versperrt«, bemerkte Fronja.
    Der
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