Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
Ablauf dieses Jahres die Heere der Finsternis einfallen, und sie werden auf den Heerstraßen ausziehen und von Tata aus die Lichtwelt für alle Zeit zerstören.«
*
    Wenn das Vergangene zur Gegenwart wird, erstarrt die Zukunft…
    Verlockend ist das Funkeln der Kristalle – sie sind so nahe und doch zugleich unerreichbar.
    » DRAGOMAE « , zischt Yhr verächtlich. Aber niemand hört sie.
    Ihr Körper windet sich in heftigen Zuckungen. Sie ist gefangen, kann nur dann die Freiheit zurückerlangen, wenn die Lage der Kristalle verändert wird.
    Yhr hat den Totenwächter beobachtet, als er die Zisternen vergiftete. Es liegt noch nicht lange zurück, daß sie deshalb triumphierte. Nun gewinnt der Haß in ihr die Oberhand.
    Sie weiß: Wenn es einen Weg gibt, Carlumen zu verlassen, wird sie ihn finden. Und sie wird Rache nehmen für die Schmach, die man ihr angetan hat.

2.
    Ihre zweite Nacht auf Tata verbrachten Tobar und die drei Nykerier im trügerischen Schutz einer alten Hütte, in der Heu und Futterrüben lagerten. Dies war das Angenehme. Weit weniger erstrebenswert war jedoch die Bekanntschaft, die sie mit allerlei Getier schlossen. Faustgroße Spinnen, deren Bisse einen gräßlichen Juckreiz hervorriefen, hatten Schuld daran, daß sie stundenlang kein Auge schließen konnten. Erst zum Morgen hin forderte die Erschöpfung ihr Recht, und als die vier schließlich aus dem Reich der Träume zurückfanden, war der neue Tag längst nicht mehr so jung, wie sie gehofft hatten.
    Es war bitterkalt, und es regnete in Strömen.
    Im Nu waren die Nykerier und ihr Führer bis auf die Haut durchnäßt. Ihre Reittiere trotteten stoisch dahin, ohne sich zu einer schnelleren Gangart antreiben zu lassen.
    »Catrox wird nicht glauben, daß wir ihm dennoch schon so nahe sind«, brach Necron irgendwann das bedrückende Schweigen.
    »Er kennt sehr wohl unsere Entschlossenheit«, erwiderte Aeda schroff.
    »Sind wir entschlossen?« Mit der flachen Hand wischte Sadagar sich den Regen aus dem Gesicht.
    »Ich schon.« Aeda starrte ihn herausfordernd an.
    »Du hast auch allen Grund dazu.«
    »Laß die Vergangenheit ruhen, Sadagar. Ich will nicht daran erinnert werden.« Ihr Blick verlor sich in weiter Ferne.
    Endlich hörte der Regen auf. Es war jetzt windstill. Auch der Nebel hatte sich weitgehend verzogen. Aber noch immer hingen schwere, düstere Wolken über dem Land, die den Stand der Sonne nur ahnen ließen.
    Es mußte gegen die Mittagszeit sein, als erneut das Band der Heerstraße nach Tarang das Grün der Wiesen durchschnitt.
    »Wir haben Glück«, stellte Tobar fest. »Weit und breit sind weder Priester noch Krieger zu sehen.«
    »Was hast du vor?«
    Der Tatase verzog die Mundwinkel zu einem gekünstelten Lächeln.
    »Wenn wir nach Korung wollen, der Freistatt des Lichts, müssen wir irgendwann auf die andere Seite hinüber. Ich denke, der Zeitpunkt ist günstig.«
    Die Straße lag eingebettet zwischen sanften Hügeln. Mehrere Dämonenstatuen wirkten wie stumme Wächter. Jede von ihnen mochte an die acht Schritt hoch sein, wobei der längliche, kantige Schädel gut die Hälfte maß.
    »Sie sehen drohender aus, je weiter wir uns dem Dämonentor nähern«, bemerkte Necron.
    »Unsinn«, erwiderte Tobar schroff. »Das scheint nur so.«
    Er stieß seinem Truk die Stiefelspitzen in die Flanken, daß dieses auf den Hinterläufen in die Höhe stieg und mit weit ausgreifenden Sätzen davonstob. Den Nykeriern blieb nichts anderes übrig, als Tobar zu folgen. Sie spürten die dämonische Ausstrahlung der Statuen, und sie waren mittlerweile so gut mit den Truks vertraut, daß deren Unruhe ihnen nicht verborgen blieb.
    Sich in der Mähne ihres Tieres festkrallend, ritt Aeda als erste die mannshohe Böschung zur Straße hinauf. Die Hufe dröhnten auf den Steinen, das Truk gehorchte nicht dem lenkenden Druck seiner Reiterin, sondern trabte geradewegs auf die nächste Statue zu.
    Faustgroße, kristallene Augen starrten Aeda an. Etwas Eisiges griff nach ihr und versuchte, sie in seinen Bann zu ziehen. Die Nykerierin schrie.
    Sie schrie auch noch, als sie jäh den Halt verlor und stürzte. Ein Hufschlag raubte ihr fast die Besinnung.
    Trotzdem wälzte sie sich herum, um nicht länger die verzerrte Dämonenfratze sehen zu müssen. Das Truk war schon Dutzende von Steinwürfen weit entfernt.
    Ringsum erwachte die Heerstraße zu abscheulichem Leben. Bleiche, armlange Würmer krochen aus Ritzen und Spalten hervor. Aeda tastete nach ihrem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher