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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)
Autoren: Christian Nürnberger
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Mondgottes. Haran lag 800 Kilometer weiter nördlich, ungefähr an der heutigen türkischen Südgrenze, und war ebenfalls ein Kultzentrum des Mondgottes.  6 Was an Haran besser war als an Ur, erfahren wir nicht, aber Tharah, Abrahams Vater, scheint zufrieden gewesen zu sein, denn er bleibt dort, bis er stirbt.
    Auch Tharahs Söhne mit ihren Frauen, Kindern, Knechten, Mägden und Herden bleiben dort. Dann aber kommt es zu jenem Und Gott sprach zu Abraham …
    Lapidar wird weiter erzählt:
    Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abram aber ward fünfundsiebzig Jahre alt, da er aus Haran zog. Also nahm Abram sein Weib Sarai und Lot, seines Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Seelen, die sie erworben hatten in Haran; und zogen aus, zu reisen in das Land Kanaan. Und als sie gekommen waren in dasselbe Land, zog Abram durch bis an die Stätte Sichem und an den Hain More; es wohnten aber zu der Zeit die Kanaaniter im Lande. (1 Mose 12, 4–6)
    Gott hatte sich also Abraham offenbart. Später werden wir hören, dass auch Jakob, Abrahams Enkel, eine Gotteserscheinung hatte. Und schließlich offenbart sich Gott auch dem Mose im brennenden Dornbusch. Deshalb nennt man Judentum, Christentum und Islam Offenbarungsreligionen .
    Aber begründet, erläutert, erklärt wird nichts. Wozu braucht Gott überhaupt ein Volk? Warum gerade Abraham? Wäre es nicht erfolgversprechender gewesen, sich dafür einen ägyptischen Pharao zu nehmen, einen babylonischen König, einen keltischen oder germanischen Fürsten, einen griechischen Philosophen, einen indischen Weisen, einen chinesischen Mandarin, einen südamerikanischen Indianerhäuptling oder einen afrikanischen Krieger? Warum ausgerechnet einen alten Halbnomaden, der irgendwo zwischen Euphrat und Tigris seine Schafe hütet und der sich, wie man im Fortgang der Geschichte erfährt, weder als besonders gut erweist noch als besonders heldenhaft oder stark? Einen einfachen, nicht sehr gebildeten Durchschnittsmenschen aus dem sumerisch-babylonischen Kulturraum und seine Frau Sarai, die später Sara heißen wird und von der wir erfahren, dass sie unfruchtbar sei, erwählt sich Gott als Stammeltern seines künftigen Gottesvolks. Warum nur? Was soll das für einen Sinn ergeben?
    Und wieso kann Abraham nicht bleiben, wo er ist? Warum soll er seine Heimatstadt Haran verlassen und nach Kanaan ziehen, das längst besiedelt ist? Seine Nachkommen hätte er auch in Haran zeugen können. Und für deren Zukunft hätte er in seiner angestammten Heimat besser sorgen können als irgendwo in der Fremde.
    Abraham wird von den Theologen zeitlich ungefähr um das Jahr 1800 vor Christus angesiedelt, obwohl das umstritten ist, darauf kommen wir noch, aber nehmen wir einmal an, die Datierung stimmt: Warum hat sich Gott so viel Zeit gelassen mit seiner Offenbarung? Warum ist er nicht schon einem Sumerer oder Ägypter im vierten oder dritten Jahrtausend erschienen? Vielleicht wäre ja die Menschheit heute ein gutes Stück weiter, wenn sich Gott zweitausend Jahre früher offenbart hätte.
    Auf keine dieser naheliegenden Fragen erhalten wir im weiteren Verlauf der Geschichte eine Antwort. Stattdessen wiederholt der Erzähler, was wir schon kennen:
    Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinem Samen will ich dies Land geben. Und er baute daselbst einen Altar dem HERRN, der ihm erschienen war. Darnach brach er auf von dort an einen Berg, der lag gegen Morgen von der Stadt Beth-El, und richtete seine Hütte auf, dass er Beth-El gegen Abend und Ai gegen Morgen hatte, und baute daselbst dem HERRN einen Altar und predigte von dem Namen des HERRN. Darnach zog Abram weiter und zog aus ins Mittagsland. (1 Mose 12, 7–9)
    Und so geht das nun ein Vierteljahrhundert weiter. Abraham zieht kreuz und quer durch das Land zwischen Euphrat und Tigris, auch mal – wegen einer Hungersnot – an den Nil nach Ägypten hinunter, dann wieder zurück nach Kanaan, baut hier einen Altar und dort einen Altar, trennt sich von Lot, hat seltsame Begegnungen mit dem ägyptischen Pharao und dem König Melchisedek, hört von einer kleinen Schwulen- und Inzestgeschichte im Zusammenhang mit Lot, sieht Sodom und Gomorrha untergehen und Lots Frau zur Salzsäule erstarren, redet wenig, fragt nicht, und ab und zu taucht plötzlich Gott auf und verheißt ihm Land und viele Nachkommen, nur: Es passiert nicht. Abraham wird alt und immer älter und kommt weder zu Land noch zu einem
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