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Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)

Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)

Titel: Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)
Autoren: John Strelecky
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zu ignorieren.«
    »Angenommen, jemand stellt sich die Frage und findet die Antwort darauf«, sagte ich, »was geschieht dann?«
    »Nun, das ist die gute Nachricht und gleichzeitig die Herausforderung dabei«, antwortete sie. »Wie erwähnt, erzeugt die Frage den Wunsch, nach der Antwort zu suchen. Sobald jemand die Antwort kennt, entsteht eine ebenso starke Kraft. Sobald ein Mensch weiß, warum er hier ist, warum er existiert, welchen Grund es dafür gibt, dass er am Leben ist, wird er den Wunsch haben, dem Sinn und Zweck seiner Existenz gerecht zu werden. Es ist so, als erkenne man auf einer Karte, wo ein Schatz versteckt ist. Sobald man die Markierung entdeckt hat, fällt es schwer, sie zu ignorieren und nicht nach dem Schatz zu suchen. In unserem Fall bedeutet das Folgendes: Sobald jemand weiß, warum er hier ist, wird es härter und emotional schwieriger für ihn sein, diese persönliche Bestimmung nicht zu verwirklichen.«
    Ich lehnte mich zurück und versuchte alles, was Casey mir erklärt hatte, zu verarbeiten. »Das heißt, es könnte die Lage auch verschlechtern«, antwortete ich. »So wie ich es vorhin vermutet habe: Man könnte besser damit fahren, sich die Frage nie zu stellen. Man könnte einfach so weitermachen wie bisher, quasi ohne den Geist aus der Flasche herauszulassen.«
    Casey sah mich verständnisvoll an. »Manche Menschen entscheiden sich für diese Möglichkeit. Das muss jeder, der diesen Punkt erreicht, für sich selbst entscheiden.«
    Ich wusste nicht, was ich tun, sagen oder gar denken sollte. »Das ist ganz schön viel, womit ich hier konfrontiert werde«, stöhnte ich.
    »Ich hoffe, Sie empfinden es nicht als ›Konfrontation‹, sondern eher als Möglichkeit, die Dinge zu ›beleuchten‹«, entgegnete Casey. »Denken Sie an das Gefühl, das Sie vorhin beschrieben haben. Niemand kann es Ihnen aufdrängen, und wenn Sie sich zu irgendeinem Zeitpunkt entschließen, eine andere Richtung einzuschlagen, ist das ganz allein Ihre Entscheidung.«
    Damit erhob sie sich. »Apropos, ich werde mal sehen, was Ihr Spezialfrühstück macht.«
    Ich hatte meine Bestellung ganz vergessen. Als Casey mich jetzt daran erinnerte, realisierte ich langsam wieder, dass ich immer noch in einem Café saß und einen Bärenhunger hatte.
     
     
     

 
     

    4       In meinem Kopf rasten die Gedanken wild durcheinander. Ich betrachtete die Speisekarte und las die erste Frage.
    warum bist du hier?
    Sie hatte für mich nun, im Vergleich zum ersten Lesen, eine ganz andere Bedeutung. Ich versuchte mich an Caseys Worte genau zu erinnern … »Es geht um die Frage, warum jemand überhaupt existiert.«
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund drängte mich etwas dazu, mir die Frage zu stellen, die ich während meiner Unterhaltung mit Casey kurz auf der Karte gesehen hatte. Ich erinnerte mich an ihren Wortlaut. Und ich erinnerte mich an Caseys Bemerkungen, welche Auswirkungen es haben konnte, wenn man sich mit der Frage auseinandersetzte.
    »Es ist verrückt«, sagte ich zu mir selbst und rieb mir die Augen. »Alles, was ich brauche, ist etwas zu essen, ein paar Liter Benzin und ein Ort, an dem ich einige Stunden lang schlafen kann. Warum denke ich eigentlich über all die anderen Dinge nach?«
    Ich trank mein Wasser halb aus, und als ich mein Glas abstellte, sah ich, dass Mike mit einem Krug an meinem Tisch stand.
    »Darf ich Ihnen nachschenken?«, fragte er. »Es sieht so aus, als könnten Sie ein bisschen mehr gebrauchen.«
    Ich nahm sein Angebot dankend an, und er füllte mein Glas wieder auf.
    »Ich heiße Mike«, stellte er sich vor.
    »Nett, Sie kennen zu lernen, Mike, ich heiße John.« Ich erhob mich, und wir gaben uns die Hand.
    »Alles in Ordnung, John? Sie kamen mir gerade ziemlich in Gedanken versunken vor.«
    »Ja, das stimmt schon«, erwiderte ich und setzte mich wieder. »Casey hat mir erklärt, was der Text auf der Vorderseite der Karte bedeutet. Ich versuche immer noch, schlau daraus zu werden und herauszufinden, ob das eine Bedeutung für mich hat.«
    Gleich darauf fiel mir ein, dass Mike möglicherweise gar keine Ahnung davon hatte, worüber Casey und ich gesprochen hatten. Mike war zwar der Inhaber des Cafés, doch es war gut möglich, dass Casey die Fragen und den weiteren Text auf der Karte entworfen hatte. Aber er zögerte keine Sekunde.
    »Ja, das ist eine schwierige Frage. Die Menschen begegnen ihr zu den unterschiedlichsten Zeiten in ihrem Leben. Manche klären sie schon als kleine Kinder für
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