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Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)

Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)

Titel: Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)
Autoren: John Strelecky
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zurückkam.
    »Alles klar bei Ihnen?«, fragte sie.
    Ich drehte die Karte wieder um und deutete auf den Namen des Cafés und die Fragen. »Was bedeutet das alles?«
    »Nun, das scheint jeder auf seine eigene Weise zu interpretieren«, antwortete sie. »Was darf ich Ihnen denn bringen?«
    Ich war noch nicht bereit, etwas zu bestellen. Schon eher war ich versucht, mir meine Jacke zu schnappen und zu gehen. Dieser Ort hatte definitiv etwas ganz Eigenes an sich, und ich war keineswegs davon überzeugt, dass es etwas Gutes bedeutete.
    »Entschuldigen Sie bitte, Casey, aber ich brauche noch etwas länger.«
    »Das ist in Ordnung«, antwortete sie. »Lassen Sie sich Zeit. Ich komme in ein paar Minuten noch einmal wieder, um nach Ihnen zu sehen.«
    Ich beobachtete, wie sie zu dem Paar in der Nische auf der anderen Seite des Cafés hinüberging und mit den beiden ein Gespräch anfing. Worüber sie sich auch unterhalten mochten, es musste etwas Angenehmes sein, denn alle drei lächelten und lachten.
    »Womöglich ist dies gar kein so übler Ort«, dachte ich. »Vielleicht sollte ich mir einfach etwas von dem bestellen, was die anderen essen.«
    Ich wendete mich wieder der Speisekarte zu. »Ich habe keine andere Wahl«, dachte ich. »Ich habe fast kein Benzin mehr. Innerhalb eines 200-Meilen-Radius scheint es nirgendwo etwas zu essen zu geben, und obwohl mir dieser Ort etwas eigenartig vorkommt, ist bisher eigentlich nichts allzu Ungewöhnliches passiert.« Diese Überlegungen schwächten meine Bedenken etwas ab. Als ich sah, wie Casey in die Küche ging und mit zwei Stücken Erdbeer-Rhabarber-Kuchen zurückkam, lösten sich meine Bedenken völlig auf.
    Abgesehen von den seltsamen Fragen hörten sich die Speisen auf der Karte gut an. Ich entschied mich für das große Frühstück, obwohl die üblichen Frühstückszeiten längst vorbei waren. Casey unterhielt sich immer noch mit dem Paar, und da ich bereits gewählt hatte, sah ich mir die Rückseite der Karte noch mal an.
    warum bist du hier?
    Es schien mir seltsam, Gästen diese Frage zu stellen. Sollte der Besitzer nicht wissen, warum jemand sein Restaurant besuchte? Und umgekehrt: Sollten Menschen, die im Restaurant aßen, nicht eigentlich wissen, warum sie dort waren? Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Frage verstand.
    warum bist du hier?
    Casey kam zurück und riss mich aus meinen Gedanken.
    »Sind Sie bereit?«, fragte sie.
    Ich wollte gerade mit Ja antworten, aber dann erinnerte ich mich an den Hinweis auf der Speisekarte, dass man sich vor der Bestellung vom Servicepersonal beraten lassen sollte.
    »Ich denke ja«, sagte ich und deutete dann auf die Botschaft. »Worüber genau soll ich mich von Ihnen beraten lassen?«
    »Ach das«, antwortete sie und lächelte erneut.
    Ich begann Gefallen daran zu finden, wenn sie lächelte.
    »Im Laufe der Jahre haben wir bemerkt, dass die Menschen sich nach einer gewissen Zeit hier offenbar verändert fühlen«, sagte sie. »Daher versuchen wir nun, ihnen den Zugang zu dieser Erfahrung zu erleichtern. Wir stimmen sie darauf ein, was sie möglicherweise erwartet, falls sie noch nicht ganz bereit für diese Erfahrung sind.«
    An diesem Punkt war ich mir nicht mehr sicher, ob wir über das Essen, eine Bewertung der Kundenerfahrungen oder etwas anderes redeten.
    »Wenn Sie möchten«, sagte sie, »kann ich Ihre Bestellung an den Koch weiterleiten und seine Meinung darüber einholen, was das Beste sein könnte?«
    »Gerne«, antwortete ich und war genauso verwirrt wie vor wenigen Augenblicken. »Ich denke, ich nehme das große Frühstück. Ich weiß, dass die Frühstückszeit vorbei ist, aber kann ich das trotzdem noch bestellen?«
    »Ist es das, was Sie wollen?«, fragte sie.
    »Ja, das ist es.«
    »Dann bin ich sicher, dass es kein Problem ist. Schließlich sind wir näher am Frühstück von morgen als am Mittagessen von heute.«
    Ich sah auf meine Uhr. Es war halb elf. »Das ist eine interessante Betrachtungsweise«, meinte ich.
    »Manchmal ist es hilfreich, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen«, erwiderte Casey.
    Sie notierte meinen Wunsch und drehte sich um. Ich sah ihr nach, als sie zur Durchreiche ging, um die Bestellung aufzugeben, und bemerkte dann, dass sie die Karte auf dem Tisch liegen gelassen hatte.
     
     
     

 
     
    3       Als Casey sich der Durchreiche näherte, sah ich zum ersten Mal, dass sich im Raum dahinter ein Mann befand. Er hielt einen hölzernen Kochlöffel in der Hand und war
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