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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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nickte.
    „Ah, so!“ Ingrid, mindestens so reaktionsschnell wie ihr Bruder, lächelte. „Dann musst du unbedingt Klassenzimmer sieben zeigen! Da vorn.“ Sie deutete in Richtung Klassentrakt.
    „O ja, da Horn... da vorn!“ versprach sich Pummel mit Absicht, nahm die Brillenschlange am Arm und schob sie hinaus. Er konnte den Moment kaum noch erwarten, da die Horn mit ihrem Vogelkopf aufschauen würde.

    „Die haben vielleicht Nerven!“ meinte Eugen, als sein Freund Pummel und Dolf beim Mittagessen immer noch nicht zurück waren. Armin, der in dieser Woche Servierdienst hatte, kam mit leerem Tablett von der Küche zurück, doch seine Backen waren aufgeblasen wie die eines Goldhamsters beim Schwimmen.
    „Hast du Ziegenpeter?“ fragte Beni.
    Armin schüttelte die Backen. „Filetsteak mit Ananas und Spargelspitzen“ antwortete er, als er endlich wieder reden konnte. Die Ritter sahen einander an.
    „Wieso denn das?“ erkundigte sich Eugen.
    „Da war was übrig, weil sechs Hotelgäste nicht gekommen sind“, berichtete Armin. „Das hat Heini an den Servierdienst verteilt. Er kocht nämlich auch für das Hotel.“
    „Ist ja hochinteressant!“ meinte Beni. „Da müssen wir mal was unternehmen, dass alle Gäste fehlen!“
    „Von den dreißig Portionen werden wir auch nicht satt“, entgegnete Wolf. „Ich hab die Leute gezählt.“
    Die Kuhglocke schepperte. Schulkapitän Ottokar stand am Schwarzen Brett und sagte an: „Graf Schreckenstein sucht für heute Nachmittag zwanzig Helfer im Hotel. Wer sich meldet, ist von seiner sonstigen Tätigkeit befreit.“
    Dass von über hundert Bewerbern — sie waren alle neugierig auf das Hotel — dann nur zehn Freiwillige gebraucht wurden, erklärte der Schulkapitän folgendermaßen: „Hier müssen die Erfahrensten ran. Das Hotel ist eine große Gefahr für unsere Schule. Es gilt rauszukriegen, was Mauersäge noch alles vorhat.“
    Unter den Erfahrensten befanden sich die Großen aus dem Ritterrat: Stephan, Dampfwalze, Mücke, Klaus, Dieter, Hans-Jürgen, Andi und Ottokar. Ferner Strehlau und Werner. Dazu kamen Eugen, Wolf, Fritz, Walter, Beni, Eberhard, Kuno, Emil, Oskar, Ralph.
    Jean empfing die Auswahl im Sternenhof, der voller Autos stand. „Da bist du ja schon wieder!“ sagte er unfreundlich zu Dampfwalze.
    „Ich kann’s nicht ändern“, antwortete der. „Ich gehe hier zur Schule.“
    Feindselig sah Jean ihn an. Sein Zorn auf die Ritterschaft hatte in Dampfwalze ein Ventil gefunden.
    Mauersäge kam. Vorgebeugt, die dünnen Beine in Bundhosen, darüber eine viel zu weite Jacke, trat er näher und hob seine knochige Hand. „Ich... ks... ich freue mich, dass ihr... ks... mir helfen wollt“, begann er mit dem typischen Unterbrecher, der sich anhörte, als müsse er seine schmale Nase immer wieder frei pusten. Dieses Geräusch nannten die Ritter „schalten“. „Ich... ks...“, fuhr er fort, „... ich erwarte einen Omnibus mit ausländischen Touristen. Für sie... ks... müssen wir noch einige... ks... Zimmer herrichten. Ich werde mich für eure Hilfe auch er... ks... kenntlich zeigen. Demnächst.“
    Er schritt voran. Jean und die Helfer folgten. In dem geräumigen Flur war alles wie früher. Gemälde und Geweihe an den Wänden, zwischen den Fenstern Sessel, Tische, Kommoden. Darauf Krimskrams wie Tabakdosen, Vasen, kleine Figuren, Schalen, ein geschnitzter Elefantenzahn, ein Hirschfänger, Schatullen mit Intarsien und so weiter. Nur gegenüber der Eingangstür stand jetzt ein langer Tisch aus dem Rittersaal, dahinter an der Wand hing ein Kasten mit numerierten Fächern, wie sie in Hotels für Zimmerschlüssel und Post üblich sind.
    Mauersäge wurde sofort von zwei weiblichen Gästen in ein Gespräch verwickelt und verschwand mit ihnen in die Bibliothek zwischen Treppe und Rittersaal.
    Jean übernahm das Kommando, und zwar recht barsch: „Los! Da gibt’s nichts zu sehen. Weiter!“
    „Wir sind nicht neugierig. Dazu kennen wir den Laden zu gut“, erwiderte der kleine Eberhard.
    Sie stiegen die breite Treppe an der Biegung des Korridors in den ersten Stock hinauf. Auch hier schien alles unverändert. Die Standuhr, das Elchgeweih...
    „Vorwärts!“ Jean winkte den Rittern weiterzugehen. Im zweiten Stock trat er in sein Zimmer, das sich nahe der Treppe befand, holte einen großen Schlüssel, rannte die letzte, steilere Treppe hinauf und schloss die Eisentür zum Dachboden auf. Links im Dachwinkel befand sich ein recht umfangreiches
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