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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Zweitschlüssel geholt und probiert. Sie haben gepasst. Jean hat während der Ferien die Schlösser geknackt und muss sie ersetzen. Das werde ich ihm bei Gelegenheit sagen. Aber mitgenommen habe ich selbstverständlich nichts.“
    Ein Raunen ging durch die Reihen. Die Ritter staunten über die Umsicht ihres Schulkapitäns.
    „Hm.“ Der Rex schaute nachdenklich, weil auch er wusste, dass auf die Ehrlichkeit der Ritter absolut Verlass war und meinte schließlich: „Dann müssen wir annehmen, dass der Gast das betreffende Stück verloren hat. Also haltet die Augen offen, wo immer ihr Hotelgäste seht oder gesehen habt! Die Sache bleibt insofern unangenehm, als bisher nichts weggekommen ist. Kaum sind wir da, schon fehlt was. Da fällt der Verdacht natürlich auf uns. Und wir können uns nicht dagegen wehren. Unsere Aufrichtigkeit zählt nur innerhalb der Schulgemeinschaft. Draußen glaubt uns kein Mensch.“
    Mit betretenen Gesichtern verließen Rex, Lehrer und Ritterschaft das Wohnzimmer.
    Für den Nachmittag war Sport angesetzt. Hotelgäste fanden sich ein, um zuzuschauen. Die Ritter blieben höflich, aber wortkarg. Jedem konnte der vermisste Gegenstand gehören. Allein schon dieser Gedanke störte das vorher so gute Einvernehmen.
    Den Hotelgästen fiel das nicht auf. Es war ein sehr heißer Tag, und Hitze macht bekanntlich träge. Als die Ritter nach ihrem Training in den See sprangen, hatte das Signalwirkung. Immer mehr Hotelgäste kamen in Bademänteln oder gleich in Badekleidung den Hang herunter.
    „Schau mal! Wie viel Karat mag die haben?“ Witzbold Klaus deutete zum Bootssteg, den die Brillenschlange gerade betrat. In einem goldenen Badeanzug.
    „Das ist nur eine Frischhaltefolie, damit ihr Typ nicht schmilzt“, erwiderte Mücke.
    Mit einem sauberen Startsprung klatschte sie aufs Wasser und kraulte beachtlich. Der zaundürre Glatzkopf dagegen benutzte die Leiter. In der Badehose war er noch dürrer, was man von der Mehrzahl der Gäste nicht behaupten konnte.
    „Vorsicht, Hochwasser!“ raunte Andi, als drei besonders gut Durchwachsene mit kindischem Gebaren in den See liefen. Sehr sportlich benahm sich dagegen der Mann mit dem roten Schnauzbart. Er hechtete mit Anlauf vom Steg.
    „Nicht schlecht, Barbarossa!“ rief der kleine Herbert.
    Nach ein paar Zügen im Schmetterlingsstil kraulte der Rotbart in großem Bogen nach rechts um die Schilfnase herum.
    „Abstand. Weitersagen!“ gab Ottokar durch. „Sonst verliert wieder jemand was und wir sind schuld.“
    Auch Jean ließ sich blicken. Zusammen mit Elfriede stellte er Sonnenschirme am Ufer auf. Wie immer mit ausgesucht vornehmen Bewegungen. Die Ritter würdigte er keines Blickes. Die verzogen sich weit in den See hinaus. Um mit den Hotelgästen nicht in Kontakt zu kommen, schwammen sie zu der Landzunge zwischen Schilfnase und dem Großen Schilf. Von hier konnten sie ungestört über den Hang zum Sportplatz hinauflaufen.
    Dampfwalze, der seinen Ärger mit Kraft abreagierte, kam als erster an Land und setzte sich auf die Bank, die dort am Uferweg steht. Bei dem Versuch, mit dem kleinen Finger Wasser aus seinem rechten Ohr zu pumpen, fiel sein Blick auf das Sitzbrett. Mann!
    Da lag, keinen halben Meter von ihm entfernt, ein goldenes Feuerzeug.
    „Seht euch das an!“ rief er Klaus, Andi, Ottokar und Stephan entgegen, die gerade aus dem Wasser stiegen.
    Andi nahm das teure Stück hoch. „Ganz schön schwer.“
    „Und das sollen wir verschleppt haben. Ausgerechnet hierher, wo selten einer von uns hinkommt“, meinte Stephan.
    Während das Feuerzeug von Hand zu Hand wanderte, erklärten Klaus und Andi den herbeitropfenden Rittern, wie es zu dem Fund gekommen war.
    „Für mich hat Jean das einem weggenommen und lässt es uns hier finden, damit wir...“
    „Nicht verdächtigen!“ fuhr Stephan dazwischen und erinnerte den kleinen Eberhard an diese besondere Rittertugend.
    Mücke lachte. „Wer hier was gefunden haben will, braucht sich nicht erst herzubemühen. Er behauptet es einfach.“
    „Genau“, stimmte Strehlau zu.
    „Hauptsache es ist wieder da“, freute sich Dieter. „Bringen wir’s zurück. Dann sind wir den Schwarzen Peter los.“
    Beifälliges Gemurmel kam auf. Nur Ottokar, Stephan und Mücke schüttelten die Köpfe.
    „Wenn wir’s zurückbringen, sieht es so aus, als ob wir’s weggenommen und dann kalte Füße gekriegt hätten“, erklärten sie.
    „Lassen wir’s liegen, denken sie weiter, dass wir’s waren“, überlegte Beni
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