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Das Burggespenst von Schreckenstein

Das Burggespenst von Schreckenstein

Titel: Das Burggespenst von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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und verließ den Raum. Die Schulversammlung war beendet.
    „Typisch Rex!“ meinte Hans-Jürgen, der Dichter. Auf Schreckenstein verstanden sich Schüler und Lehrer als Partner.
    „Jetzt gefällt mir das Hotel schon wesentlich besser!“ rief Andi im Gedränge an der Tür, und alle stimmten ihm zu.
    „Du kannst ja gleich rüberziehen!“ alberte Witzbold Klaus.
    „Mit seinem Taschengeld kriegt der nie ein Bett! Da darf er sich höchstens in der Besenkammer an die Wand lehnen!“ rief Stephan.
    Ottokar, der Realist, meinte: „Erst mal müssen wir unseren Sportplatz zurückerobern. Höflich, aber bestimmt.“
    Der Vorschlag fand ungeteilten Beifall. Die Ritter wollten in ihrer Schule ungestört sein. Und das mit gutem Grund. Denn alles, was sich Jungen nur wünschen können, war hier vorhanden: die mittelalterliche Burganlage mit Turm und Folterkammer, der Kappellsee, Wald, Sportanlagen, und nicht zuletzt die Kameradschaft unter Schülern und Lehrern. Die Ritter eilten auf ihre Zimmer, zogen die Trainingsanzüge an und trabten in den Nordflügel.
    Schräg gegenüber dem Portal stand Dampfwalze und winkte. „Schaut mal!“
    Er hatte die Tür zum Rittersaal, die Verbindung zwischen Schule und Hotel, aufgeschlossen. Durch den Spalt lugten die Ritter hinein. Drinnen standen viele kleine Tische mit weißen Tischtüchern, und Jean, Mauersäges „Mädchen für alles“, sowie ein Mädchen aus Wampoldsreute waren damit beschäftigt, Geschirr und Besteck für das Abendessen zu verteilen. Jean, der eigentlich Hans hieß, tat wie immer besonders vornehm. Mit spitzen Fingern rückte er Messer, Gabeln und Löffel zurecht. Da ächzte auf einmal die Tür, weil sich gut zwanzig Ritter dran festhielten.
    Jean schaute auf. „Macht sofort die Tür zu! Und gebt mir den Schlüssel!“ rief er und kam zu der kleinen Treppe gelaufen, die den tiefer gelegenen Rittersaal mit dem Nordflügel verbindet.
    „Finger weg!“ rief Dampfwalze, schob die Tür zu und schloss ab.
    Drüben trommelte Jean dagegen. „Ihr sollt mir den Schlüssel geben!“ drang seine Stimme schwach herüber.
    „Wie denn, wenn die Tür zu ist?“ fragte Dampfwalze. „Sie haben zuerst gesagt, wir sollen sie zumachen.“ Erneutes Trommeln.
    „Macht sie auf! Sofort!“
    „Bitte“, sagte Dampfwalze, drehte den kleinen Sicherheitsschlüssel um, zog ihn ab und steckte ihn in die Tasche.
    Stephan drückte die Klinke und zog. Im Spalt erschien zuerst Jeans Kopf, dann seine Hand. „Den Schlüssel!“ forderte er.
    Mücke, der sich nach vorn durchgedrängt hatte, zog ein Zehnpfennigstück aus der Tasche, drückte es Jean in die Hand und sagte: „Lassen Sie sich einen zurechtfeilen!“
    Jean lief rot an. „Unverschämtheit!“ schimpfte er. „Ich hab’s ja gewusst. Wenn ihr wieder da seid, gibt’s Ärger. Aber das sag ich euch: Wenn ihr den Hotelbetrieb stört, sorge ich dafür, dass ihr fliegt. Eure Zimmer können wir nämlich sehr gut gebrauchen. Die Gäste sind ganz verrückt auf das Burgleben. Es werden immer mehr. Und jetzt her mit dem Schlüssel!“
    „Tut mir leid“, antwortete Stephan ruhig. „Den dürfen wir Ihnen nicht geben. Das wissen Sie ganz genau. Sonst weint die Feuerpolizei.“
    Jean ließ den Unterkiefer hängen. Er kannte die Verfügung.
    „Dann machen wir jetzt wieder zu. Damit der Hotelbetrieb nicht gestört wird“, sagte Ottokar, und ohne dass Jean noch eine Antwort hätte geben können, schloss sich der Spalt. Dampfwalze zog den Schlüssel aus der Tasche und sperrte wieder ab. „Mann!
    Der hat jetzt eine Wut im Bauch!“ freute sich Andi. Sofort winkte Dieter ab. „Mit dem müssen wir sehr vorsichtig sein!“
    „Und überhaupt“, ergänzte Stephan, „jetzt kapier ich erst, was der Rex gemeint hat! Wenn sich Gäste beschweren, und Jean Mauersäge einredet, er soll das Hotel vergrößern...“ Mancher Ritter schaute plötzlich recht betreten.
    „Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen! Mauersäge hat uns ja nur aufgenommen, weil der Bürgermeister von Neustadt über Schulraumnot geklagt hat!“ erinnerte Mücke.
    Am Portal wurden Stimmen laut, Touristen drängten herein.
    „Wie kommt man denn hier zum Wehrgang?“ fragte eine aufgetakelte Frau mit einer viel zu großen Sonnenbrille auf der Nase.
    „Leider gar nicht“, antwortete Andi, der am nächsten stand, betont höflich. „Der Zugang ist zugemauert. Aber wenn Sie den Uferweg am Kappellsee gehen, können Sie ihn fotografieren.“
    „Danke schön“, sagte die Brillenschlange
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