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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro
Autoren: J.J. Voskuil
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Beerta.“
    Beerta schloss die Tür hinter sich. „Ich fahre jetzt zu einer Sitzung nach Arnheim“, hörte Maarten ihn sagen. „Ich werde wohl nicht vor Dienstschluss zurück sein.“
    „Und wenn jemand für dich anruft?“ – Fräulein Haans Stimme.
    „Dann kannst du sagen, dass ich heute Abend zu Hause zu erreichen bin.“
    Maarten hörte, wie sich seine Schritte entfernten und dann die Tür des ersten Raums zufiel.
    Als Beerta fort war, wurde es sehr still. Nur ein unbestimmter Lärm von der Straße drang durch das offenstehende Fenster. In der hinteren Hälfte des Zimmers, hinter dem Bücherregal und der Glaswand, wurde ein Stuhl gerückt. Dort war jemand, aber er wusste nicht wer. Weil es der Mitarbeiter eines anderen Büros war – eines Ein-Mann-Büros, das in Beertas Räumlichkeiten untergebracht worden war, zu dessen Missfallen, wie Maarten bemerkt hatte –, war er ihm nicht vorgestellt worden. Er beugte sich wieder über den Wichtelmännchen-Aufsatz, den er in den Griff zu bekommen versuchte. Jetzt, wo er allein war, entspannte er sich halbwegs, doch es gelang ihm nur schlecht, sich zu konzentrieren, so als läge der Text hinter dickem Glas.
    Um zwölf Uhr rief er nach einigem Zögern von Beertas Schreibtisch aus Nicolien an.
    „Ist Beerta nicht da?“, fragte sie.
    „Der ist zu einer Sitzung.“
    „Und bist du jetzt allein?“
    „Ja.“ Er spürte, dass keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte. „Wie geht’s Mutter jetzt?“
    „Gut. Wir gehen gleich in die Stadt.“
    „Bestell ihr schöne Grüße von mir.“
    „Ja.“ Es war für einen Moment still. „Womit bist du gerade beschäftigt?“
    „Mit den Wichtelmännchen.“
    Es entstand erneut Stille.
    „Verrückt, nicht wahr?“, sagte sie dann.
    „Ja, verrückt“, antwortete er.
     
    Er aß sein Brot auf dem Papier, in dem es eingewickelt gewesen war, neben dem Buch, schälte seinen Apfel, steckte das Papier wieder ein und warf die Schalen in den Mülleimer bei der Eingangstür, bevor er hinausging. Er spazierte wieder zur Amstel und setzte sich auf dieselbe Bank, doch die Stadt war ihm fremd, als wohne er hier gar nicht.
     
    Er war noch nicht lange an seinem Platz zurück, als das Telefon klingelte.
    „Für Herrn Beerta“, sagte der Telefonist des Hauptbüros. „Können Sie es annehmen?“
    „Koning“, sagte Maarten.
    Es war einen Moment still. „Ich wollte Herrn Beerta sprechen“, sagte eine hohe, affektierte Stimme.
    „Herr Beerta ist zu einer Sitzung.“
    „Wissen Sie dann vielleicht, wo ich ihn erreichen kann? Sie sprechen mit ’t Mannetje.“ Ebenso wie Beerta sprach er die Worte sehr präzise aus. „Ich bin Vorsitzender des Bauernwagenvereins und wollte mit Herrn Beerta einen Termin für die Vorstandssitzung machen.“
    Die Stimme und der Name des Vereins amüsierten Maarten. Sie suggerierten eine verborgene Welt heimlicher Perversionen.
    „Sie können ihn heute Abend zu Hause erreichen“, antwortete er freundlich. Ich bin in einem Bordell gelandet, dachte er, während er den Hörer wieder auflegte. Er schmunzelte. Der Bauernwagenverein! Kaum zu glauben. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür hinter ihm. „War das ein Telefonat für Herrn Beerta?“, hörte er Fräulein Haan sagen. Er drehte sich um. Sie stand in der Tür, dieKlinke in der Hand. „Ja“, sagte er, „ein Herr ’t Mannetje, wegen einer Verabredung für eine Vorstandssitzung des Bauernwagenvereins.“
    „Würden Sie dann in Zukunft Telefonate an mich durchstellen!“, sagte sie zornig. „
Ich
bin seine Stellvertreterin! Nicht Sie!“ Ihr Gesicht verzog sich vor Wut. Bevor er antworten konnte, schlug sie die Tür mit Wucht wieder zu.
    Er brauchte einige Zeit, um den Angriff zu verarbeiten. Erst als er wieder auf seinem Stuhl saß, durchlief ihn eine Welle der Wut. Er fühlte sich gedemütigt und bedroht, und es dauerte lange, bevor er diese Gefühle wieder im Griff hatte. Er versuchte zu arbeiten, doch es gelang ihm nicht, seine Gedanken bei dem Aufsatz zu halten. De Bruin brachte Tee. Er trank seine Tasse geistesabwesend aus. Schließlich stand er auf. Fräulein Haan saß hinter ihrem Schreibtisch und arbeitete. Sie sah nicht auf. Van Ieperen zwinkerte ihm zu, worauf er mit einem matten Lächeln reagierte. Im ersten Raum war nur Meierink. Er las die Zeitung. „Ist Nijhuis nicht da?“, fragte Maarten.
    „Ich weiß nicht, wo Nijhuis ist“, antwortete Meierink mit schleppender Stimme, ohne von seiner Zeitung aufzusehen.
    Nijhuis stand im
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