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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro
Autoren: J.J. Voskuil
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macht er vorzüglich.“
    „Darüber muss ich noch mal mit Ihnen sprechen, Herr Beerta“, sagte Veerman. Er hatte eine etwas feuchte Aussprache, und es schien, als würde sein großer, roter Kopf noch weiter anschwellen vor Anstrengung, eine aufkommende Wut zu unterdrücken.
    „Das wird geschehen, sobald ich die Gelegenheit dazu finde“, wehrte Beerta ab.
    „Herr Veerman ist seinerzeit ein begabter Läufer gewesen“, erzählte er, als sie über den Flur durch die Hintertür von Fräulein Haans Raum wieder eintraten. „Ich nehme an, dass er damals schlanker war.“ Sie erreichten sein Zimmer. „Einmal im Jahr droht er mir mit dem T-tod. Man muss also ein bisschen freundlich zu ihm sein.“
    Maarten schloss die Tür hinter sich. „Was ist das für ein Examen, an dem Meierink sitzt?“
    „Meierink ist ein Dussel. Aber er sitzt wenigstens jeden Sonntag unter der Kanzel. D-darum habe ich ihn eingestellt.“
    „Ist das eine Voraussetzung?“
    Beerta drehte sich zu ihm um und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Es gibt ihm einen V-vorsprung. Und dabei ist er auch noch Mitglied der sozialdemokratischen Partei. Das sind Dinge, die schwer bei mir wiegen.“
    Maarten lachte. Er konnte nicht genau bestimmen, was Beerta wirklich dachte, doch die Ironie war nicht zu verkennen.
    „Doch nun zu deiner Arbeit.“ Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und überreichte Maarten einen Stapel von mit kleinen Zeichen bedruckten Karten der Niederlande und Flämisch-Belgiens. „Deine erste Aufgabe ist es, diese Karten mit einem Kommentar zu versehen, mit Ausnahme des Kommentars zu den Karten des Irrlichts, darum werde ich mich kümmern. Ich mache mich nun an die Arbeit. Wenn du Fragen hast, darfst du mich unterbrechen.“ Er wandte sich ab und setzte sich an seinen Schreibtisch, mit dem Rücken zu Maarten. Während dieser die Karten mit zu seinem Platz nahm, zog Beerta seine Schreibmaschine zu sich heran, spannte ein paar Blätter, mit Kohlepapier dazwischen, ein, machte eine kurze Pause und begann dann, mit einem Finger verblüffend schnell zu tippen. Dass Maarten hinter ihm saß, schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
    Maarten schuf auf dem Tisch etwas mehr Platz, stand wieder auf, um die Brotbeutel aus seinen Taschen zu holen, und sah mechanisch die Karten durch. Bei den ersten drei ging es tatsächlich um das Irrlicht, bei den folgenden um andere, sehr unterschiedliche Themen aus dem Umkreis des Volksaberglaubens, doch er war zu abwesend, um die Bedeutung des Ganzen in sich aufzunehmen. Außerdem wurde er durch Beertas Nähe abgelenkt. Während er geistesabwesend die letzte Karte betrachtete, wurde er sich zum ersten Mal an diesem Tag einer bodenlosen Traurigkeit bewusst, die nun wie eine Flutwelle aufstieg und in der er zu ertrinken drohte. Er nahm sich zusammen, indem er sich zwang, die Bedeutung der Kartenbeschriftung zu sich durchdringen zu lassen. Sie gab eine Übersicht über die Verbreitung des Wichtelmännchenglaubens in den Niederlanden undFlämisch-Belgien und war bedeckt mit rot und grün ausgefüllten Kreisen, Dreiecken, Quadraten, Kreuzen und Strichen, hinter denen sich die Antworten auf die Fragebogen verbargen, die er aus seiner Studienzeit kannte. Er betrachtete die Zeichen und versuchte, ein System in dem Chaos zu finden, ohne Erfolg. Der einzige Rückhalt in dem Raum war das hastige Tippen und das regelmäßig wiederkehrende Klingeln von Beertas Schreibmaschine. Das Tippen wurde erst etwas langsamer, als de Bruin mit dem Kaffee hereinkam.
    „Kaffee, Herr Beerta?“, fragte de Bruin.
    Das Tippen hörte abrupt auf. „Ja, wahrhaftig“, sagte Beerta. „De Bruins Kaffee! Nicht auszudenken, wenn ich den ausfallen lassen würde!“
    De Bruin kicherte. „Der Kaffee von de Bruin ist braun“, scherzte er. Während er das Tablett zwischen die Bücherstapel schob, drehte sich Beerta mitsamt seinem Stuhl zur Seite und sah vergnügt zu.
    „Zwei Löffel Zucker?“, fragte de Bruin. Er zwinkerte Maarten zu. Maarten begriff, dass dieses Spiel häufiger gespielt wurde.
    „Noch einen dazu“, sagte Beerta. Er spitzte die Lippen. „Der Löffel muss drin stehen bleiben.“
    De Bruin gab noch einen vollen Löffel dazu und goss einen großen Schuss Milch hinein. „Herr Beerta will immer Lämmchenkaffee. Nicht wahr, Herr Beerta?“
    „Wie meine Mutter ihn machte“, sagte Beerta genüsslich.
    „Du auch, Koning?“, fragte de Bruin.
    „Keinen Lämmchenkaffee!“, mahnte Maarten.
    Es war eine graue
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