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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro
Autoren: J.J. Voskuil
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gab. „Und ich hoffe, dass dieser Tag für dich der erste einer Befriedigung verschaffenden wissenschaftlichen Karriere sein wird.“
    Maarten lächelte. „Das hoffe ich auch.“ Er hatte das Gefühl, mit diesen Worten würde eine Verschwörung besiegelt. Er sah sich um, unsicher, was nun von ihm erwartet wurde.
    „Ich hatte mir über-l-legt, dass du in den ersten Wochen bei mir im Zimmer sitzen solltest“, sagte Beerta, bevor Maarten etwas fragen konnte, „dann kann ich dich einarbeiten. Ich habe dafür einen Platz am T-tisch freigemacht.“ Er nickte in Richtung des Tisches, auf dem zwischen Stapeln von Büchern und Schriftstücken eine freie Fläche geschaffen worden war. Hinter dieser freien Fläche stand ein einfacher, altmodischer Stuhl mit einem durchgesessenen Plüschpolster. Maarten ging zögernd zu seinem Platz und legte seinen Apfel an den Rand seiner Arbeitsfläche.
    Beerta holte eine silberne Taschenuhr aus der Brusttasche seines Jacketts und zog sie zu Rate. „Aber erst werde ich dich der übrigen Belegschaft vorstellen.“
    Fräulein Haan und van Ieperen kannte er bereits. Van Ieperen zwinkerte ihm zu, als er hinter Beerta vorbeikam, und schnitt mit einer Bewegung seines Kopfes eine Grimasse, um deutlich zu machen, dass er das alles für Unsinn hielt. Maarten ignorierte es und folgte Beerta in das erste Zimmer. Dort stand zu dem Zeitpunkt lediglich ein hochgewachsener, magerer junger Mann bei einem der vier Schreibtische, die sich jeweils paarweise im vorderen Teil des Raums gegenüberstanden, vor dem Bücherregal, das als Trennwand diente. Beerta ging mit kleinen Schritten auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Der junge Mann war sicher einen Kopf größer. „Wo ist Meierink?“, fragte er.
    Der junge Mann sah ihn unverschämt an. Er hatte glattes blondes Haar und ein mageres, fanatisch wirkendes Gesicht mit hohlen Wangen. „Woher soll ich das wissen?“, fragte er gleichgültig. „Bin ich der Hüter meines Bruders?“
    Die Antwort schien Beerta zu amüsieren. Er schmunzelte und verzog seinen Mund. „Nein, das würde mich wundern.“ Er wandte seinen Kopf in Maartens Richtung. „Darf ich dir Herrn Koning vorstellen? Herr Koning fängt heute bei uns an. Er wird sich um den Atlas für Volkskultur kümmern.“
    Der Mann reichte Maarten achtlos die Hand: „Teun Nijhuis.“
    In diesem Augenblick ging die Tür zum Flur auf und ein schon etwas älterer Mann trat ein. Maarten erkannte ihn und begriff, dass es Meierink sein musste. Der Mann erschrak, als er Beerta sah.
    Beerta hatte sich aufgerichtet und sah ihn streng an. „Tag, Herr Meierink“, sagte er in gemessenem Ton. „Sie sind zu spät.“
    „Es tut mir leid, Herr Beerta“, seine Stimme klang etwas quengelig, als wäre er zu müde zum Reden, „aber es ist gestern Abend wieder spät geworden, und da hatte ich Mühe, aus dem Bett zu kommen.“
    „Bei mir ist es auch spät geworden“, sagte Beerta kühl, „aber ich bin trotzdem pünktlich.“
    „Ja, Sie schaffen das vielleicht, aber ich habe Probleme damit.“
    Beerta ignorierte das. „Wann haben Sie Ihr mündliches Examen?“
    „In drei Wochen. Aber ich fürchte, dass es wieder nicht klappen wird, denn ich habe gestern gehört, dass das Schriftliche nicht so gut war.“
    „Sie sollten mal früher zu Bett gehen und etwas mehr Selbstvertrauen haben“, fand Beerta. Er machte eine Geste in Richtung Maarten. „Das hier ist Herr Koning.“
    „Angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte Meierink, während sie einander die Hand reichten.
    „Herr ter Haar ist krank, und Balk ist im Urlaub“, sagte Beerta, ohne ihm Zeit zu lassen, das Kennenlernen zu vertiefen. „Das muss also noch warten.“ Er ging weiter zu dem Raum hinter dem Bücherregal, wo Wiegel und Veerman arbeiteten. Veerman saß, ebenso wie beim letzten Mal, hinter dem hölzernen Registraturschrank und las Zeitungsausschnitte, Wiegel blätterte in einem Buch. Er stand auf, als Beerta und Maarten um die Ecke kamen, und grüßte sie, Beerta gemessen, Maarten mit seinem Vornamen. „Ihr kennt euch also schon“, stellte Beerta fest.
    „Wie den gestrigen Tag“, scherzte Wiegel. „Wenngleich ich damit auch nicht sagen will, dass Herr Koning von gestern ist.“
    „Kennen
Sie
Herrn Koning schon?“ fragte Beerta Veerman.
    Veerman sah zerstreut auf, die Gedanken woanders. „Ich glaube nicht. Ich glaube nicht, dass ich die Ehre hatte.“
    „Herr Veerman kümmert sich um das Ausschnittarchiv“, erklärte Beerta. „Und das
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