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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro
Autoren: J.J. Voskuil
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Flur und unterhielt sich mit de Bruin. Er lehnte am Türpfosten des Verschlags, wo de Bruin arbeitete. Dieser stützte sich mit einer Hand auf dem Tischchen neben dem kleinen, grünen Gasherd ab, auf dem ein Wasserkessel für die zweite Tasse Tee stand. Es war ein großer, verbeulter Aluminiumkessel. „Un’ dass du nu man nich’ denkst, dass man da auch nur ein’ Pfennig mehr für kriegt“, meckerte de Bruin, „obwohl man doch auch noch sonntags den ganzen Weg zum Büro kommt!“ Er brach ab, weil er Maarten neben Nijhuis auftauchen sah. „So, Koning“, sagte er vergnügt. „Du kommst bestimmt wegen deiner zweiten Tasse Tee! Du wirst noch eben warten müssen, mein Freund.“
    Maarten lächelte. „Habt ihr auch Papier und Karteikarten?“, fragte er Nijhuis.
    Nijhuis hob sein Kinn und sah ihn von oben herab an. Das vage, farblose Licht, das durch das Milchglas in den Verschlag fiel, akzentuierte seine eingefallenen Gesichtszüge. „Wie viel brauchst du?“
    „Hundert?“, versuchte es Maarten.
    Das Magazin für Büromaterialien befand sich in einer Ecke des Flurs, in einem kleinen Raum mit einem hohen, schmutzigen Fenster. Nijhuis gab ihm einen Schreibblock und drei Packungen Karteikarten. „Noch mehr?“, fragte er.
    „Hast du auch einen Karteikasten?“
    Nijhuis durchsuchte die Schränke, fand jedoch keinen Karteikasten. „Komm mal mit.“
    Sie gingen weiter in den ersten Raum, zu Nijhuis’ Schreibtisch. Am Rand standen drei doppelte Karteikästen übereinandergestapelt. Nijhuis machte den obersten leer, stapelte die Papiere und Karteikarten, die sich darin befanden, auf seinen Schreibtisch und gab Maarten den Kasten.
    „Brauchst du den nicht?“
    „Das ist nur altes Zeug. Ist
einer
genug?“
    Die ganze Zeit über hatte Meierink ungerührt seine Zeitung gelesen, seinen Mund dabei ein wenig geöffnet und die Brille etwas nach vorn geschoben.
    Als Maarten mit seinem Karteikasten und den Karten durch den mittleren Raum zurückging, saß Fräulein Haan nicht mehr an ihrem Schreibtisch. Van Ieperen machte mit seinem Ellbogen eine Gebärde, als ob er Maarten einen Stups geben wollte. „Unser Fräulein Haan war mal wieder richtig in Fahrt, was?“ Er kicherte. „Mach dir nichts draus. Das geht auch vorbei.“
    „Ja, ich weiß.“ Der Mann war ihm zuwider.
    Sicher in sein Zimmer zurückgekehrt, schob er die Stapel Bücher und Zeitschriften von Beerta noch dichter zusammen, stellte den Karteikasten auf den freigewordenen Platz und steckte die Päckchen mit Karteikarten aufrecht hinein. Er setzte sich, ohne seinen Stuhl heranzuziehen, und sah aus einiger Entfernung auf das Buch, in dem er gelesen hatte. Er fühlte sich mutlos.
    *
    „Wenn Sie nicht da sind, wer nimmt dann das Telefon an?“, fragte Maarten.
    Beerta hörte auf zu arbeiten und drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm um. „Du.“
    „Weil Fräulein Haan sich darüber beklagt.“
    Beerta stand auf, ging zur Tür, öffnete sie und sah behutsam in den anderen Raum. „Fräulein Haan ist eine besondere Frau“, sagte er, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, „aber sie hat einen etwas schwierigen Charakter. Du musst dir nichts daraus machen. Das haben Frauen öfter.“ Er war neben dem Tisch stehengeblieben und sah ihn an. „Du wirst von den Schwierigkeiten gehört haben, die ich mit ihr gehabt habe?“
    „Ja.“ Während seiner Studienzeit hatten gesalzene Geschichten darüber die Runde gemacht.
    „Das ist in letzter Zeit etwas besser geworden, aber dein Kommen hat sie wieder ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. Du musst ihr das nicht übelnehmen.“
    Maarten schüttelte vage den Kopf, ohne zu antworten.
    „Du hast von Nijhuis einen Karteikasten bekommen?“, fragte Beerta mit einem Nicken in Richtung des Kastens.
    „Ich habe angefangen, Literatur zu sammeln.“
    „Gibt das keine Kratzer?“
    „Nein.“ Er hob den Kasten hoch.
    Beerta beugte sich nach vorn und rieb mit seinem Zeigefinger über die Stelle, auf der der Kasten gestanden hatte, ein schmaler, knochiger Finger. „Ich wäre trotzdem vorsichtig damit.“ In der Gebärde und im Klang seiner Stimme lag eine verborgene Sinnlichkeit. „Du legst besser ein Stück Pappe darunter.“ Er ging zu seinem Schreibtisch und kam mit ein paar Stückchen Pappe zurück, die er aus einem der vielen Fächer geholt hatte.
    Etwas irritiert, aber auch amüsiert legte Maarten die Pappen unter den Kasten und fuhr fort, die Literatur zu übertragen, die in den Anmerkungen zu
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