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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Autoren: Anonymus
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Jessica bei der Exekution des Mönchs Peto. Eine Sekunde später hielt Razor nur noch eine leere Kapuze, als der Kopf, der darunter verborgen gewesen war, von den Schultern der Leiche fiel und über den Boden rollte. Er prallte zu Bulls Füßen gegen die Wand und blieb schließlich liegen. Er war über und über besudelt von Blut, und ein Teil des Hinterkopfs fehlte, wahrscheinlich als Folge einer Kugel, die durch ein Auge eingedrungen war.
    Bull hob den Kopf an den Haaren hoch und hielt ihn vor sich. »Jetzt bist du nicht mehr so verdammt hart, wie? Ich hab dir gesagt, dass ich dich kriege, du verdammter Hurensohn.« Er schleuderte den Kopf zu dem Soldaten mit dem pinkfarbenen Haarschnitt, der hinter ihm im Korridor stand.
    »Pack das Ding auf Eis, und dann lass uns von hier verschwinden.«

Dreiundsechzig
    Kacy brauchte schon einen höllisch guten Grund, sich schon nach so kurzer Zeit von Dantes Leichnam zu lösen. Special Agent Swann, der mit einer Pistole auf ihren Kopf zielte, lieferte genau diesen Grund. Er stand unsicher auf den Beinen und hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren – zweifelsohne, weil er unter beträchtlichem Blutverlust litt, Folge der Wunden, die Kacy ihm erst kurze Zeit vorher zugefügt hatte.
    Seine militärische Ausbildung und seine unglaublich hohe Schmerzschwelle ermöglichten ihm, die Verletzungen zu verdrängen und die junge Frau weiterzuverfolgen, nach der er nicht nur gelüstete, sondern die er auch eliminieren sollte und wollte. Er hatte seinen Hintern und seinen Schritt provisorisch mit Hilfe der Handtücher aus der Suite verbunden. Auf diese Weise war es ihm gelungen, die schlimmsten Blutungen zu stoppen, und das, zusammen mit dem Adrenalin in seinem Kreislauf und seiner heißen Wut auf Kacy, versetzte ihn in die Lage weiterzumachen. Er hatte den Schmerz völlig verdrängt, und als Resultat war die Verletzung kaum mehr als ein unbedeutendes Ärgernis. Und während Kacy durch den Korridor flüchtete und hinter der Biegung zur Treppe zu gelangen versuchte, die nach unten in die Lobby führte, hatte Swann genügend Kraft gesammelt, um zwei gezielte Schüsse abzugeben. Der erste zischte an Kacys Ohr vorbei und bohrte sich vor ihr in die Wand. Der zweite war hastiger aufgrund von Swanns unsicherem Gang, während er Kacy hinterherhastete. Er prallte als Querschläger von der Decke und landete ebenfalls in einer Wand. Lästerlich fluchend schob er die Pistole in das Halfter und rannte humpelnd weiter.
    Während Kacy die Treppe hinuntersprang, hörte sie ihn über sich. Er schleuderte ihr die übelsten Beschimpfungen hinterher, während er sich nach Kräften bemühte, ihren Vorsprung zu verringern. Sie selbst bewegte sich nicht gerade mit ihrer persönlichen Bestzeit. Ihre Augen waren so voller Tränen, dass sie fast blind war, und als Folge davon war ihre Nase zugeschwollen. Ihr Herz hämmerte wie besessen, und tief im Innern fragte sie sich, ob es wirklich noch Sinn hatte zu fliehen. Dante war tot. Es gab nichts mehr auf der Welt, für das es sich gelohnt hätte weiterzuleben. Selbst wenn ihre Flucht glückte, wohin zum Teufel sollte sie sich wenden? Sie hatte nichts und niemanden.
    Und doch ließ irgendetwas ihre Füße weiterrennen. Vielleicht war es der Gedanke, dass Dantes Tod sinnlos gewesen wäre, wenn sie nicht flüchtete. Er hätte gewollt, dass sie entkam. Und natürlich wollte sie nicht, auch wenn ihr nach Sterben zumute war, weil es nichts mehr gab, für das es sich zu leben gelohnt hätte, natürlich wollte sie nicht zuerst von diesem Dreckskerl Swann vergewaltigt und gefoltert werden, bevor sie starb. Wenn er es fertigbrachte, ihr in den Kopf zu schießen und alles zu einem schmerzlosen Ende zu bringen, bevor sie es wusste, dann gut und schön, aber die Wahrscheinlichkeit war doch eher, dass eine Menge ernster Unannehmlichkeiten und Qualen auf sie warteten, bevor sie Dante im Jenseits Gesellschaft leisten konnte. Also rannte sie, und sie rannte schnell.
    Als sie schließlich am Fuß der Treppe ankam und in die Lobby rannte, stellte sie fest, dass eine ausgemachte Panik im Gange war. Zur Rechten der Treppe lag ein kopfloser Leichnam gleich vor dem Lift auf dem Boden. Normalerweise hätte der Anblick ausgereicht, um Kacy in eine Beinaheohnmacht fallen zu lassen, doch im Moment bewirkte es kaum mehr als einen milden Schock. Weil nämlich irgendeine verdammt hässliche Sache im Gange war, und der enthauptete Leichnam war offensichtlich nur ein Teil des Ganzen. Leute in der
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