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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Aber es schien ihm nichts auszumachen, denn, so sicher wie das Amen in der Kirche, kehrte er jedes Mal zu Halloween zurück, um sein Glück erneut zu versuchen.
    Joe sah ihn hereinkommen und sich umschauen. Ihre Blicke trafen sich und beide Männer lächelten einander an. Jacko redete als Erster.
    »Immer noch hier, Joe?«
    »Immer noch. Willst du das Übliche?«
    »Klar, Mister.« Er hielt inne und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, ehe er hinzufügte: »Du weißt, dass ich kein Geld habe, nicht wahr?«
    »Ich weiß.«
    Joes wackliger Holzstuhl knarrte laut, als er aufstand und zur Theke im hinteren Teil des Imbisses ging. An der Wand dahinter befand sich knapp unter Augenhöhe ein Regalbrett. Darauf stand eine Reihe weißer Porzellanbecher wie der, aus dem Joe getrunken hatte. Er nahm einen aus der Mitte der Reihe und stellte ihn auf die Theke. Dann griff er nach der Kaffeekanne auf einer Anrichte neben dem Durchgang zur Küche und begann, den Becher zu füllen. Als der Becher voll war, hatte Jacko sich auf Joes Stuhl niedergelassen. Und er las Joes Zeitung. Derältere Mann verzog unwillkürlich das Gesicht zu einem ironischen Grinsen. Dieselbe Prozedur wie jedes Jahr.
    »Wie läuft das Geschäft?«, rief Jacko, ohne von der Zeitung hochzuschauen.
    »So wie immer.«
    »Freut mich zu hören.«
    Joe kam zum Tisch und stellte Jacko den Kaffeebecher neben die Zeitung. Er blieb hinter ihm stehen und sah zu, wie er die erste Seite las.
    »Was glaubst du, wie dieses Jahr deine Chancen stehen?«, fragte er.
    »Dieses Jahr habe ich ein richtig gutes Gefühl.«
    »Tatsächlich? Nun, ich setze fünf Bucks, dass du auch diesmal keinen findest, der dich mitnimmt.«
    Jacko sah schließlich hoch und zeigte ein perfektes Lächeln, ein Lächeln voller Optimismus und strahlend weißer Zähne, ein Lächeln, auf das ein junger Michael Jackson mit Recht stolz gewesen wäre.
    »Du hast so wenig Vertrauen, Joe. Gott wird mir dieses Jahr jemanden schicken. Ich fühle es.«
    Joe schüttelte den Kopf. »Wenn Gott irgendetwas hierherschicken sollte, dann ist es Verdruss, mein Freund. Wenn du hier in dieser Gegend zu jemandem in den Wagen steigst, dann bin ich ziemlich sicher, dass ich dich nächstes Jahr nicht wieder sehe.«
    Jacko lachte. »Ich hab’s letzte Nacht geträumt. Ich hatte eine Vorahnung, dass Gott einen Mann schickt, der mich sicher durch diese Gegend bringt. Dies ist mein Schicksalstag.«
    Joe seufzte. Jacko laberte eine solche Scheiße. Und er redete in einer Sprache, die man in dieser Gegend von niemandem hörte. Doch das machte ihn irgendwie liebenswert.
    »Irgendeine Idee, wer dieser Typ ist, den Gott dir schickt?«
    »Noch nicht.«
    »Hast du irgendeinen Hinweis, wie er aussieht?«
    »Nee. Nicht den geringsten.«
    Joe streckte eine Hand aus und fuhr damit durch Jackos Dauerwelle. Dann lächelte er. »Na gut. Frühstück in fünf Minuten.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte Jacko in einem Ton, der viel zu höflich war für ein Etablissement wie Sleepy Joe’s Diner, das für den Begriff »Scheißladen« hätte Pate stehen können.
    Sein Inhaber verzog sich in die Küche und begann, Jackos Frühstück zuzubereiten. Er kannte es auswendig. Zwei Streifen Speck, zwei Würstchen, zwei Hash Browns und ein auf beiden Seiten gebratenes Spiegelei. Vier Scheiben Weizentoast waren bereits mit Butter bestrichen und servierfertig.
    Nachdem er die Zutaten aus einem ramponierten alten Kühlschrank geholt hatte, stellte er eine Bratpfanne auf den Herd und warf einen Klumpen Bratfett hinein, gefolgt von den Speckstreifen und zwei fetten Würstchen. Nach einer Weile angelte er einen rostigen Metallpfannenwender aus einer Schublade unter der Spüle und begann, die Würstchen zu wenden. Das kalte Fleisch zischte, als es im heißen Fett landete, und der Bratenduft stieg Joe in die Nase. Als er ihn einatmete, wusste er, dass der Tag endgültig begonnen hatte. In gespannter Erwartung dessen, was kommen würde, rief er in den Gastraum: »Hierher sind jede Menge Fremde unterwegs, weißt du. Und wie in der Zeitung steht, könnte einer von ihnen der Serienmörder sein. Hast du schon mal was von diesem Bourbon Kid gehört? Sollte er hier reinschneien, empfehle ich dir, lieber nicht in seinen Wagen zu steigen.«
    Jacko antwortete aus dem Imbiss. »Ich fahre mit jedem Wagen mit. Ich bin nicht pingelig.«
    »Der Typ ist ein Killer, Jacko. Ich habe meine Zweifel, dass er von Gott gesandt ist.«
    »Die Männer Gottes kommen in vielen verschiedenen
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