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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium
Autoren: Robert Ludlum
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Bibliothek des alten Hauses am Victoria Peak, deren weit ausladende Erkerfenster jetzt mit schweren Plastikbahnen abgedeckt waren, und die auch sonst noch unübersehbare Spuren der Vernichtung zeigte. Botschafter Raymond Havilland sah zu, wie der Staatssekretär die Akte über Sheng auf seinen Schreibtisch warf.
    »Ich glaube, das war Ihnen verloren gegangen«, sagte der Analytiker, legte die Krücken übereinander und ließ sich mit einiger Mühe in den Sessel sinken.
    »Die Ärzte sagten mir, dass Ihre Verletzungen nicht kritisch seien«, meinte der Diplomat. »Das freut mich.«
    »Das freut Sie? Für wen, zum Teufel, halten Sie sich denn eigentlich, dass Sie sich darüber freuen wie ein Schneekönig?«
    »Das ist eine Redewendung – sie klingt zugegebenermaßen etwas arrogant –, aber ich meine das durchaus ernst. Was Sie getan haben, war außergewöhnlich. Ich hätte Ihnen das niemals zugetraut.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Der Staatssekretär rutschte auf dem Sessel etwas zur Seite und schob die verletzte Schulter gegen das Rückenkissen des Sessels. »Tatsächlich habe ich es gar nicht getan. Das war er .«
    »Aber Sie haben es ermöglicht, Edward.«
    »Ich war nicht in meinem Element – meinem Revier sozusagen. Diese Leute tun Dinge, von denen wir nur träumen, oder die wir uns auf einem Bildschirm ansehen und doch keinen Augenblick daran glauben, weil es so unerhört ist.«
    »Wir würden keine solchen Träume haben oder uns von solchen Fantasien hypnotisieren lassen, wenn die Grundzüge
dafür nicht im menschlichen Wesen steckten. Diese Leute tun das, was sie am besten können, so wie wir das tun, was wir am besten können. Jedem sein eigenes Revier, Herr Staatssekretär.«
    McAllister starrte Havilland an, ohne jede Kompromissbereitschaft im Blick. »Wie ist das passiert? Wie ist Sheng an die Akte herangekommen?«
    »Das ist eine andere Art von Revier. Ein Profi. Drei junge Männer sind getötet worden, auf schreckliche Weise. Ein absolut sicherer Safe erwies sich als nicht sicher genug.«
    »Unentschuldbar!«
    »Zugegeben«, sagte Havilland, lehnte sich vor und wurde plötzlich lauter. »Ebenso wie das, was Sie getan haben, unentschuldbar war! Für wen, in Gottes Namen, halten Sie sich eigentlich? Welches Recht hatten Sie, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen – eine völlig unerfahrene Hand? Sie haben jeden Eid verletzt, den Sie je im Dienst Ihrer Regierung abgelegt haben! Eine Entlassung reicht dafür nicht aus! Dreißig Jahre im Gefängnis wären Ihren Verfehlungen eher angemessen! Haben Sie denn eine Vorstellung, was da hätte passieren können? Ein Krieg, der den ganzen Pazifikraum – die ganze Welt  – in die Hölle stürzen könnte!«
    »Ich habe das getan, was ich getan habe, weil ich es konnte. Das ist eine Lektion, die ich von Jason Bourne gelernt habe, unserem Jason Bourne. Doch davon abgesehen, mein Rücktrittsgesuch liegt Ihnen vor, Herr Botschafter. Mit sofortiger Wirkung – es sei denn, Sie wollen Anklage erheben.«
    »Und Sie freilassen ?« Havilland sank in seinen Sessel zurück. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Ich habe mit dem Präsidenten gesprochen, und er ist meiner Meinung. Sie werden Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates.«
    »Vorsitzender …? Das kann ich nicht!«
    »Mit Dienstlimousine und allem Mist drum und dran.«
    »Ich werde nicht wissen, was ich sagen soll!«
    »Sie wissen, wie man denkt, und ich werde Ihnen zur Seite stehen.«
    »O mein Gott !«

    »Beruhigen Sie sich. Sie brauchen bloß auszuwerten und nachzudenken. Und dann denjenigen von uns, die sprechen, erklären, was wir sagen sollen. Dort liegt nämlich die wahre Macht, müssen Sie wissen. Nicht bei denjenigen, die sprechen, sondern bei denjenigen, die denken.«
    »Das kommt alles so plötzlich, so …«
    »Sie haben es verdient, Herr Staatssekretär«, unterbrach ihn der Diplomat. »Der menschliche Verstand ist etwas Wunderbares. Wir wollen ihn niemals unterschätzen. Übrigens, der Arzt hat mir gesagt, dass Lin Wenzu durchkommen wird. Er wird den linken Arm nicht mehr gebrauchen können, aber er wird am Leben bleiben. Ich bin sicher, dass Sie eine Empfehlung zur Weiterleitung an MI-6 in London haben werden. Man wird Ihren Wunsch respektieren.«
    »Mr. und Mrs. Webb? Wo sind sie?«
    »Inzwischen in Hawaii. Mit Dr. Panov und Mr. Conklin natürlich. Von mir halten die nicht viel, fürchte ich.«
    »Herr Botschafter, Sie haben ihnen dazu auch wenig Anlass
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