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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium
Autoren: Robert Ludlum
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oder vielleicht sollte ich sagen, desto näher brachte er ihn seinem eigenen Todeswunsch.«
    »Todes …?« Der Staatssekretär ließ das Wort in der Luft hängen.
    »Das war die Theorie der meisten damals«, unterbrach der Botschafter.
    »Der Krieg endete«, sagte Reilly, »und zwar für Webb – oder Delta – ebenso katastrophal wie für uns alle anderen auch. Vielleicht sogar schlimmer; für ihn blieb nichts. Es gab keinen Sinn mehr in seinem Leben – nichts mehr, das er töten konnte. Bis wir an ihn herantraten und ihm etwas gaben, für das es sich lohnte weiterzuleben. Oder vielleicht auch, für das es sich lohnte, weiter den Tod zu suchen.«
    »Indem er Bourne wurde und die Jagd auf Carlos, den Schakal, begann«, führte McAllister den Gedanken zu Ende.
    »Ja«, nickte der Mann vom Nachrichtendienst. Dann folgte ein kurzes Schweigen.
    »Wir müssen ihn wiederhaben«, sagte Havilland. Die leisen Worte fielen wie eine Axt auf Hartholz.
    »Carlos ist aufgetaucht?«
    Der Diplomat schüttelte den Kopf. »Nicht in Europa. Wir brauchen ihn wieder in Asien und können uns nicht leisten, auch nur eine Minute zu vergeuden.«
    »Jemand anders? Ein anderes … Ziel?« McAllister schluckte unwillkürlich. »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Wir können nicht an ihn herantreten. Nicht direkt.«

    »Warum nicht?«
    »Er würde uns nicht durch die Tür lassen. Er vertraut niemandem, der aus Washington kommt, und es fällt schwer, ihm das zu verübeln. Tage-, wochenlang hat er um Hilfe gerufen, und wir haben nicht auf ihn gehört. Stattdessen haben wir versucht, ihn umzulegen.«
    »Ich muss noch einmal Einspruch erheben«, unterbrach ihn Reilly. »Das waren nicht wir; das war ein Individuum, das nach irrtümlichen Informationen gehandelt hat. Und im Augenblick wendet die Regierung mehr als vierhunderttausend Dollar im Jahr auf, um Webb zu schützen.«
    »Wofür er nur Spott übrig hat. Er glaubt, es handle sich um eine Falle für Carlos, falls der Schakal ihn ausfindig machen sollte. Er ist überzeugt, dass er ihnen völlig egal ist, und ich bin gar nicht so sicher, dass er damit so Unrecht hat. Er hat Carlos gesehen, und dass er sich bis jetzt noch nicht an das Gesicht erinnern kann, weiß Carlos nicht. Der Schakal hat allen Grund, Jagd auf Webb zu machen. Und wenn er das tut, bekommen Sie Ihre zweite Chance.«
    »Die Chance, dass Carlos ihn findet, ist so gering, dass man sie praktisch vergessen kann. Die Akten von Treadstone sind begraben; und selbst wenn sie das nicht wären, so enthalten sie keinerlei Informationen über Webbs Aufenthaltsort oder das, was er tut.«
    »Aber Mr. Reilly!«, sagte Havilland spöttisch. »Nur sein Hintergrund und seine Qualifikationen. Wäre das denn so schwierig? Er ist doch ein typischer Akademiker.«
    »Ich will mich ja gar nicht mit Ihnen streiten, Herr Botschafter«, meinte Reilly etwas gedämpft. »Ich will ja nur, dass alles klar und eindeutig ist. Wollen wir doch offen sein – man muss sehr vorsichtig mit Webb umgehen. Er hat einen großen Teil seines Gedächtnisses zurückgewonnen, aber ganz sicher erinnert er sich nicht an alles. Aber er weiß genug über Medusa, um eine beträchtliche Gefahr für die Interessen unseres Landes darzustellen.«
    »In welcher Weise?«, fragte McAllister. »Wir haben sicher keinen Grund, sehr stolz zu sein; aber im Wesentlichen handelte es sich doch um eine Strategie zu Kriegszeiten.«

    »Eine Strategie, die offiziell nicht sanktioniert war. Es gibt keinerlei amtliche Aufzeichnungen darüber.«
    »Wie ist das möglich? Es müssen doch Mittel zur Verfügung gestellt worden sein. Und wenn Geld ausgegeben wird …«
    »Jetzt halten Sie mir bloß keinen Vortrag«, unterbrach ihn der beleibte Geheimdienstler. »Wir sind jetzt zwar nicht auf Band, aber ich habe Ihre Erklärung.«
    »Ist das Ihre Antwort?«
    »Nein – aber das: Es gibt keine Ausnahmegesetze für Kriegsverbrechen und Mord, Herr Staatssekretär. Und Mord und andere Gewaltverbrechen sind gegen unsere eigenen Streitkräfte ebenso wie gegen unsere Verbündeten begangen worden. Im Wesentlichen wurden diese Verbrechen von Mördern und Dieben in Tateinheit mit Diebstahl, Plünderung, Vergewaltigung und Mord begangen. Bei den meisten der Täter handelte es sich um pathologische Kriminelle. So wirksam Medusa auch in vieler Hinsicht war, so war es doch ein tragischer Fehler aus Zorn und Enttäuschung, damals in einer Situation, in der keiner gewinnen konnte. Welchen Nutzen könnte es denn
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