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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium
Autoren: Robert Ludlum
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Labyrinth herausgeführt hat. Ohne sie wäre er getötet worden  – andrerseits hätte sie ohne ihn als Leiche in Zürich geendet.«
    »Erstaunlich«, sagte McAllister so leise, dass man es kaum hören konnte.
    »Tatsächlich ist sie seine zweite Frau. Seine erste Ehe endete tragisch, mit einem sinnlosen Todesfall – an dem Punkt begann seine Geschichte für uns. Vor einigen Jahren war Webb ein junger Beamter des Außenministeriums und in Phnom Penh stationiert, ein brillanter Kenner Asiens, der einige asiatische Sprachen fließend beherrschte und der mit einem Mädchen aus Thailand verheiratet war, das er auf der Universität kennen gelernt hatte. Sie wohnten an einem Fluss und hatten zwei Kinder. Für einen Mann wie ihn war das das ideale Leben; es verband die Erfahrung, die Washington vor Ort brauchte, mit der Chance für sich, in seinem eigenen Museum zu leben. Dann eskalierte der Krieg in Vietnam, und eines Morgens stieß ein einzelner Düsenjäger – welcher Seite er angehörte, weiß keiner genau, aber das hat niemand Webb je gesagt – im Tiefflug herunter und beschoss seine Frau und seine Kinder, während sie im Wasser spielten. Sie wurden von den Kugeln förmlich zerfetzt. Sie trieben ans Ufer, während Webb zu ihnen wollte; er drückte sie an sich und schrie hilflos dem Flugzeug nach, das am Himmel verschwand.«
    »Wie schrecklich !«, flüsterte McAllister.
    »In dem Augenblick vollzog sich in Webb eine Veränderung; er wurde zu jemandem, der er nie gewesen war und von dem er sich nie hätte träumen lassen, dass er es würde sein können. Er wurde ein Guerillakämpfer, unter dem Namen Delta bekannt.«
    »Delta?«, sagte der Staatssekretär. »Ein Guerilla …? Ich fürchte, das verstehe ich nicht.«

    »Das können Sie auch nicht verstehen.« Havilland sah zu Reilly hinüber und wandte den Blick dann wieder McAllister zu. »Wie Jack gerade sagte, sind wir jetzt am kritischen Punkt. Webb begab sich, von Zorn und Wut erfüllt, nach Saigon und schloss sich – mit Unterstützung des CIA-Beamten Conklin, der ihn Jahre später zu töten versuchte – einer Geheimorganisation an, die Medusa hieß. Die Leute von Medusa benützten nie Namen, nur die griechischen Buchstaben des Alphabets – Webb wurde Delta Eins.«
    »Medusa? Davon habe ich nie gehört.«
    »Wir sind jetzt am Punkt«, sagte Reilly. »Die Medusa-Akte ist immer noch geheim, aber wir haben im vorliegenden Fall die Genehmigung für eine beschränkte Freigabe. Bei den Medusa-Einheiten handelte es sich um Leute aus aller Welt, die sowohl den Norden als auch den Süden Vietnams wie ihre Hosentasche kannten. Offen gesagt, handelte es sich bei den meisten um Verbrecher – Schmuggel, Rauschgift, Gold, Waffen, Juwelen, alle Arten von Konterbande. Außerdem um verurteilte Mörder, Flüchtlinge, die man in Abwesenheit zum Tode verurteilt hatte … Und ein paar Kolonisten, deren Geschäfte man konfisziert hatte – wieder von beiden Seiten. Sie verließen sich auf uns – Onkel Sam – und erwarteten, dass wir alle ihre Probleme lösen würden, wenn sie dafür feindliche Gebiete infiltrierten, Leute töteten, die unter dem Verdacht standen, Kollaborateure des Vietcong zu sein, oder ebensolche Dorfhäuptlinge. Es handelte sich um Hinrichtungsteams – Todesschwadronen, wenn Sie so wollen –, und das sagt es so gut, wie man es überhaupt sagen kann, aber wir werden es natürlich nie sagen. Es wurden Fehler gemacht, Millionen gestohlen, und die meisten dieser Leute hätte keine Kulturnation in ihre Armee aufgenommen. Webb auch nicht.«
    »Und mit seiner Herkunft, seiner akademischen Ausbildung hat er sich freiwillig einer solchen Gruppe angeschlossen?«
    »Sein Motiv war eindeutig«, sagte Havilland. »Für ihn war dieses Flugzeug in Phnom Penh nordvietnamesisch.«
    »Einige haben gesagt, er sei ein Irrer gewesen«, fuhr
Reilly fort. »Andere behaupteten, er sei ein außergewöhnlicher Taktiker gewesen, der beste Guerilla, den man sich vorstellen konnte, ein Weißer, der wie ein Asiate denken konnte und das aggressivste Team von ganz Medusa führte. Das Kommando in Saigon fürchtete ihn ebenso sehr wie der Feind. Er war unberechenbar; die einzigen Regeln, die er befolgte, waren seine eigenen. Es war, als hätte er seinen ganz persönlichen Rachefeldzug auf die Beine gestellt, um den Mann zu jagen, der jenes Flugzeug gesteuert und sein Leben zerstört hatte. Es wurde sein Krieg; und je gewalttätiger er wurde, desto mehr befriedigte er ihn –
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