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Das Böse in dir

Titel: Das Böse in dir
Autoren: Linda Ladd
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hatte mehrere Kinder, weshalb im Garten eine ziemliche Menschenmenge herumwimmelte. Seine Onkel standen herum, tranken Bier und hörten seinem Dad zu, der ihnen erklärte, was für tolle Sachen man mit dem neuen Grill machen konnte. Er hatte eine hohe weiße Kochmütze auf dem Kopf und trug dazu eine Schürze mit der Aufschrift EMERIL, FRISS ODER STIRB. Doch keiner der Erwachsenen sah ihnen beim Schwimmen im Pool zu. Der Junge war froh, denn seine Eltern mochten es nicht, wenn er Lyla mit ins Tiefe nahm. Aber sie hatte großen Spaß daran, und deshalb war es ihr Geheimnis. Außerdem passte er immer gut auf und hielt sie ordentlich fest.
    Er hob das Tau über ihre Köpfe und trat Wasser, damit ihre Gesichter nicht untertauchten. Dann legte er Lylas Finger um das Tau und vergewisserte sich, dass sie sich auch richtig festklammerte. »Okay, also gut, Lyla. Du hältst dich jetzt ganz doll fest, verstanden? Ganz fest, hörst du? Du weißt ja, wie es funktioniert. Lass auf gar keinen Fall los, okay?«
    »Ich will nach den Pennys tauchen!«, rief Lyla und lächelte dann das breite Lächeln, das alle so liebten. Sie war einfach das Niedlichste, was es je gegeben hatte. Ihre riesigen blauen Augen hatten dieselbe Farbe wie der Himmel über ihren Köpfen, aber ihr Wimpern waren sehr lang und dunkel, obwohl sie blonde Haare hatte, was eigentlich seltsam war. Er liebte sie wirklich sehr. Mehr als fast alles auf der Welt, sogar mehr als einige seiner kleineren Pokale. Ihr Haar war ganz nass und wirkte dadurch dunkler. Es umfloss ihre Schultern auf der Wasseroberfläche wie ein glatter, schimmernder Umhang.
    »Okay, Lyla, ich tauche jetzt als Erster. Siehst du die vielen Pennys da unten? Nicht strampeln, sonst wühlst du das Wasser auf und man erkennt sie nicht. Dad hat sie heute Morgen reingeworfen und gesagt, wir Kinder kriegen einen Dollar für jeden, den wir hochholen. Eigentlich findet das erst heute Abend nach dem Essen statt, aber wir können einen Vorsprung gewinnen.«
    »Ich will einen Dollar! Ich will einen Dollar!« Lyla hielt sich zwar brav fest, rief aber ziemlich laut, sodass er wieder einen Blick in Richtung Terrasse warf. Doch niemand achtete auf sie. Sie vertrauten ihm sowieso, wenn er mit seinen jüngeren Geschwistern im Pool war, und nannten ihn manchmal sogar ihren kleinen privaten Rettungsschwimmer. Das hatte er sehr gern, denn er fühlte sich dann erwachsen. Und nun hatte er sogar ein offizielles Zeugnis, so gut war er.
    »Okay, Lyla, ich nehme dich mit runter, aber du musst mir beim Wassertreten helfen, weißt du noch? Und wenn dir die Luft ausgeht, ziehst du mich an den Haaren, dann schwimme ich so schnell ich kann wieder nach oben, okay?!«
    »Komm, wir schwimmen ganz runter. Ich will, ich will!«
    Es brachte den Jungen zum Lachen, wie aufgeregt seine Schwester war und wie niedlich sich dabei ihre Stimme überschlug. Sie wollte immer mit ihm zusammen sein. Jeden Tag. Den ganzen Tag. Und normalerweise hatte er auch nichts dagegen, nur, wenn seine Kumpel vorbeikamen und ihn abholten, um vor Kevins Haus am Ende der Straße Inliner zu fahren. In diesem Fall konnte Lyla wirklich lästig sein. Seine Mom musste sie festhalten, damit sie im Haus blieb, anstatt ihm nachzulaufen, weil sie sich sonst womöglich im Wald am Straßenrand verirrt hätte. Und dann weinte und tobte sie, bis er nicht mehr zu sehen war.
    »Gut, bist du bereit, Lyla? Du musst jetzt ganz lange die Luft anhalten, und wenn du nach oben willst, brauchst du nur an meinen Haaren zu ziehen, okay? Aber nicht zu fest, okay?«
    »Okay! Komm, wir tauchen runter und holen uns die Dollars. Ich will eine neue Barbie!«
    Wieder musste er lachen. »Da unten sind keine Dollars, Dummerchen, nur Pennys. Dad gibt uns richtige Dollars, wenn wir die Pennys hochholen.«
    »Dann kaufe ich uns Lutscher. Die mit dem leckeren Kaugummi in der Mitte. Ich will einen roten.«
    »Die Lutscher heißen Tootsie Roll Pops. Okay, bist du bereit? Tief Luft holen, und dann geht’s los.«
    Er vergewisserte sich, dass sie ordentlich Luft holte und sie auch anhielt. Denn manchmal vergaß sie es und fing an zu husten, was ihm ziemliche Angst machte. Doch dieses Mal klappte alles, und sie tauchten zusammen zum Beckengrund. Lyla klammerte sich an seine Schultern. Aber ihre Augen waren geöffnet, und er konnte durch die gelbe Schwimmbrille auf seiner Nase deutlich ihr Gesicht sehen. Die Pennys hatten sich überall auf dem Boden verteilt, doch die meisten sammelten sich rings um die
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