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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Autoren: James Carlos Blake
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eine Hure war, und hätt mich nich anlügen sollen, von wegen dass die Cholera sie zum Waisenkind gemacht hat, worüber ich dann irgendwann die Wahrheit erfahren hab von Leuten, die sie kannten. Leute von unten im Lowland, wo sie geboren worden ist. Ich hab rausgefunden, dass sie schon beschmutzt geboren wurde. Ihre Mama war eine Verrückte, die ihren Mann umgebracht und sich selbst ertränkt hat, als eure Mama noch ein kleines Mädchen war. Genau – das ist ganz genau, was sie mir gesagt haben. Hab eurer Mama nie verraten, dass ich Bescheid weiß. Dachte, das ist nicht so wichtig. Dachte, nur weil
ihre
Mama verrückt war, muss das nich heißen, dass
sie
das auch is.«
    Er hielt inne, um auszuspucken und kurz den Himmel zu betrachten.
    »Jetzt weiß ich, dass es
wohl
wichtig ist«, sagte er. »Ich denke, eure Mama hat höchstwahrscheinlich was von derselben Verrücktheit wie ihre eigene Mama. Ich sag euch das, damit ihr Bescheid wisst, dass sie nich ganz richtig im Kopf is. Schätze, das liegt in ihr’m Blut. Das ist schuld daran, dass sie zur Hure wurde und dass sie mich angelogen hat und meine Ehre befleckt hat und eure mit.« Er fixierte Maggie. »Du solltest mal lieber zu Jesus beten, dass sie das Blut nicht auch an dich weitergegeben hat, Missy, sieht allerdings allmählich verdammt danach aus.«
    Maggie errötete und sah weg.
    »Trotzdem ist sie immer noch eure Mama«, sagte er, »und sie ist immer noch meine Frau, und das ist ’ne Tatsache, und daran wird sich nix ändern. Ihr könnt Mitleid mit ihr haben, wenn ihr wollt. Sie kann ja nix dafür, wie sie is, genauso wie ein räudiger Hund nix andres tun kann, als was er tut, aber ich kann euch nur raten, glaubt niemals auch nur ein einziges Wort aus ihrem Mund.«
    5 Er erhob nie wieder die Hand gegen sie für die restliche Zeit, die sie in Georgia lebten, doch hin und wieder betrank er sich zwei oder drei Tage lang und warf ihr dann viele böse Blicke zu und murmelte vor sich hin. Sie wiederum weigerte sich zu sprechen. Während des folgenden Jahres sprach sie mit niemandem ein Wort, obwohl sie ihre Verpflichtungen wie immer erfüllte, einschließlich ihrer ehelichen Pflichten gegenüber Daddyjack. Mit den Brüdern verständigte sie sich über Gesten und Mimik, verschaffte sich mit einem Händeklatschen die Aufmerksamkeit und wies sie mit einem Weisen des Kinns oder einem ausgestreckten Finger auf ihre Aufgaben hin. Mit einem heftig hingeworfenen Putzlappen und einem finsteren Blick setzte sie ihrer Herumtollerei im Haus ein Ende. Zunächst war Edward belustigt von ihrer hingebungsvollen Stummheit, aber er wurde ihrer bald überdrüssig und wollte dann seine Mutter manchmal schütteln und verlangen, dass sie von ihrer Torheit abließ. Er dachte, sie könnte genauso verrückt sein, wie Daddyjack gesagt hatte.
    Maggie benötigte weder Gesten noch deutliche Signale, um ihre Mutter zu verstehen. Sie schien ihren Blick und ihre Gedanken ohne Worte lesen zu können. John war fasziniert von dem unheimlichen Band zwischen den beiden Frauen. Er erwähnte es eines Tages gegenüber Daddyjack, als sie gemeinsam Eichen schlugen. Daddyjack sagte, es sei ihm selber auch aufgefallen, aber er sei nicht beeindruckt. »Es gibt viel verrücktes Weibervolk, jung und alt, das so miteinander kann«, sagte er, »besonders wenn sie vom selben Blut sind. Wie die Mutter, so die Tochter, heißt es, und das ist ’ne Tatsache.«
    Wenn die selbst auferlegte Stummheit seiner Frau Daddyjack störte, dann ließ er sich das nicht anmerken, außer manchmal spät in der Nacht, wenn Edward von dem Ächzen und Stöhnen ihres Paarens und dem brünstigen süßsäuerlichen Geruch von Geschlecht erwachte. Dann hörte er in der Dunkelheit, wie Daddyjack sie mit leiser und rauer Stimme aufforderte: »Los! Sag’s mir, Frau! Sag schon, wie sehr’s dir gefällt!
Sag’s
mir, verflucht!« Seine Mutter stöhnte leise und warf sich noch heftiger hin und her, und Augenblicke später entfuhr Daddyjack ein explosiver Atemstoß und er sank auf ihr nieder. Dann lagen sie einige Momente schwer atmend in der Dunkelheit, bevor sich jeder in seine eigene Stille zurückzog.
    Während ihrer Ehe hatten Daddyjack und Lilith regelmäßig die Scheunenfeste am Samstagabend besucht, die im ganzen County veranstaltet wurden, doch nach den Peitschenhieben wollte sie nicht mehr tanzen. Daddyjack sagte, er denke nicht daran, auf sein Vergnügen zu verzichten, nur weil sie sich weigerte, das Tanzbein zu schwingen. Er sagte
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