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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Autoren: James Carlos Blake
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Farben, auf der die Worten prangten: »Lasst uns in Ruhe.« Eine salzige Brise wehte vom schimmernden Hafen her, der nur einen Häuserblock hinter dem Platz lag, und ließ die Palmenblätter rascheln, und die Brüder trieben ihre Maultiere zum Fuß eines langen Holzpiers. Sie stiegen ab und gingen hinaus auf den Kai, wo sie sich die Frachtschiffe ansahen, die dort bereitlagen, um Leichterschiffe mit Holz, Baumwolle und Schiffsbedarf zu empfangen. Ein Schwarm Pelikane segelte nur einige Fuß über dem Wasser vorbei und ein Gestöber kreischender Möwen schwebte über dem Hafen. Bei ihrer Ankunft in Florida hatten die Brüder manchmal das Meer gerochen, wenn ein starker Wind von Süden hereinwehte, aber jetzt sahen sie es zum ersten Mal. Der Gegensatz zwischen der geschlossenen und tief schattigen Welt hoher Bäume und der unendlichen blauen Weite des Ozeans und des Himmels stieg ihnen zu Kopfe.
    Sie banden die Maultiere vor einer Taverne an der Ecke des Platzes an und vereinbarten, sich bei Dämmerung wieder dort zu treffen. Sie würden getrennt auf Suche gehen, Edward in den Nebenstraßen und John auf dem Platz. Während Edward sich durch die Menschenmenge zwängte, nahm er jede blonde Frau, die er entdeckte, ins Visier. Als er in eine Nebenstraße einbog, hörte er: »Hey, Süßer!« und blickte hinauf zu einem Paar hübscher Mädchen, einem sommersprossigen Rotschopf und einer dunklen Mulattin, die von einem schmiedeeisernen Balkon zu ihm herunterlächelten. Sie trugen leuchtend weißen Unterkleider, und der Anblick ihrer Beine in den eng anliegenden Pantaletten und ihrer Brüste, die sich über den Rand ihres Korsetts wölbten, brachte ihn ins Straucheln. »Mach, dass du hier raufkommst, du Schlingel, du!« rief der Rotschopf, und beide Mädchen lachten und winkten ihn herauf, wobei die Rothaarige ihre Brüste zusammenpresste und ihm eine Kusshand zuwarf.
    Er ging hinein, und ein ziegenbärtiger Mann in einer karierten Weste und mit einer Pistole im Gürtel sagte ihm, für fünf Dollar könne er das Mädchen seiner Wahl bekommen und er habe eine reiche Auswahl. Er hatte einen Goldzahn, der im Licht blitzte. Edward sagte, er habe nur drei Dollar, und der Mann entgegnete, na gut, da sie im Moment nicht so schrecklich beschäftigt seien, könne er ihm einen Sondertarif von drei Dollar für zehn Minuten anbieten. Edward gab ihm das Geld und wählte den Rotschopf.
    Sein erstes Mal war im Jahr davor gewesen, als er und John oben am Escambia auf Jagd gewesen waren und auf zwei Frauen stießen, die aus den glasigen Flussuntiefen Muscheln schaufelten und einen Einbaum hinter sich herzogen. Die Ältere war die Mutter der Jüngeren und bot die Dienste ihrer Tochter im Austausch für den Hirschkadaver an, den die Jungen an einer Schulterstange trugen. Die Brüder gingen schnell auf das Geschäft ein, obwohl das Mädchen geistesschwach war, mit einem unsteten Starren und einem feuchten, leeren Lächeln. Sie war jünger als Maggie und ihre Brüste waren noch Knospen. Während die Brüder sich auf ihr abwechselten, lag sie reglos im Gras der Böschung. Dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit der Frau zu, die zurückscheute und Nein sagte, nur wenn sie noch etwas zum Geschäft dazugaben. Sie hatte eine dünne weiße Narbe auf einer Seite des Gesichts, sah aber trotzdem prachtvoll aus und hatte volle Brüste unter ihrem abgetragenen feuchten Hemd. Edward wollte schon sein Messer anbieten, doch John sagte, sie würden ihr nicht das Genick brechen, wie wäre das als Dreingabe? Die Frau blickte vom einen zum anderen und hieß dann das Mädchen sich in den Einbaum setzen. Sie legte sich ins Gras, zog ihre Röcke hoch, und John legte sich zu ihr. Nachdem auch Edward an der Reihe gewesen war, luden sie den Hirsch in den Einbaum und sahen zu, wie die Frauen mit den Stangen das Boot um die Flussbiegung voranstießen. Dann klatschten sie sich gegenseitig auf die Schulter und lachten.
    Mit dem süßen Pudergeschmack von der Haut der Rothaarigen auf seinen Lippen und ihrem Duft an seinen Händen ging er wieder hinaus auf die Straße und fühlte sich ganz wie ein Mann von Welt. Hätte er noch Geld gehabt, hätte er sich jetzt eine Zigarre gekauft. Er suchte weiter nach Maggie, bis die zinnoberrote Abendsonne rötlich von den Dachziegeln blitzte und hinter den Palmen versank. Dann lagen die Straßen in tiefem Schatten und die ersten Gehsteiglampen wurden entzündet. Er kehrte zu den Maultieren zurück und fand John bereits dort, der
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