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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Autoren: James Carlos Blake
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niedergeschlagen aussah, weil auch er keinerlei Spur von ihrer Schwester entdeckt hatte. Edward erzählte ihm von dem Bordell und der Schar hübscher Mädchen, die dort arbeiteten, doch John machte eine missmutige Miene und sagte, sie seien gekommen, um Maggie zu finden, nicht um sich zu amüsieren. Edward sei bei einem Preis von drei Dollar sowieso betrogen worden, meinte John. Edward fragte, woher er das wisse, und John entgegnete: »Schätze, jeder weiß das außer dir.« Tatsächlich wusste John nichts dergleichen, doch er war zornig, dass sie ihre Schwester nicht gefunden hatten, und nicht in der Laune, sich Edwards Vergnügungen in einem Hurenhaus anzuhören. Edward fragte nicht nach, doch die Vorstellung, dass er betrogen worden war, machte ihn wütend.
    Sie beschlossen, etwas zu Abend zu essen, bevor sie ihre Suche wieder aufnahmen, und gingen in die Taverne und bestellten zwei Teller mit gebratenen Austern, eine Scheibe Brot und einen Krug Bier. Nachdem sie ihre Teller geleert hatten, bestellte John noch einen Krug, und als sie den ausgetrunken hatten, schlug er vor, etwas mit mehr Biss zu probieren, und Edward sagte, warum nicht, und sie bestellten eine Runde Whiskey. Sie prosteten sich zu und kippten die Gläser in einem Schwung hinunter. Es war das erste Mal, dass sie etwas anderes Hochprozentiges probierten als das grauenhafte Zeug, das sie manchmal von einer Sumpfratte namens Douglas Scratchley unten am Fluss kauften, und sie stießen ihren Atem langsam aus und grinsten einander an. »Na, jetzt weiß ich, warum Daddyjack
das
hier so gerne trinkt.«
    Bei der Erwähnung von Daddyjack verdüsterte sich Johns Stimmung wieder. »Er hat sie weggejagt, wetten? Würde mich nicht wundern, wenn sie wieder aufmüpfig war und er sie geschlagen hat. Das hätt sie sich bestimmt nicht gefallen lassen.«
    Edward zuckte die Achseln und sagte, er hätte nichts dagegen, wenn John noch eine Runde spendieren würde. John sagte, sein Geld reiche nicht einmal für den Geruch eines guten Whiskeys. »Hättest du dich in dem verdammten Hurenhaus nich bescheißen lassen, hätten wir jetzt genug für noch ’ne Runde.«
    Die Erinnerung entfachte wieder Edwards Zorn. »Hat dieser Gauner mich wirklich beschissen?«
    John nickte, das sei wirklich der Fall gewesen. Edward sagte, er würde sich das verflucht noch mal nicht bieten lassen, und er stand so ungestüm auf, dass sein Stuhl kippte und beinahe umfiel. »Schätze, ich knöpf mir diesen Hundesohn mal vor.« John sagte, er schätze, er werde mal mitkommen.
    Auf dem Hauptplatz spielte jetzt bei Fackellicht eine andere Blaskapelle für eine große dankbare Menschenmenge, und die Gehsteige wimmelten immer noch von Zechbrüdern jeder Couleur. Die Luft fühlte sich schwer und kühl an. Als sie zu dem Bordell kamen, herrschte dort mehr Betrieb als am Nachmittag. Eine Schlange von Kunden reichte bis hinaus auf den Gehsteig, und durch die offene Tür sah Edward einen anderen Mann, der, jedes Mal wenn ein Kunde die Treppe herunterkam, das Geld entgegennahm und einen anderen hinaufwies.
    Er hielt einen Mann an, der aus der Tür kam, und fragte ihn, was der Tarif sei. Der Mann grinste und sagte: »Zwei Dollar, Junge, wie immer.« Er fragte, wie viel Zeit man mit dem Mädchen dafür bekam, und der Mann lachte und zwinkerte den grinsenden Umstehenden zu. »Na, genauso viel Zeit, wie du brauchst, um deine Hose leer zu machen, Junge, solange du dem Mädel nicht den verfluchten Hof machst.«
    »Was hast du denn vor, Junge«, rief ein Mann in der Reihe, »mit dem Mädchen rumsitzen und Tee trinken, bevor du zur Sache kommst?« Lautes Gelächter aus der Reihe.
    Edward fragte den ersten Mann, ob er einen Burschen mit einer karierten Weste, Backenbart und einem goldenen Vorderzahn kenne, und der Mann sagte: »Walton? Der ist weg, hat sich was zu essen geholt, als ich noch in der Reihe stand. Wird gleich wieder da sein.«
    Die Brüder gingen die Straße hinunter, überquerten sie und kamen unauffällig zurück, bezogen Stellung unweit der Gassenmündung und hielten Ausschau in beide Richtungen. Sie hatten noch keine zehn Minuten gewartet, als sie den Mann in der karierten Weste entdeckten, der auf ihrer Straßenseite auf sie zukam. John schlenderte zum Rand des Gehsteigs, spuckte in die Straße und machte sich daran, sein Hemd abzuwischen. Gerade als Walton die Gasse überqueren wollte, sagte Edward: »Mister Walton, kann ich Sie mal kurz sprechen, Sir?«
    Als Walton stehen blieb und in dem trüben
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