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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Autoren: James Carlos Blake
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seiner Frau, von ihm aus könne sie auf einer Bank an der Hinterwand sitzen bleiben, bis ihr Arsch Wurzeln schlug, aber er würde sich amüsieren, verflucht noch mal. Und das tat er auch immer, tanzte mit Mädchen, die seit ihrer Kindheit von der Geschichte mit den Klassons gehört hatten und ebenso verängstigt wie aufgeregt waren, in seinen Armen herumzuwirbeln, während ihre Väter und Brüder besorgt über sie wachten und hofften, Jack Little würde sich für den nächsten Tanz anderem Frauenvolk zuwenden. Seine eigene Tochter hatte inzwischen das Alter erreicht, in dem Schönheit von Gesicht und Gestalt erblüht und Aufmerksamkeit erregt, und sie liebte das Tanzen. Doch jedem Mann und Jungen dort war bewusst, dass ihr Daddy sie scharf im Auge behielt, selbst wenn er auf der anderen Seite des Raumes tanzte, und es fanden sich nur wenige junge Burschen, die das Wagnis eingingen, sich seinen Zorn zuzuziehen, indem sie Maggie mehr als einmal an einem Samstagabend auf die Tanzfläche baten. Dann kam der Abend, als Rainey Lilith zum Tanz aufforderte und Daddyjack ihm ein Messer in die Brust rammte. Dann kam Florida.
    6 Sie schlugen ihre Heimstätte im tiefen Wald auf, weit entfernt vom Hauptpfad, am Flüsschen Cowdens Creek, in der Nähe seiner Gabelung mit dem Perdido-Fluss. Der schattige Wald ragte hoch um sie herum. Sie rodeten eine Fläche und errichteten ein Blockhaus mit zwei Zimmern und einem Stall. Lilith und Maggie legten auf einer Lichtung, die einige Stunden Sonne am Tag bekam, einen Gemüsegarten an. Die Mücken waren gnadenlos, und in der Sommerfeuchtigkeit wurde die Luft zu warmem Gallert. Die Alligatoren fraßen in den ersten paar Wochen die Hunde auf. Doch an Jagdbarem mangelte es nicht, und es fehlte ihnen nie an frischem Wild oder Wildschwein, und der Creek war voll mit Katzenwels, Brassen und Schnappschildkröten. Oft erspähten sie Schwarzbären am Rand des umgebenden Waldes, und nachts hörten sie manchmal in der Nähe einen Puma schreien. Am späten Abend schwebten mit rauschendem Flügelschlag riesige, jagende Eulen wie verwunschene Geister am Haus vorbei. Nach Einbruch der Dunkelheit blieben Stall und Hühnerstall verriegelt. Sie schlugen Holz und schnitten es zurecht und schafften es auf Lastschlitten zum Creek und flößten es zum Perdido, wo etwa alle sechs Wochen ein Holzhändler mit seinem Dampfer erschien, der es ihnen abkaufte und flussabwärts beförderte, um es an die Holzfirmen weiterzuverkaufen.
    »Das ist ein guter Flecken Erde hier, Jungs«, sagte Daddyjack eines Abends, als sie bei Sonnenuntergang alle auf den Verandastufen saßen und der Branntwein ihn in eine versöhnliche Stimmung versetzt hatte. »Jeder braucht ’nen Flecken Grund und Boden, den er sein Eigen nennen kann«, sagte Daddyjack. »Merkt euch das, Jungs. Ohne ein Flecken Erde, den er sein Eigen nennen kann, ist ein Mann bloß ’ne Feder im Wind.«
    Doch seine Trinkerei war zur Trunksucht geworden, und seine Dämonen gewannen jetzt häufiger die Oberhand. Im Verlauf der nächsten drei Jahre beschuldigte er in seinen vereinzelten trunkenen Wutanfällen ihre Mutter, es mit diesem Idioten Rainey wie eine gewöhnliche Hinterhofkatze getrieben zu haben, mit ihm und anderen, schon damals, als sie kaum mehr als ein Kind war. »Das ganze County hat wahrscheinlich Bescheid gewusst, verflucht! Die ganzen Jahre haben sie mich
ausgelacht
, Jack Little ausgelacht, den Dummkopf, der die Hure geheiratet hat. Lachen wahrscheinlich
immer
noch!«
    Sie ließ seine erbitterten Tiraden schweigend und mit ausdrucksloser Miene über sich ergehen, was seine Wut nur noch anfachte, und wenn er betrunken genug war, schlug er sie. In solchen Momenten war John hin- und hergerissen zwischen seiner Treue gegenüber Daddyjack und dem Drang, seine Mutter zu beschützen. Seine Schwester sah ihn dann so vorwurfsvoll an, dass er sich feige vorkam. Edward warnte ihn, sich nicht in den Streit seiner Eltern einzumischen, und nicht auf Maggie zu achten, die wahrscheinlich ebenso verrückt war wie ihre Mutter.
    »Verrückt hat nix damit zu tun«, wandte John ein. »Sie ist unsere Mutter, verdammt! Er soll sie nich schlagen!«
    »Und sie ist seine
Frau
«, sagte Edward. »Wir dürfen uns da nicht einmischen.«
    Jetzt verurteilte Daddyjack ihre Mutter zuweilen auch schon in vollkommen nüchternem Zustand wegen ihrer Hurerei als junges Mädchen. Der Hass zwischen seinen Eltern war so giftig geworden, dass Edward meinte, ihn riechen zu können wie fauliges
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