Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Autoren: James Carlos Blake
Vom Netzwerk:
das andere Auge ungläubig aufgerissen.
    Die Frau saß auf dem Boden, während ihre Söhne mit offenem Mund auf den Leichnam von Jack Little zu ihren Füßen starrten. Sie hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, um das Lächeln zu verbergen, das aus ihren Augen leuchtete.
    10 Sie trugen den Leichnam eine halbe Meile in den Wald hinein und wechselten sich ab beim Ausheben eines tiefen Grabes unter einer breiten Schwarzeiche, neben einem kleinen Flüsschen. Das Hawken lehnte am Baumstamm, Pulverbüchse und Kugeltasche lagen daneben. Edward durchsuchte Daddyjacks Taschen und fand Tabak, eine Pfeife und Zündhölzer und eine Geldtasche, die sechs Dollar in Papiergeld und Silber enthielt. Und er fand das rasiermesserscharfe Schnappmesser mit einer spitz zulaufenden Sieben-Inch-Klinge, die viele Jahre zuvor Rainey oben in Georgia getötet hatte. In die breite obere Seite der Klinge waren die Initialen »H.B.« geritzt. Edward klappte die Klinge in den Griff zurück und steckte das Messer ein.
    Daddyjacks Hose war zwischen den Beinen von dickem schwarzem Blut durchtränkt, aber da war weder ein Riss im Stoff noch ein Einschussloch, und Edward konnte seine Neugier nicht bezwingen. Er öffnete Daddyjacks Gürtel und zog an seiner Hose.
    »Was
machst
du da?« sagte John. »Lass das!«
    Edward zerrte und ächzte, und schließlich rutschte Daddyjacks Hose über seine Hüfte. Sein Geschlechtsteil war in ein blutdurchtränktes Tuch gewickelt. Edward entfernte es und legte einen beinahe abgetrennten Phallus und einen aufgeschlitzten Hodensack bloß, von dem ein Hoden fehlte.
    »Himmelherrgott«, flüsterte John. Dann sagte er: »Verdammt, zieh die Hose wieder hoch! Verflucht noch mal, zieh sie hoch!«
    Sie ließen den Leichnam behutsam ins Grab hinab. Edward sprang ins Loch hinunter, schloss Daddyjacks verbleibendes Auge, legte ihm vorsichtig seinen Hut aufs Gesicht, kletterte dann hinaus und sie schaufelten ihn mit Erde zu. Sie arbeiteten schweigend, während hoch oben in den Ästen ein Schwarm Krähen laut krächzte. Als sie zur Ruine zurückkamen, hatte die Sonne beinahe die Baumwipfel erreicht und ihre Mutter war mit beiden Maultieren verschwunden.
    11 Sie machten ein Feuer vor dem Stall, holten sich einen Hut voll Eier vom Hühnerschlafplatz und kochten sie zum Abendessen in einem kleinen geschwärzten Kessel, den sie in der Asche fanden. Edward reinigte und lud das Hawken. Er lud auch die Pistole neu, aber ihm fehlte eine Kugel von der richtigen Kalibergröße .44, und so stopfte er sie mit einer Ladung glattem Kies, den er vom Ufer geschöpft hatte.
    Sie waren sich einig, dass sie das Haus aufgeben würden. Keiner von beiden wollte auf diesem verbrannten Stück Erde bleiben, das die anklagenden Gebeine ihres Vaters und die Möglichkeit barg, dass hier früher oder später die örtlichen Ordnungshüter auftauchten. Daddyjack war oft zu den nahe gelegenen Dörfern gegangen, um Vorräte zu kaufen und in den Schenken etwas Gesellschaft zu suchen, und er war jemand, den man nicht so schnell vergaß und nach dem man sich nach längerer Abwesenheit sicherlich erkundigen würde.
    Sie saßen vor dem Feuer, starrten in die flackernden Flammen und lauschten den Geräuschen der Nacht, ein Rufen und Quaken hier, ein Platschen und ein plötzlicher Flügelschlag dort. Der Himmel war leicht bewölkt, das Mondlicht geisterhaft blass. Vom Creek schwebte dicker Nebel durch die Bäume herein und umgab das Feuer mit gelbem Dunst.
    »Der Dreckskerl«, sagte John.
    Edward warf ihm einen Blick zu, schwieg aber.
    »Hör zu«, sagte John. »Ich weiß, die Frau ist wirklich halb verrückt, aber so schwer fällt’s mir nicht, einiges von dem zu glauben, was sie gesagt hat. Fällt mir nich so richtig schwer zu glauben, dass er sich ordentlich betrunken hat und ganz heiß war und sich was über Maggie in den Kopf gesetzt hat. Hat ja immer ihre Beine angestarrt, wenn sie die aufs Verandageländer gelegt hat, so wie sie das immer getan hat. Du weißt ganz genau, dass er das getan hat.«
    Edward sagte nichts, aber er erinnerte sich, dass sie alle Maggies Beine betrachtet hatten, wenn sie sie so hochlegte, und dass sie alle gegrinst hatten, wenn sie den andern beim Gaffen ertappt hatten.
    »Aber sie umbringen? Das glaub ich einfach nicht! Seine eigene Tochter! Schlimm genug, wenn er sie … na ja, es mit ihr getrieben hat. Aber er kann sie doch nicht umgebracht haben.« Er spuckte ins Feuer und wandte das Gesicht ab. »Hätt er das tun können, Ward,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher