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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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besuchen. Die Uhr zeigte nach Mitternacht.
    Das kümmerte den Fahrer nicht, der sein Auto über den Weg scheuchte, als wollte er ein Rennen gewinnen. Es machte ihm nichts aus, daß er mit den Seiten hin und wieder Zweige ausriß.
    Auf dem Parkplatz, wo auch mein Rover stand, kam das fremde Fahrzeug zum Stehen. Die Scheinwerfer verloschen. Dafür leuchtete das Licht des Innenraums auf, als die Person den Wagen verließ. Ich stand günstig und erkannte, daß es sich um eine Fahrerin handelte. Eine Frau mit langen, blonden Haaren, die sich durch ein locker gebundenes Kopftuch vor dem Regen geschützt hatte.
    »He, Mason!« rief sie. »Ich habe gesehen, daß bei dir noch Licht brennt. Ich habe mich verspätet, weil in London noch ein Termin anlag. Los, zeig dich, ich will Champagner trinken. Ich habe einen wahnsinnigen Durst.«
    Wahrscheinlich hatte die Besucherin mich gesehen, aber nicht erkannt, daß ich ein Fremder war. Ich stand zudem nicht eben im vollen Licht der Außenleuchte, ging aber hinein, als die Frau die Tür fast erreicht hatte. Wie vom Donner gerührt, blieb sie stehen. »He, du bist… Sie sind ja gar nicht Mason Todd.«
    »Stimmt.«
    »Und wo ist Mason?« Sie schaute sich unsicher und nervös um.
    »Sie werden nicht mit ihm reden können, Madam.«
    »Was soll das denn heißen?« Sie sprach nicht aggressiv, eher ängstlich. Als sie rückwärts ging, knarrte das Leder ihrer enggeschnittenen, roten Hose. Dazu trug sie ein Sweatshirt, auf dessen Vorderseite ein blinkender Globus abgebildet war.
    »Bitte fahren Sie wieder, Madam.«
    »Was heißt hier Madam. Ich bin Cathy Herman.«
    »Sorry, aber…«
    »Hören Sie mal. Mason hat mich gesponsert. Ich habe den Job, will ich ihm sagen.«
    »Gratuliere, aber Sie können ihn nicht sprechen. Bitte, Cathy, fahren Sie.«
    »Nein.« Sie reckte das Kinn vor. »Ich will nicht. Erst möchte ich wissen, was mit Mason ist. Und überhaupt, wer sind Sie denn? Wie kommen Sie dazu, mich zurückhalten zu wollen.«
    »Ich bin Polizist!«
    »Ach du Scheiße, ein Bulle.«
    »Genau, und ich möchte Sie bitten, sich so schnell wie möglich in den Wagen zu setzen und zu verschwinden.«
    Das tat sie nicht. Statt dessen stellte sie den rechten Fuß vor den linken und schaute mich musternd an. »Gehören Sie zu dem Knaben, den ich auf der Fahrt hierher gesehen habe?«
    »Was meinen Sie?«
    »Da stand einer im Garten. Vielmehr am Rand. Ziemlich klein, schwarz angezogen. Sah aus wie ein Zwerg und trug sogar noch einen spitzen Hut. Wie ein kleiner böser Junge.«
    Ich war wie elektrisiert. »Wo haben Sie ihn gesehen?«
    »Na ja, in der Mitte.«
    »War er allein?«
    »Klar doch.« Sie kam auf mich zu. »Und jetzt sagen Sie mir endlich, was mit Mason los ist?«
    »Er ist tot!«
    »Ah!« Sie würgte das Wort heraus, wurde leichenblaß, faßte sich an den Hals, als wollte sie sich selbst erwürgen. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Hören Sie, Bulle…«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Okay, Sinclair. Sie wollen mir hier was erzählen. Mason ist nicht tot, das ist ein Witz!«
    »Es gibt andere Themen, über die ich Witze mache. Es tut mir leid, aber er ist nicht mehr am Leben.«
    Die Blondine erbleichte so stark, daß ich Furcht um ihren Gesundheitszustand bekam. »Das darf nicht sein«, keuchte sie.
    »Verflucht, wieso ist er tot?«
    »Das ist eine etwas längere Geschichte, Cathy. Jedenfalls wird er nicht mehr Ihr Agent sein.« Ich faßte sie an und drückte sie herum. »Fahren Sie bitte.«
    »Ja.« Sie sprach wie ein Roboter. »Ich fahre.«
    »Und ich begleite Sie.«
    »Wieso? Wohin?«
    »Bis zum Ende des Grundstücks.«
    Sie legte ihre Hand auf die Brust. »Glauben Sie daran, daß der Mörder sich noch hier aufhält?«
    »Wir müssen mit allem rechnen, Cathy.«
    »Kennen Sie ihn denn?«
    »Ja.« Mehr sagte ich nicht. Wir hatten ihren Wagen erreicht. Es war ein roter Opel Corsa. Bevor ich die Türen öffnete, schaute ich mich um, ob sich Mondrian und seine Zombies irgendwo zeigten.
    Wenn sie lauerten, hatte sie die Dunkelheit des Gartens verschluckt. Da waren sie für mich unsichtbar.
    Ich wollte die Frau aus einem bestimmten Grund begleiten, weil ich mir vorstellen konnte, daß der Zauberer jemand hinein-, aber nicht herausließ. Jeden Menschen mußte er als lebende Leiche eigentlich als potentielles Opfer ansehen.
    »Fahren darf ich doch — oder?«
    »Sicher.«
    Ich saß neben ihr. Cathys Hände zitterten, als der Schlüssel das Schloß suchte. Sie besaß ein etwas hartes Profil. Es
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