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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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war ich gespannt darauf, wie es weiterging, denn Mondrian, der große Zauberer, hatte verloren. Er mußte etwas unternehmen, wollte er bei seinen Leuten noch so etwas wie eine Chefrolle übernehmen.
    Meine Aktion hatte ihn tief geschockt, denn er rührte sich zunächst nicht. Darin unterschied er sich in nichts von seinen anderen Helfern. Erst nach einer Weile und nach den Blicken auf die regungslos sitzenden Zuschauer ging er vor. Selbst das Baby schrie nicht mehr, so waren die Echos seiner Schritte auf den Holzbohlen sehr gut zu hören. Da er den Kopf gesenkt hielt, kam er mir noch zwergenhafter vor. Über sein Gesicht mit den Glotzaugen tanzte der Feuerschein, er starrte die verbrannten Reste an und konnte nicht glauben, daß seine Elvira erledigt war.
    Neben den Überresten blieb er stehen. Zuerst hörten wir ihn alle, dann verstummte das Geräusch, und aus seinem Maul drang ein irres, wütendes Schreien, das die Stille der Nacht brutal aufriß und plötzlich einen anderen Klang bekam. Viel heller, schmetternder. Ich wunderte mich darüber.
    Sekunden danach wußte ich Bescheid. Nicht der Zauberer hatte dieses Geräusch ausgestoßen, dafür einer der Herolde, denn er hatte zum Angriff der Söldner geblasen.
    Auf einmal waren sie da.
    Der Boden vibrierte unter den Hufen der Pferde. Er zitterte, und das gewaltige Geräusch war wie ein Donner, der sich durch die Stille des Dorfes pflanzte.
    Der Zauberer schrie. Beide Hände streckte er den Angreifern entgegen, die auch keine Rücksicht auf die Zuschauer nahmen. Wer sich nicht retten konnte, wurde überrannt oder überritten. Die meisten schafften die Flucht.
    Lanzen flogen, Pfeile schnellten von scharf gespannten Sehnen. Als einer der ersten erwischte es den Zauberer.
    Die Lanze war zwischen seine ausgestreckten Arme hindurchgefegt und wuchtete derart mächtig in seine Brust, daß sie an der anderen Seite wieder hervortrat.
    Mondrian sah aus, als wäre er aufgespießt worden. Aber er hielt sich auf den Beinen. Die Lanze in seinem zwergenhaften Körper sorgte für eine Verteilung der Schwerkraft. Er sah so aus, als würde er über dem Boden schweben, und als er kippte, fiel er nicht auf die Bohlen, er blieb in einer schrägen Haltung, denn die Spitze der Lanze stemmte ihn auf den Bohlen ab.
    Mondrian sah in diesem Moment aus wie sein eigenes Denkmal. Noch immer sirrten Pfeile heran, trafen Körper oder hackten das Holz der Bühne auf, wo die Mitglieder zumeist flach auf den Bäuchen oder Rücken lagen.
    Wieder übertönte ein Trompetenstoß die Geräuschkulisse dieser Blutnacht.
    Der Angriff war beendet, die Söldner hatten gesiegt. Die Bühne war von ihnen umstellt worden. Ich hielt mich weiterhin im Hintergrund als Beobachter verborgen und wartete, was geschehen würde. Von den Dorfbewohnern zeigte sich ebenfalls niemand. Sie hätten den Soldaten eigentlich dankbar sein müssen. Andererseits gehörten Soldaten und Söldner gerade zu den Menschen, die ihre Siege auf eine gewisse Art und Weise feierten, indem sie sich betranken und sich an den Menschen schadlos hielten.
    Mädchen und Frauen wurden von ihnen vergewaltigt, sie plünderten auch gern, und ich konnte die Menschen verstehen, daß sie nicht vor Dankbarkeit zerflossen.
    Zwei hochgewachsene Männer stiegen von ihren Pferden und betraten die Bühne.
    Sie blieben dort stehen, wo die regungslosen Körper lagen. Der Reihe nach kontrollierten sie die Gestalten, ob noch jemand am Leben war. Die hätten ihn dann getötet.
    Es rührte sich keiner mehr.
    Mondrian stand noch immer in seiner unnatürlichen Lage. Über sein Gesicht huschte der Schatten der Flammen. Einer der Männer lachte laut auf, als er die Lanze aus dem Körper des Zauberers entfernte.
    »Packt sie!« brüllte er dann, schaute auf den Zwerg nieder und spie dicht neben ihm aus. »Ladet sie alle auf einen Karren, und schafft sie zum Friedhof.«
    Es dauerte nicht lange, da hörte ich das Malmen der Räder auf dem trockenen Boden. Zwei Männer aus dem Dorf hockten auf dem Bock des Wagens, der von zwei braunen Pferden gezogen wurde. Die Tiere scheuten, sie spürten den Geruch des Todes und auch den Blutgeruch. Vier Soldaten nahmen die Pferde an die Kandare, damit sie stillhielten und die Leichen aufgeladen werden konnten.
    Unter Aufsicht der Soldaten mußten das die Bewohner des Dorfes übernehmen, und selbst die Frauen wurden eingespannt. Leiche auf Leiche flog auf die Ladefläche, über die nicht einmal eine Plane gedeckt wurde.
    »Kommt alle mit!«
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