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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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Umwelt gezeichnet.
    Sehr genau achtete ich auf mein Kreuz. Es war durchaus möglich, daß sich seine Leuchtkraft verstärkte, je nach dem, wie nahe ich dem Zentrum der Magie kam.
    Aber es tat sich nichts.
    Ein ruhiges Flimmern lief darüber hinweg und zeichnete die Konturen nach.
    Hügel wiesen mir die Plätze, wo Menschen unter der Erde lagen. Die meisten Buckel waren mit Gras bewachsen. Einige von ihnen waren auch eingefallen, als hätte jemand mit seinen gewaltigen Füßen auf sie getreten.
    Das Gras wuchs sehr dicht. Ich schleifte mit meinen Füßen hindurch wie über die Fransen eines Teppichs hinweg.
    Plötzlich fiel mir etwas ein. Vielleicht auch deshalb, weil ein bestimmter Geruch in meine Nase drang. Es stank sehr faulig, als wären Gegenstände dabei, allmählich zu vermodern.
    Ich dachte sofort an einen Ghoul!
    Plötzlich rann es mir kalt den Rücken hinab. In der Zukunft, von hier aus gesehen in meiner Zeit, hatte ich den Ghoul zerstört. Er war der Ankou gewesen, der Friedhofswärter. In der Vergangenheit aber mußte er demnach noch existieren. Da ere sich aber bis in die Zukunft gehalten hatte, konnte ich ihn jetzt nicht zerstören.
    Neben einem krumm gewachsenen Baumstamm blieb ich stehen. Über mir breiteten die Blätter ein dichtes Dach. Wenn es Lücken zeigte und ich den Himmel sehen konnte, dann sah ich auch dort den blassen Schein des Mondlichts, das einen Fächer über den Himmel streute. Einige wenige Sterne blinkten als weit entfernte Lichter. Plötzlich traute ich meinen Augen nicht. Die Szene war so unglaubwürdig, daß sie selbst mich erschütterte.
    Jenseits der Bäume, aber noch dort, wo sich das Unterholz ausbreitete und nur flacher wurde, schwebte eine Gestalt über dem Boden. Ein Geist, ein Gespenst, weil sich das Wesen überaus lautlos bewegte. Es berührte den Untergrund, und es sah trotzdem aus, als hätte es Flügel und würde darüber hinweggleiten.
    Der Geist des Ankou?
    Es gab keine andere Alternative. Das mußte er einfach gewesen sein. So etwas hatte selbst ich noch nicht erlebt, daß sich mir ein Ghoul als geisterhaftes Wesen zeigte.
    Klar, daß ich die Verfolgung aufnahm. Mein Jagdfieber war erwacht, und ich schlug einen kleinen Bogen, um möglichst ungesehen in seinen Rücken zu gelangen. Leider konnte ich mich nicht so lautlos bewegen wie der Geist. Wenn ich lief, raschelte es schon, aber die durchscheinende Gestalt kümmerte sich nicht um mich. Sie ging einfach weiter, als wäre nichts geschehen — und stoppte grundlos.
    Auch ich blieb stehen und richtete meinen Blick gegen die Rückseite des Geistes, wenn man bei ihm überhaupt von einer Rückseite sprechen konnte.
    Ich roch den Gestank. Nicht so stark wie im Garten des Mason Todd, aber der Modergeruch wehte mir schon entgegen und breitete sich auch in meinem Mund aus.
    Einige Male mußte ich schlucken, wollte dann vor -und stoppte meinen Schritt, weil sich der Geist im gleichen Moment umdrehte, um mich anschauen zu können.
    Er hatte kein Gesicht; es gab keine besonderen Merkmale an ihm. Er war einfach da. Obwohl ich keine Augen an ihm entdeckte, hatte ich den Eindruck, angestarrt zu werden. Eine Einbildung. Der Schauer auf meinem Rücken war es nicht.
    Ich hatte die Haltung meines Kreuzes verändert und hielt es jetzt so, daß der Geist es wahrnehmen mußte. Er würde es nicht wagen, näher an mich heranzukommen. Zudem fragte ich mich, was er überhaupt hier auf dem Totenacker wollte. Ihn bewachen? Eigentlich ja, nur hatte er es zugelassen, daß die Sölder in sein Reich eingedrungen waren. Noch nie hatte ich mit dem Geist eines Ghouls kommuniziert, das trat jetzt ein, und ich erlebte abermals eine neue Erfahrung. Der Geist des Ghouls nahm mental Kontakt zu mir auf.
    »Woher stammst du, Eindringling?«
    »Das frage ich dich.«
    Die Antwort wehte wieder durch mein Hirn. »Ich bin der Ankou, ich herrsche über den Friedhof. Ich will nicht, daß jemand Unwürdiger ihn betritt, wenn du verstehst.«
    »Sind denn die anderen würdig?«
    »Sie begraben die Toten.«
    »Ich wollte zuschauen.«
    Das Gespenst zitterte mit seinen Umrissen, aber es kam nicht vor. Ich hörte wieder seine Stimme und danach die Frage, weshalb mich etwas umgab, über das er nicht hinwegkonnte. Er redete von einer Barriere, die ihm angst machte.
    Ich sprach von meinem Kreuz und erkundigte mich dann bei ihm, wer er denn sei.
    Es war kaum zu glauben, aber der Geist des Ghouls wurde auf einmal gesprächig. Ich erfuhr seine Geschichte. Daß man ihn bei
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