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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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Rücken, der ihn nach vorn taumeln ließ. Cabot wunderte sich, daß er sich auf den Beinen halten konnte.
    »Irgendwann erwischt es euch, das kann ich euch versprechen. Irgendwann, da könnt ihr sagen, was ihr wollt.«
    »Ja, ja, aber noch ist es nicht soweit. Erst bist du an der Reihe, Ca bot.«
    Sie gingen weiter und blieben dort stehen, wo die Männer aus den Dörfern einen Teil des Waldes abgeholzt hatten, um eine freie Fläche zu bekommen. Die endete nicht weit von der Steilküste entfernt, wo tief unten die mächtigen Wogen des Meeres gegen die Felsen schlugen und wie lange, hungrige Zungen an dem Gestein hochleckten, bevor sie wieder zusammenfielen. Sie nahmen ihn in die Mitte. Der Bärtige blieb hinter ihnen, und sie brachten ihn zu einem Karren mit einem Gitterkäfig aus Holz auf der Ladefläche.
    An der Rückseite besaß er eine Tür, die der Bärtige aufriß. Das Pferd vorn schnaubte und scharrte mit den Hufen. Es wußte, daß es nicht mehr lange stillstehen mußte.
    »Steig auf!«
    Cabot tat es zitternd. Die Holzbohlen erzeugten dumpf klingende Echos, als er einige Schritte über sie hinwegging und sich schließlich zusammensinken ließ.
    Er hockte auf der Ladefläche wie ein Tier, das sich verkrochen hatte und nicht mehr hervorkommen wollte.
    Der Bärtige rammte die Gittertür zu. Er persönlich stieg auf den Bock, wo er zu der Peitsche griff und die Schnur über den Rücken des Tieres zog. Der alte Gaul schnaubte unwillig, bevor er sich in Bewegung setzte und den zweirädrigen Karren hinter sich herzog. Wenn sich die Räder drehten, erklang ein Quietschen, das bei sensiblen Menschen einen Schauer hinterlassen konnte.
    Der Boden war uneben. Erst nahe des Dorfes begann der Pfad, und er führte leicht bergab, was dem Pferd das Laufen leichter machte. Cabot wußte nicht, wie er sich legen oder setzen sollte, um die Schmerzen auf seiner Brust zu lindern. Die Haut brannte. Aus der Wunde drang noch immer Blut, und er spürte jede Unebenheit, wenn die Räder darüber hinweghüpften.
    Durch die Gitter über ihm konnte er zum Himmel schauen, der grau geworden war, tiefgrau. Alles Regenwolken.
    Cabot hatte sich in sein Schicksal ergeben. Er war ein Mann in den besten Jahren, aber er hatte stets zu den Außenseitern gehört, und das wiederum hatte den übrigen Bewohnern nicht gepaßt. Seine Frau und er waren nie wohl gelitten gewesen, so war sein Schicksal eigentlich nur die Folge vergangener Taten gewesen.
    Im Dorf wußte man Bescheid. Alles, was Beine hatte, war auf dem kleinen Marktplatz versammelt. Da standen Frauen, Männer und Kinder dichtgedrängt, und sie schrien auf, als sie das Pferd und den Wagen erkannten, der in den Ort rollte.
    Zwei Häscher hockten auf den Gäulen und ritten einige Schritte voraus. Sie mußten sich bei diesem Empfang vorkommen wie zwei kleine Könige. Auf ihren Gesichtern zeichnete sich auch ein entsprechender Ausdruck ab. Eine Mischung aus Arroganz und hoheitsvollem Lächeln. Das Pferd scheute, als es den Marktplatz erreichte und in den tanzenden Schein einer Fackel schaute. Der Bärtige mußte hart an den Zügeln zerren.
    Er blieb auf dem Bock. Fragen stürmten auf ihn ein. Antworten gab er nicht, er wehrte die Worte nur mit wilden Handbewegungen ab. »Wir haben ihn euch gebracht. Alles andere ist eure Sache.« Mit steif wirkenden Bewegungen stieg er vom Bock. Die Kinder waren die ersten, die ihre Scheu überwanden. Sie lösten sich von den Händen ihrer Eltern und liefen auf den Wagen zu. Mit ihren Händen umklammerten sie die Stangen, rüttelten daran und brachten das Gefährt in schaukelnde Bewegungen.
    Das merkte auch Cabot. Er öffnete mühsam die Augen und schaute in die Gesichter hinter den Stangen, in die Augen, sah die offenen Münder, die Wut und den Haß selbst in den Gesichtern der Jüngsten. Sie waren genau vorbereitet worden, was ihn wiederum erschreckte.
    »Der blutet ja!« schrie ein Mädchen.
    »Ja, das ist eine Verletzung.«
    »Durch einen Säbel?«
    »Glaube schon.«
    »Der hätte sterben können.«
    »Das soll er noch nicht.«
    Cabot hörte sich die Kommentare an. Er hockte auf dem schmutzigen Boden, den Kopf gesenkt. Sein Mund stand offen, der Atem rasselte. Hinter den Gestalten der Kinder entdeckte er die Gesichter der erwachsenen Personen. Auch sie starrten nur ihn an, der hinter dem Gitter hockte wie ein Tier. So ähnlich fühlte er sich auch.
    Es gab für ihn kein Entrinnen, denn dem Brauch mußte Genüge getan werden.
    Die Menschen aus dem Ort hatten sich
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