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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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entschlossen, einen neuen Friedhof anzulegen. Das war an und für sich nichts Ungewöhnliches, wenn nicht etwas hinzugekommen wäre.
    Bevor die erste Leiche einen Platz in einem der Gräber fand, mußte der Friedhof auf eine besondere Art und Weise eingeweiht werden, denn er brauchte einen Ankou, einen Friedhofswärter, der ihn beschützte und als Geist selbst bei den Leichen einen Schauer hinterließ, wie die Legende behauptet.
    Cabor sollte der Ankou werden, und niemand dachte daran, die alten Rituale zu verändern.
    Deshalb wurde Cabot als erster in ein Grab hineingelassen. Nur mit einem Unterschied.
    Man begrub ihn lebendig!
    ***
    Einige Stunden später war es soweit, und die Uhr zeigte kurz vor Mitternacht.
    Sein Grab lag an einer bestimmten Stelle des Friedhofs, an der Westseite, ziemlich am Rand, denn er war als der Wärter ausersehen worden, der alles überblicken konnte.
    Natürlich kannte Cabot die alten Legenden, die sich um den Ankou drehten. Es gab sie angeblich auf jedem Friedhof, und sie hatten die Aufgabe, die Gräber zu bewachen. Die Ankous waren die Hüter der Friedhöfe. Wer immer die Ruhe der Toten störte, der wurde von ihnen abgeschreckt und in die Flucht geschlagen.
    Die Friedhöfe auf den Britischen Inseln waren berühmt für ihre Wächter, und selbst die Geistlichen hatten nichts dagegen, daß dieses alte Ritual durchgeführt wurde.
    Man war auf Nummer Sicher gegangen und hatte Cabot die Hände auf dem Rücken mit Stricken zusammengebunden. Seine Füße waren nicht gefesselt worden, er sollte allein zum Ort seines schrecklichen Sterbens gehen können, begleitet von beinahe allen Bewohnern der umliegenden Orte, die den Friedhof benutzen wollten. Nur die ganz Alten und Schwachen waren zurückgeblieben. Sie hüteten die Babies und Kleinkinder, die noch nicht laufen konnten.
    Er ging in der ersten Reihe. Seine Brust schmerzte noch immer, auch wenn die breite Wunde mittlerweile eine dicke Kruste aus geronnenem Blut aufwies.
    Seinen Kopf hatte er stolz erheben wollen. Es war beim Versuch geblieben. Zu schlimm stand das Schicksal vor seinen Augen. Manchmal dachte er daran, daß seine Frau es möglicherweise besser gehabt hatte. Sie war durch einen schnellen Herzschlag gestorben, er aber würde leiden müssen. Schrecklich lange leiden. In diesem verfluchten Grab als lebendiger Mensch liegen, irgendwann keine Luft mehr bekommen und elendig ersticken. Gab es einen schlimmeren Tod, als so zu enden?
    Daran glaubte er nicht, aber er sah auch keinen Ausweg aus diesem Dilemma.
    Es gab Menschen, die schritten ihrem Henker aufrecht und mit hocherhobenem Kopf entgegen. Die spuckten ihm noch vor der Hinrichtung ins Gesicht. Cabot gehörte nicht zu denen. Wenn er ging, dann schleiften seine zerlöcherten Schuhe über den steinigen, unebenen Boden, dann sah es aus, als würde er jeden Augenblick zusammenbrechen.
    Es gab niemand, der als Ankou auserwählt worden war und noch entkommen wäre. Das gehörte in den Bereich der Legenden und Märchen. Der Ankou stand allein gegen alle. Es war Cabot auch kein Trost, daß sein Geist überleben und die Fremdlinge vom Gebiet des Friedhofs verscheuchen würde, sein Leben neigte sich dem Ende entgegen.
    Über ihn floß der Fackelschein hinweg wie rotschwarzes, dünnes Wasser. Die Menschen leuchteten ihm, damit er nicht fiel und sie ihn nicht zum Grab tragen mußten.
    Das Gebiet des Friedhofs hatten sie bereits erreicht. Es roch nach frischgeschlagenem Holz; sie hatten ja schließlich für ihre Gräber Platz schaffen müssen.
    Die drei Häscher hatten den Ort verlassen. Ihren Lohn hatten sie bekommen, und sie würden jetzt weiterreiten und nach neuen Aufträgen lechzen. Davon lebten sie.
    Ein hochgewachsener Mann mit dunklen Haaren und einem ebenso dunklen Bart überholte den Verurteilten und schwenkte seine Fackel. Es war der Schmied des Ortes. Er hieß Neill, war als gewalttätig verschrien und blieb neben der Grube stehen, die bereits ausgehoben war und als Grab dienen sollte. Als er seine Fackel senkte, drang ein Teil des flackernden Lichts in die Öffnung hinein und leuchtete an den feuchten, lehmigen Wänden entlang. Das Grab bekam ein unruhiges Leben eingehaucht. Sein Inneres zuckte und zitterte. Es wartete darauf, das frische Opfer schlucken zu können.
    Die Erde roch frisch. Cabot aber widerte der Geruch an. Er kam ihm faulig und leichenhaft vor, und plötzlich ging er nicht mehr weiter. Das Grab war ihm unheimlich geworden. Der Lichtschein schien die Erdgeister aus
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