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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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brüllte der Anführer der Söldner. »Los, kommt mit zum Friedhof! Nehmt Fackeln mit! Wir werden sie in die großen Gräber werfen. Und wenn das Begräbnis beendet ist, werden wir zusammen feiern, das kann ich euch sagen.«
    Die Söldner johlten, die Bewohner aber schwiegen. Auf sie wirkte die Ankündigung des Festes mehr wie eine Drohung.
    Wenig später machten sie sich auf den Weg zum Friedhof. Ich aber begleitete sie dabei, ohne allerdings von ihnen entdeckt zu werden… Auf jeden Fall wollte ich mir das Begräbnis mit anschauen…
    ***
    Die unteren spitz zulaufenden Enden der brennenden Pechfackeln waren in die weiche Erde des Totenackers gerammt worden, und die Flammen sorgten dafür, daß der Friedhof in einen tanzenden und zuckenden Lichtschein getaucht wurde.
    Das Feuer sorgte für eine unheimliche Atmosphäre. Dabei blieb er auf ein bestimmtes Feld konzentriert, und zwar dort, wo bereits mehrere Gräber geschaufelt worden waren. Auch in diese Löcher glitt der Fackelschein hinein, ohne sie allerdings immer bis zum Grund ausfüllen zu können. Der größte Teil blieb im Dunkeln.
    Ich hielt mich am Rand auf, immer geschützt von Bäumen oder Unterholz.
    Bisher hatte mich noch niemand gesehen. Der Karren war wieder weggefahren worden; die Leichen hatte man abgeladen. Sie lagen in Reih und Glied vor den Gräbern.
    Ich zählte acht Tote.
    Unter ihnen befand sich auch Mondrian, der Zauberer. Er hatte seinen Platz ungefähr in der Mitte gefunden, das Gesicht wirkte noch bleicher als sonst.
    Die Brust war von einer tiefen Wunde aufgerissen worden. Blut allerdings sah ich nicht.
    Die Söldner ließen sich das Kommando nicht aus der Hand nehmen.
    »Los, packt sie!« lauteten die Befehle. »Packt sie und werft sie endlich in die Gruben!«
    Die Leute zögerten noch. Den Umgang mit Leichen waren sie nicht gewohnt. Zwei Söldnern dauerte es zu lange. Mit Lederpeitschen schlugen sie auf die Rücken der Menschen.
    Ihr Anführer lachte. Ich ballte die Hände zu Fäusten und hatte Mühe, mich zurückzuhalten. Liebend gern hätte ich eingegriffen. Die Leute aus Selsey gehorchten. Es waren die Männer, die sich bückten und die Toten anhoben. Manchmal sah ich den Ausdruck auf ihren Gesichtern, der doch einen ziemlichen Widerwillen zeigte. Mir wäre es nicht anders ergangen.
    Nicht weit von den offenen Gräbern entfernt türmte sich der ausgehobene Lehm zu kleinen Hügeln hoch. Dahinter standen die Frauen. Mit bangen Blicken schauten sie sich das grausige Geschehen an, beobachtet von manchem Söldner, der darauf wartete, daß das große Fest begann. Da wollte ich nicht in der Haut der Frauen stecken. Aber ich spürte auch etwas anderes.
    Es war mein Kreuz, das sich meldete. Über seine Fläche lief ein warmer Hauch, der sich natürlich auf meiner Brust verteilte und mich augenblicklich warnte.
    In dieser Umgebung mußte eine schwarzmagische Bedrohung vorhanden sein! Äußerlich nicht sichtbar, nur mein sehr sensibles Kreuz spürte sie.
    Auch in dieser Zeit war Sommer. Es drückte die Luft, kaum ein Lüftchen wehte.
    Die Männer hatten die Leichen in die entsprechenden Gräber geworfen und wurden von den Söldnern angetrieben, die Gruben wieder zuzuschaufeln.
    »Und nicht so faul, schließlich haben wir euch von diesem Zauberer befreit!«
    Schaufeln steckten bereits in den Lehmbergen. Kräftige Hände griffen zu, und schon wenig später flogen die ersten Brocken wieder zurück in die Gräber.
    Es würde eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, bis die Gruben zugeschaufelt waren, so konnte ich mich um die Dinge kümmern, die für mich wichtig waren.
    Grundlos hatte mich das Kreuz nicht gewarnt. Wo also hielt sich die Gefahr verborgen? Und noch eine Frage beschäftigte mich. Wer verbarg sich dahinter?
    Weder die Soldaten noch die Bewohner von Selsey konnten auf ihre Umgebung achten. Es mußte schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie mich, den Fremden, erwischten.
    Auf der Bühne hatten sie mich erlebt. Da war ich hochgesprungen und hatte eingegriffen. In ihrer Erinnerung würde ich vorhanden bleiben, und ich wollte die Menschen auch vor der Gefahr bewahren. Der Friedhof war mit dem Gelände, auf dem Todds Haus stand, nicht zu vergleichen. Nicht allein die Gräber bedeckten ihn, auch wuchsen dort, wo ich mich aufhielt, Bäume hoch. Dazwischen stand dorniges und sperriges Unterholz wie eine Wand.
    Ich konnte mich nicht zurückhalten und steckte mir einige Blaubeeren in den Mund. Sie schmeckten wunderbar und waren noch nicht von der
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