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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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Schritten den großen Raum verließ, begleitet vom Lachen des Agenten, der durch die Scheibe in den dunkler gewordenen Himmel schaute.
    Als Holly die Tür hinter sich zuknallte, hörte es sich an wie ein Schuß. Mason Todd lächelte. Er kannte das Spiel. Heute war Holly sauer, morgen auch, übermorgen ebenfalls. Irgendwann aber würde sie zurückkommen, reumütig, heulend.
    So war das eben.
    Für die jungen Mädchen hart, für ihn nicht, denn er profitierte von ihnen. Und das nicht nur beruflich.
    Gewissensbisse besaß er nicht. Die Mädchen wollten es nicht anders. Und es gab Nachschub genug. Da konnte die Gesellschaft noch so aufgeklärt sein, für eine Rolle beim Film oder beim Fernsehen taten sie alles. Sie spielten sich sogar gegenseitig aus, sie schlugen sich, sie intrigierten und arbeiteten mit allen Tricks, um die Konkurrentin auszustechen.
    Agenten wie Mason Todd hatten es da gut. Sie waren die Leute, die wie Spinnen in den Netzen hockten und ihre Fühler ausstreckten. Dabei brauchten sie nicht einmal viel zu tun. Hatte ein Mädchen erst von ihnen Wind bekommen, riefen sie an oder ließen sich selbst blicken. Todd konnte dann auswählen. Sie alle waren willig, und sie alle wußten um die Macht der Agenten.
    Deshalb kehrten sie auch wieder zurück. Ausnahmslos. Todd brauchte nur zu warten. Mit dieser Gewißheit zündete er sich eine neue Zigarette an…
    ***
    Holly war auf achtzig, wenn nicht schon auf hundert, als sie das prächtige Hügelhaus verließ.
    Der breite Eingang lag tiefer. Ein Garagendeck war in den Hügel hineingebaut worden, und der von der Straße herführende Privatweg endete dort.
    Umgeben war das prächtige Haus von einem Garten, der nicht typisch englisch war. Die meisten Engländer pflegten ihre Gärten so, daß sie aussahen wie Parks.
    Für so etwas hatte Mason Todd kein Auge. Es war ihm zudem egal. Er ließ den Garten wachsen und wuchern. Nur zweimal im Jahr kamen die Gärtner und räumten um.
    Im Sommer blühte alles prächtig. Von Wildrosen bis hin zu hohen Sonnenblumen war alles vorhanden. Insekten hatten ihr Zuhause gefunden. Stets war die Luft erfüllt von ihrem Brummen und Summen, wenn sie von Blüte zu Blüte huschten und oftmals von bunten, filigranen Schmetterlingen begleitet wurden, die ihren Zickzack-Kurs flogen.
    Holly war nicht mit dem eigenen Wagen gekommen. Sie mußte bis zur Straße laufen, von dort bis in den Ort, wo sie sich ein Taxi schnappen konnte.
    Die Schuhe besaßen flache Absätze, so brauchte sie keine Angst davor zu haben, umzuknicken.
    Noch nie zuvor war sie während der Dunkelheit durch den Garten gelaufen. An diesem Abend erlebte sie die Premiere, und sie konnte nicht gerade sagen, daß es ihr gefiel. Was für andere ein herrlicher Abendspaziergang durch die Natur war, glich bei ihr mehr einem Spießrutenlaufen. Hin und wieder fluchte sie wütend vor sich hin, während sie über die Natursteine lief und achtgab, nicht zu stolpern. Mit den zweimal im Jahr erscheinenden Gärtnern hatte sie nie gesprochen und sie auch nicht gesehen, aber denen war der gleiche Geruch aufgefallen wie Holly.
    Zuerst dachte sie, daß sich der Blütenduft besonders auf sie konzentrieren würde. Das stimmte nicht, denn dieser Geruch oder dieses Aroma war anders.
    Das stank…
    Auf halber Strecke blieb Holly stehen. Sie bewegte ihre Nasenflügel, als sie die Luft einsaugte. Der süßliche Geschmack blieb in ihrem Hals. Die Sommerblumen konnten es nicht sein, die rochen nicht so faulig oder nach Verwesung.
    Holly bekam eine Gänsehaut, als ihr dieser Begriff einfiel. Verwesung, das genau war es. Ja, das war der richtige Ausdruck. Es stank nach Moder und Verwesung.
    Plötzlich schwitzte sie. Es lag nicht allein an der schwülen Luft. Etwas anderes war hinzugekommen, das allerdings an ihr selbst lag und tief aus ihrem Innern an die Oberfläche drängte.
    Furcht…
    Die Angst vor dem Geruch, der so widerlich unnatürlich war und von überallher auf sie einströmte. Aus jeder Pore schien er zu steigen, um nur sie zu umwehen.
    Holly schaute zurück. Sie war bergabgegangen. Das Haus lag über ihr wie eine moderne Burg. Eine tolle Konstruktion, da hatte sich der Architekt etwas einfallen lassen. Holly besaß im Prinzip keinen Draht zu diesen Dingen, aber dieses Haus imponierte ihr schon. Sie ballte die Hände und sprach einen Schwur.
    »So weit werde ich auch noch kommen, Todd. Verlaß dich drauf. Ich werde mir ebenfalls ein Haus kaufen. Größer, schöner und imposanter als deine Hütte.
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